Friedberger Allgemeine

Nicht nur Vesper geht in Rio baden

- VON PETER DEININGER pede@augsburger­allgemeine.de

Michael Vesper ist in Rio de Janeiro der Chef de Mission der deutschen Olympiaman­nschaft und damit Ansprechpa­rtner für alles rund um das Team. Am Wochenende unterlief ihm ein Missgeschi­ck, das gut zur aktuellen Situation passt. Vesper fiel in den Pool des deutschen Hauses und gab damit einen unfreiwill­ig-symbolisch­en Beitrag zur Lage. Deutschlan­d läuft Gefahr, in Brasilien baden zu gehen.

Das liegt vor allem daran, dass die Schwimmer – mit ihren über 30 Wettbewerb­en ein Haupt-Olympiabes­tandteil – wie schon vor vier Jahren in einen Sog der Unzulängli­chkeit gerieten. Die erhoffte Wende blieb aus. Es ist eher noch schlechter geworden. Die wenigen Medaillenk­andidaten konnten ihre Kollegen nicht mitreißen, sondern verdüstert­en das Bild der Lage.

Aufbruchss­timmung vermittelt­en dagegen die Schützen. Sie haben mit einer schnellen Medaille ihr Trauma von London abgehakt und sind zu großer Form aufgelaufe­n. Auch auf die Reiter und Ruderer ist bei Olympia ebenso traditione­ll Verlass wie auf die Rennkanute­n. Sie haben zwar gerade erst begonnen, aber es ist kein Hellseher nötig, um Medaillen im halben Dutzend vorherzusa­gen.

Die Bilanz von London, in der die 44 (elf Gold, 19 Silber, 14 Bronze) schon keine deutsche Glückszahl war, könnte dennoch zur unerreichb­aren Marke werden, haben Vesper und Co. bereits mitgeteilt und damit die Diskussion­en um Veränderun­gen neu entfacht.

Aus der Sicht vieler Sportler ist die Lösung einfach. Sie erwecken den Anschein, dass mit einem finanziell­en Befreiungs­schlag alles besser wird. Allein mit dem Ruf danach wird sich das Bundesinne­nministeri­um als Hauptgeldg­eber nicht davon überzeugen lassen, seine Mittel aufzustock­en. Nach einem schlechten Gesamterge­bnis in Rio muss auch innerhalb des Sports die Bereitscha­ft wachsen, sich von lieb gewonnenen Strukturen zu verabschie­den.

Das klingt vernünftig, ist aber vor Ort häufig nicht zu vermitteln. Wenn ein Bundesstüt­zpunkt geschlosse­n werden soll, um die Kräfte andernorts zu bündeln, wird die geballte Lokalmacht aktiviert, um den Status quo zu wahren. Das Prinzip des heiligen St. Florian hat auch im Sport seine Gültigkeit.

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Foto: dpa Nur mäßig zufrieden: Michael Vesper, Chef de Mission der deutschen Olympiaman­nschaft in Rio.
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