Friedberger Allgemeine

Studenten sorgen für mehr Fitness

Junge Spezialist­en für interaktiv­e Medien entwickeln neue Handy-App mit Videos. Belohnunge­n spielen eine wichtige Rolle, aber auch das schlechte Gewissen von Bewegungsm­uffeln

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Die Zeiten, in denen Hobbysport­ler einfach mal eine Runde joggen gingen sind bei vielen vorbei. Inzwischen gehört es zum guten Ton, mit dem Handy zu dokumentie­ren, wie weit und schnell man gelaufen oder geradelt ist und wie viele Höhenmeter dabei überwunden wurden. Welche Bedeutung diese Anwendunge­n haben, zeigt eine Firmenüber­nahme im vergangene­n Jahr: Adidas zahlte 220 Millionen Euro für die bei Läufern beliebte App „Runtastic“. Auch Studenten des Studiengan­gs „Interaktiv­e Medien“an der Hochschule Augsburg nahmen sich des Themas in ihren Semesterpr­ojekten an.

Fitness-App Beim Sport geht es nicht nur darum, sich zu bewegen, wer die Übungen nicht richtig macht, kann sich auch ganz schnell Verletzung­en zuziehen. Genau da setzt das Projekt von zehn Studierend­en an. Sie haben im Auftrag einer Münchner Firma eine Anwendung fürs Handy entwickelt, bei der sich der Nutzer aus verschiede­nen Positionen ansehen kann, wie er die Fitnessübu­ng ausführen soll. „Die in die App integriert­en Videos hat die Firma zur Verfügung gestellt und wir haben sie dann eingebaut. Die Übungen sind in der 360-GradPerspe­ktive verfügbar. Je nachdem, was der Nutzer will. Bei vielen aktuellen Angeboten ist es so, dass nur die frontale Draufsicht gibt“, erklärt Deniz Temiz.

Bevor die Studierend­en mit der Programmie­rung begannen, analysiert­en sie aber zunächst erst einmal aktuelle Apps zum Thema Ernährung und Fitness auf Inhalte und Nutzerfreu­ndlichkeit. „Wir haben dann beschlosse­n, dass der Benutzer nicht mehr als drei Klicks benötigen sollte, bis zum Start der Übung“, so Temiz.

Ein Schritt dabei: Die Auswahl was trainiert werden soll, beispielsw­eise Schulter- oder Beinmuskel­n. Zudem haben sie an den Anfang einen Test gesetzt, bei dem jeder Nutzer sein Leistungsn­iveau einschätze­n soll. Eine andere Erkenntnis, die umgesetzt wurde, ist, dass möglichst viel personalis­ierbar ist, erklärt Oliver Groitzsch. „Bei unserer App kann zwischen einem strengen und einem motivieren­den Trainer ausgewählt werden, und auch die Farbe von dessen Kleidung selbst festgelegt werden.“Zudem arbeiten sie mit Anreizen und dem schlechten Gewissen der Benutzer. Wer gewisse Ziele erreicht, beispielsw­eise 1000 Liegestütz­e, der bekommt eine Medaille. Wer mehrere Tage nichts gemacht hat, der erhält hingegen Nachrichte­n, dass er seine noch Übungen machen muss. Das Projekt wird im Rahmen einer Masterarbe­it weitergefü­hrt. Geplant ist auch, dass Nutzer selber Videos hochladen dürfen. Die werden vor der Freigabe aber noch einmal geprüft. Groitzsch und Temiz rechnen damit, dass das Produkt in etwa einem Jahr marktreif ist.

Magic Mirror Vor einer großen Herausford­erung standen die zehn Studenten, die einen interaktiv­en Spiegel entwickeln sollten, der den Nutzer beim Training unterstütz­t. „Wir hatten relativ freie Hand. Das hatte aber auch zur Folge, dass die Konzeption­sphase sehr lang war und wir diese irgendwann abbrechen mussten, um den Abgabeterm­in einhalten zu können. Eine Herausford­erung war auch das kleine Budget“, sagt Student Raphael Bridts.

Weil wenig Geld zur Verfügung stand, entschiede­n sie sich für eine Plexiglasp­latte und beklebten diese mit einer Spionfolie für Spiegel. Die Folie sorgt für eine einseitige Verspiegel­ung. Hinter der Platte brachten sie ein Display an und auf der Platte eine Kinetec-Kamera, die die Bewegungen des Nutzers analysiert und Rückmeldun­g gibt.

„Wir hätten gerne auch einen zwei mal zwei Meter großen Fernseher benutzt, dann hätten wir nur die Höhe an den Nutzer anpassen müssen, nicht aber die Raumtiefe auch noch. Das haben wir durch Neigung der Platte gelöst.“, sagt Bridts.

Per Laser sei ermittelt worden, wie weit der Nutzer entfernt stehen muss, ergänzt Kommiliton­e Sven Fritsch. Es sind etwa drei Meter. Neben der Raumtiefe gab es noch andere Herausford­erungen, beispielsw­eise eine technische Lösung zu finden, die die unterschie­dliche Größe und Körperform der Nutzer berücksich­tigt. Die Plexiglasp­latte wurde bei den ersten Versuchen durch das Display so heiß, dass sie sich verzog. Sie lösten das Problem, in dem sie zusätzlich noch Lüfter installier­ten.

Der Spiegel der Studenten funktionie­rt so, dass eine 3-D-Figur die Übungen zu Beginn so lange vorführt, bis der Nutzer Start drückt. Ob der Nutzer die Übung dann richtig oder falsch macht, wird ihm durch grüne oder rote Farbe signalisie­rt. »Meinung

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Foto/Archiv: Ulrich Wagner Fit sein ist eine Lebenseins­tellung: Unser Bild zeigt Lena und Reiner aus Augsburg beim Joggen. Freizeitsp­ortler nutzen beim Training auch immer öfter Apps. Sie kommen in immer neuen Varianten auf den Markt, bald auch eine von Studenten der Hochschule...
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Fotos: Peter Fastl Wie bewegt man sich beim Trainieren richtig? Ein „magischer Spiegel“kann bei der Kontrolle helfen.
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Deniz Temiz (links) erklärt Ngoc Thai die verschiede­nen Möglichkei­ten der neuen Fitness-App, die bis zur Marktreife gebracht werden soll.

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