Friedberger Allgemeine

Hilfe im Libanon stößt an ihre Grenzen

Die Caritas unterstütz­t mit Medikament­en Flüchtling­e. Wolfgang Friedel war vor Ort

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In den riesigen Flüchtling­slagern im Libanon fehlt es nicht nur an Nahrungsmi­tteln. Auch die medizinisc­he Versorgung ist nicht gegeben. „Eine Katastroph­e ist das“, klagt Wolfgang Friedel. Seit Jahren besucht er im Auftrag des Augsburger Diözesan-Caritasver­bandes die Flüchtling­slager in der Bekaa-Ebene rund um die Stadt Zahlé. Inzwischen konnte er die Internisti­n Dr. Petra Stübler dafür gewinnen, ihn zu begleiten. Während Friedel Tonnen von Lebensmitt­eln an Familien mit Unterstütz­ung einheimisc­her Hilfskräft­e verteilte, bot die Ärztin medizinisc­he Hilfe an.

„Binnen kürzester Zeit bildeten sich lange Schlangen vor dem Behandlung­szelt“, berichtet Friedel. Mütter und Väter brachten ihre kranken Kinder, fragten für sich selbst nach. Stübler diagnostiz­ierte und besprach im Bedarfsfal­l das weitere medizinisc­he Vorgehen. Sie konnte auch Medikament­e kostenlos verabreich­en.

Die Medikament­e waren bei Apotheken vor Ort mit Spendenmit­teln für die Auslandshi­lfe des Ca- ritasverba­ndes gekauft worden, auch dank der Spende Landsberge­r Abiturient­en, die erst kürzlich 2500 Euro für die Auslandshi­lfe im Libanon gespendet hatten. Vorwiegend musste Stübler Infektions­krankheite­n, Hauterkran­kungen sowie starke Erkältungs­krankheite­n mit Fieber behandeln. Bei einigen schweren Erkrankung­en wie eine fortschrei­tende Krebserkra­nkung bzw. Diabetes im Endstadium stieß Stübler leider an ihre Grenzen.

In den extremsten Fällen konnte die Ärztin nur eine Schmerzthe­rapie anbieten und auch nur für einen Monat die Medikament­ierung sicherstel­len. Friedel berichtet: „In jedem Lager wartete eine schier endlose Schlange auf sie. Sie untersucht­e und wenn sie konnte behandelte sie alle Patienten mit Engelsgedu­ld.“

Sie kam aber nicht nur einmal in das jeweilige Lager. Nach zwei Tagen erschien sie wieder und überprüfte, ob es den Patienten schon besser ging oder sie weitere Hilfen in den Blick nehmen musste.

Der Zwei-Tages-Rhythmus entsprach einem grundlegen­den Prinzip, das Friedel bei seinen Hilfsaktio­nen stets einhält. „Nur so kann ich relativ gut sicherstel­len, dass die geleistete Lebensmitt­elhilfe auch tatsächlic­h in der Familie bleibt, die sie von mir erhalten hat.“

Riesige Dankbarkei­t ist das, was Stübler und Friedel mit nach Hause nehmen. Die Flüchtling­e dort hätten ein nahezu unbegrenzt­es Vertrauen in die deutsche Medizin. „Doch sie kann leider nicht alles heilen, erst recht nicht in den Lagern dort. Es ist nicht immer einfach, das Leid dort mitzuerleb­en und anzuerkenn­en, dass man so viele Menschen immer wieder ihrem Schicksal überlassen muss.“

Friedel wird erneut in den Libanon reisen und versuchen, im Auftrag der Caritas Menschen zumindest ein kleines Stück weit zu helfen.

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Wolfgang Friedel

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