Sie rettet Jesus vor dem Holzwurm
Porträt Sabine Schrom aus Merching restauriert wiederentdeckte Heiligenfiguren. Die dämmerten lange Zeit auf dem Dachboden des Merchinger Marienheims vor sich hin. Eine Frage bleibt allerdings offen
Merching Viel Geduld und Zeit hat Sabine Schrom während der vergangenen Wochen gebraucht, aber ihre mühevolle Handarbeit hat sich gelohnt: Nach einer Marienfigur hat die Restauratorin und Kirchenmalermeisterin nun auch eine hölzerne Jesus-Statue vor dem Zerbröseln gerettet. Sie dämmerten zusammen mit dem heiligen Antonius lange unbeachtet auf dem Dachboden des Merchinger Marienheims vor sich hin, bis sich Simon Pschorr an sie erinnerte.
Er ist Mitglied in der Kirchenverwaltung und im Chor und wusste zwar von den fast vergessenen Figuren, doch niemand kümmerte sich wirklich um ihre Instandsetzung beziehungsweise die unbezahlbare Finanzierung. Die rettende Idee kam Pschorr, als die örtliche Pfarrbühne ihren Schwank „Der Himmel wartet nicht“in der Mehrzweckhalle aufführte. Mit dem Erlös aus den Eintrittsgeldern bekamen die Heiligen eine Verjüngungskur spendiert, wobei die Fachfrau weit unter ihrem üblichen Preis arbeitete.
In ihrer Jugend wollte sie ursprünglich Tierärztin werden und schlug dann eher zufällig den Weg der Kirchenmalerin ein; sie lernte bei der Firma Pfister in Egling, begnügte sich nicht mit dem Gesellentitel und wurde 1997 Meisterin ihres Fachs. Im Anschluss setzte sie noch eine Zusatzqualifikation als Restauratorin drauf und wurde für ihre Leistungen mit dem Staatspreis der Bayerischen Staatsregierung belohnt.
Gern erinnert sie sich an ihre Renovierung und Ausge- Die mühevolle Handarbeit erfordert neben fachlichem Können auch viel Geduld (links). Auch als Buchillustratorin ist die Merchingerin tätig (rechts). staltung der Anna-Kapelle in Merching. Beim Merchinger Krippenweg war ihr feinfühliges Talent bei Hier stellt Sabine Schrom die Schöpfung dar. Gestaltung von Krippenfiguren zu bewundern. Zur Abwechslung macht es ihr aber auch viel Spaß, Privaträume mit Wand-Illusionsmalerei zu gestalten, eigene Bilder zu malen oder das Buch „Der schwarze Wurzelgeist“zu illustrieren. Für die Figuren von Maria und Jesus waren die einzelnen Arbeitsschritte enorm aufwendig: Die Exder pertin musste sie festigen, reinigen, alte Farbschichten teils entfernen, alles neu fassen und vergolden, Risse mit Holzkitt reparieren sowie einige Finger und Zehen ersetzen – „manche Stellen habe ich ein halbes Dutzend Mal ausgebessert“, erzählt sie. „Die Statuen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts haben jahrelang unter Feuchtigkeit und starken Temperaturschwankungen gelitten“, sagt Schrom. „Denn in heißen Sommern hatte es auf dem Dachboden schon mal 50 Grad, außerdem hat der Holzwurm ganze Arbeit geleistet.“So zerbröselten die Standsockel buchstäblich, als die eineinhalb Meter großen Figuren abtransportiert wurden. Wo sie nun ihr neues Zuhause finden sollen, steht noch nicht fest. Weil die schweren Figuren aus massivem Holz stilistisch nicht zur Ausstattung der Merchinger Kirche passen, wird ein geeigneter Standort noch gesucht. Für den Erhalt des Antonius reicht das Geld der Pfarrbühne nicht ganz, aber weil sich schon einige Spender gefunden haben, dürfte bald das komplette Trio wieder in frischem Glanz erstrahlen. Damit der rote Mantel der Jesusfigur schön leuchtet, bekommt er am Ende der Restaurierung einen Schutzüberzug. Ausgleich und Entspannung von ihrer konzentrierten Detailarbeit findet die Merchingerin im turbulenten Formel-1-Rennzirkus.
Ende Juli fuhr sie übers Wochenende zum Hockenheimring, im September will sie zum ersten Mal ins belgische Spa-Francorchamps an eine der schönsten Rennstrecken der Welt. „Ob Monaco oder Monza, dieser Sport ist meine große Leidenschaft“, sagt sie und präsentiert stolz eine Schirmmütze, auf der ihr Idol Lewis Hamilton unterschrieben hat.
Jahrelang gelitten unter Feuchtigkeit und starken Temperaturschwankungen