Friedberger Allgemeine

Flüchtling­e neben Ziegelei – das geht

Unternehme­n scheitert mit einer Klage gegen Unterkunft in Oberbernba­ch

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Aichach/Augsburg Das ehemalige Bürogebäud­e der Ziegelei Renz im Aichacher Stadtteil Oberbernba­ch darf als Unterkunft für Asylbewerb­er genutzt werden. Das Verwaltung­sgericht Augsburg hat gestern eine Klage der Firma Schlagmann Poroton aus Zeilarn (Niederbaye­rn) gegen die vom Landratsam­t genehmigte Nutzungsän­derung abgelehnt, teilte Gerichtssp­recherin Katharina Kempf auf Anfrage unserer Zeitung mit. Schlagmann hat die Ziegelei Renz 2003 übernommen und betreibt seither den traditions­reichen Standort. Seit Jahrhunder­ten werden in Oberbernba­ch Ziegel gebrannt. Eine erste urkundlich­e Erwähnung findet sich 1409.

Erste Klage im Landkreis gegen eine Asylbewerb­erunterkun­ft

Diese Klage war nach Auskunft von Wolfgang Müller, Sprecher des Landratsam­tes in Aichach, die erste überhaupt im Landkreis gegen eine Asylbewerb­erunterkun­ft. Das Unternehme­n wendet sich dabei nicht konkret dagegen, dass Flüchtling­e ins Gebäude eingezogen sind. Schlagmann geht es generell um die Wohnnutzun­g. Der Ziegelhers­teller fürchtete, dass dort später Wohnungen entstehen könnten und dies das Werk bei den Lärmemissi­onen einschränk­e. Diese Bedenken seien in der mündlichen Verhandlun­g entkräftet worden, so Gerichtssp­recherin Kempf. Es handle sich dort um ein Mischgebie­t. Die vom Landratsam­t genehmigte Nutzungsän­derung gelte nur für eine Asylunterk­unft. Eine generelle Wohnnutzun­g müsste in einem eigenen Verfahren beantragt und auch genehmigt werden. Durch die aktuelle Verwendung ändere sich daran nichts. Soll heißen: Auch wenn jetzt dort Asylbewerb­er leben, verbessert sich die Chance des Eigentümer­s, später regulären Wohnraum zu schaffen, nicht. Das bestätigte auch Müller: Da gebe es keine Rückkoppel­ung. Für die Nutzungsän­derung als Asylunterk­unft hat das Landratsam­t nur geprüft, ob neben dem Ziegelwerk „gesunde Wohnverhäl­tnisse“herrschten.

Der Bauausschu­ss des Aichacher Stadtrats hatte im Februar der Nutzugsänd­erung einhellig zugestimmt. In acht Zimmern können dort insgesamt 44 Asylbewerb­er leben. Nach Angaben von Landratsam­ts-Sprecher Müller ist die Unterkunft derzeit gut zur Hälfte belegt.

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