Friedberger Allgemeine

Junge Leute tun sich bei der Wohnungssu­che schwer

Viele können die hohen Preise nicht mehr zahlen. Doch es gibt Hilfen

- VON BENEDIKT WIEDEMANN

Der 20-jährige Kai Hobel hat Erfahrung bei der Wohnungssu­che: „Als ich mein Alter nannte, legten viele Vermieter den Hörer auf“, sagt der Auszubilde­nde. Letztlich habe es mit der eigenen Wohnung nur mit einer Bürgschaft seiner Eltern geklappt. Junge Menschen haben auf dem überhitzte­n Augsburger Wohnungsma­rkt das Problem, als Mieter oft nicht akzeptiert zu werden. Die erste eigene Wohnung ist aber ein wichtiger Schritt in die Selbststän­digkeit, bei dem es vieles zu beachten gilt.

Regina Förg hat gerade ihr Abitur gemacht und fängt bald ein Studium an. Eine eigene Wohnung oder eine Wohngemein­schaft wäre ihre erste Wahl. Letztlich sei es jedoch auch eine Geldfrage: „Studentenw­ohnheime sind schon noch wesentlich günstiger“. Das „Problem der steigenden Mieten“, so der 33-jährige Florian Zach, hätten alle: „Es ist absolut schwer, in Augsburg an bezahlbare­n Wohnraum zu kommen.“Viele junge Menschen bekommen nach Ausbildung oder Studium nur einen Zeitvertra­g im Job. Das schreckt Vermieter ebenfalls ab. Die Jugendinfo­rmation des Stadtjugen­drings (tip) kennt solche Probleme und hat deswegen einen Infoabend zum Thema „Wohnen für junge Leute“veranstalt­et. Dort gaben Vertreter verschiede­ner Organisati­onen Einblicke in unterschie­dliche Bereiche des Wohnens.

Ulrike Osterloh vom Forum Junge Anwaltscha­ft appelliert­e an junge Mieter, staatliche Unterstütz­ung zu nutzen: „Es braucht Mut, sich in den Behördends­chungel zu wagen. Aber wer das nicht macht, verpasst viele Gelegenhei­ten.“In jedem Fall sollten sich junge Menschen über Möglichkei­ten wie Kindergeld, Unterhalt, Bafög, Wohngeld und Studienkre­dite informiere­n.

Viele Studentenw­ohnheime in Augsburg sind unschlagba­r günstig. Sie können aber nur etwa zehn Prozent der rund 26 500 Augsburger Studenten mit einer Wohnung versorgen. In den Anlagen des Studentenw­erks gelten daher befristete Wohnzeiten von sechs bis sieben Semestern. Stefan Rehm vom Studentenw­erk sagt: „Mietintere­ssenten sollten sich so früh wie möglich bewerben, weil es oft Wartezeite­n von ein bis zwei Semestern gibt.“Thomas Weiand, Geschäftsf­ührer beim Mietervere­in Augsburg, machte deutlich, dass der akute Mangel an bezahlbare­m Wohnraum die Machtverhä­ltnisse zwischen Mieter und Vermieter verschiebt.

Nicht nur, was die Preisvorst­ellungen betrifft, sitzen Vermieter derzeit am längeren Hebel. Sie können zudem Forderunge­n stellen, die zwar nicht gesetzlich verankert, in der Praxis jedoch unumgängli­ch sind. So besteht beispielsw­eise keine gesetzlich­e Pflicht, eine Selbstausk­unft auszufülle­n. Wer dies nicht macht, müsse allerdings damit rechnen, als Mieter abgelehnt zu werden.

Der Stadtjugen­dring hat im April ein Forderungs­papier zum Thema Wohnen veröffentl­icht. Es beinhaltet vor allem den Ausbau des sozialen Wohnungsba­us.

Laut Sozialrefe­rent Stefan Kiefer ist sich die Stadt Augsburg der „angespannt­en Lage des Immobilien­markts“bewusst. Er betont, dass in der derzeitige­n Stadtratsp­eriode seit 2014 bereits 1500 Sozialwohn­ungen geplant und teilweise auch schon gebaut wurden. Zum Vergleich: Im Vorzeitrau­m von 2008 bis 2014 waren es 350.

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