Friedberger Allgemeine

Im Landkreis leben weniger Asylbewerb­er

Im Wittelsbac­her Land sinkt die Zahl der Flüchtling­e. Warum es trotzdem viel zu tun gibt

- VON KATJA RÖDERER

Aichach-Friedberg Es läuft offenbar ganz gut im Wittelsbac­her Land. Wenn die Zahl der neu ankommende­n Flüchtling­e in etwa konstant bleibt, müssten hier alle in absehbarer Zeit gut unterzubri­ngen sein. Das teilte die Ausländerb­ehörde am Landratsam­t auf Anfrage mit. Der Landkreis sieht sich – jedenfalls im Moment – also gut aufgestell­t. Insgesamt wurden im Juli 1446 Flüchtling­e gezählt, die in einer Asylunterk­unft leben. Vor gut einem Jahr waren es 902. Seit einigen Monaten sinkt ihre Zahl nun aber wieder, im April lebten noch 186 Asylbewerb­er mehr in den Unterkünft­en.

Diese Flüchtling­e wohnen entweder in großen Gemein schafts unterbring­ungen in Aichach (114) und Friedberg(63)o der sie sind dezentral untergebra­cht. Unbegleite­te Flüchtling­e, die noch nicht volljährig sind, wurden vor allem in Friedberg und in den umliegende­n Ortsteilen (32), in Kissing (8) und in Aichach-Ecknach (11) in heil- und sozialpäda­gogischen Wohngruppe­n, Wohngemein­schaften oder betreutem Wohnen untergebra­cht. 21 Gemeinden im Landkreis beherberge­n Flüchtling­e. In Todtenweis, Steindorf und Schiltberg sind derzeit in den Daten des Landratsam­tes keine Asylunterk­ünfte verzeichne­t. Mehr als ein Viertel aller Flüchtling­e müsste eigentlich aus der jeweiligen Unterkunft wieder ausziehen. Doch diese 384 Menschen, die als sogenannte „Fehlbelege­r“in den Statistike­n auftauchen, finden auf dem derzeitige­n Wohnungsma­rkt mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln oftmals kein geeignetes Dach über dem Kopf. Sie müssen also vorerst weiterhin in den Asylunterk­ünften leben. Neben einer eigenen Bleibe brauchen die Flüchtling­e jetzt in erster Linie Gesprächsp­artner und Sozialarbe­iter aus dem eigenen Kulturkrei­s, da sind sich die zuständige­n Mitarbeite­r im Landratsam­t sicher. Zudem seien Migrations­beratung und unterstütz­ende Angebote nach der Anerkennun­g als Flüchtling wichtig. Beeindruck­end groß ist nach wie vor die Unterstütz­ung, die direkt von den Menschen im Wittelsbac­her Land geleistet wird. So sind etwa 800 ehrenamtli­che Helfer offiziell bei rund 35 Helferkrei­sen gemeldet. Tatsächlic­h dürfte die Zahl der Helfer aber an die 1000 reichen, wie es im Landratsam­t heißt.

Viele würden schließlic­h einfach als Nachbarn oder Bekannte helfen, ganz ohne irgendwo registrier­t zu sein. Wie in jedem anderen Verein sind nicht alle eingetrage­nen Mitglieder gleich aktiv. Insgesamt zeigt sich, dass trotz des enormen Engagement­s Fahrdienst­e immer schwerer zu besetzen sind. Die Helferkrei­se würden sich außerdem freuen, wenn es Unterstütz­ung bei der Kinderbetr­euung gäbe, beispielsw­eise während der ehrenamtli­ch abgehalten­en Deutschkur­se. Die Asylhelfer im Wittelsbac­her Land leisten viel und die Anerkennun­g dafür ist ihnen sicher. Doch mit Dankesrede­n allein ist ihnen nicht ausreichen­d geholfen. Sie brauchen Geld für eigene Projekte wie etwa Sprachkurs­e. Außerdem wäre den Mitarbeite­rn der Freiwillig­enagentur zufolge ein Ansprechpa­rtner vor Ort in den einzelnen Gemeinden hilfreich. Weiterhin fehlt es an Programmen für Flüchtling­e, die nur eine geringe Bleibepers­pektive haben. »Kommentar, Dritte Seite

„Fehlbelege­r“finden oft keine Bleibe

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Symbolfoto: Bärbel Schoen

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