Aichach empfängt die neuen Glocken
Fünf der sechs neuen Glocken der Stadtpfarrkirche erhalten bei Pontifikalamt auf dem Schlossplatz vor rund 1500 Menschen ihren Segen
Aichach Die Aichacher Stadtpfarrei hat am Wochenende fünf ihrer sechs neuen Glocken in Empfang genommen. Am Samstag wurden die Glocken mit einem großen Umzug zur Stadtpfarrkirche geleitet. Am gestrigen Feiertag Mariä Himmelfahrt wurden sie auf dem Aichacher Schlossplatz während eines festlichen Freiluftgottesdienstes geweiht.
Rund 1500 Menschen nahmen Schätzungen zufolge an dem Pontifikalamt mit Weihbischof Anton Losinger teil. Neben den Kirchgängern beteiligten sich viele Vereine und weitere Akteure an dem historischen Ereignis. Losinger segnete die Glocken. In seiner Predigt würdigte er nicht nur ihre Bedeutung, sondern erinnerte auch an die Gräuel der Nazizeit und schlug den Bogen zum Thema Menschenrechte.
Weihbischof Losinger, Stadtpfarrer Herbert Gugler, Pfarrer Gabriel Vollmann und Pater Josef zelebrierten das Pontifikalamt. Auch der evangelische Pfarrer Winfried Stahl stand mit ihnen am Altar. Stadtpfarrer Herbert Gugler freute sich, dass so viele Menschen gekommen waren. Auch der Weihbischof unterstrich, dass es für ihn eine große Freude sei, das Patrozinium Mariä Himmelfahrt der Stadtpfarrkirche in Verbindung mit der Glockenweihe zu feiern. In seiner Predigt erzählte er eine Geschichte von Urwalddoktor Albert Schweitzer, der in seiner Kindheit mit seinen Freunden zur Vogeljagd mitgenommen wurde. Schweitzer schreibt: „Als die Glocken läuteten, flogen die Vögel weg, was für mich eine große Erleichterung war. Sie klangen wie eine Stimme des Himmels.“Der Appell des Bischofs: „Mensch und Kreatur dürfen nicht aus Lust getötet werden.“Während seiner Predigt prangerte er die „Euthanasiemorde“in der Heil- und Pflegeanstalt Irsee an. „Zum Schluss durfte der Geistliche für die Opfer nicht einmal mehr die Glocken läuten“, sagte Losinger. Nach seiner Überzeugung läuten Glocken stets zur Ehre Gottes und erinnern vor allem an die Grundrechte der Menschen.
Bei den Lesungen wurden den Gottesdienstbesuchern die Aufgaben der Glocken dargelegt: Zum Beispiel, die christliche Gemeinde zum Gebet zu rufen, Säumige zu mahnen, Trauernde zu trösten und Mutlose zu aufrichten. Die Glocken sollen aber auch einladen.
Nach der Festpredigt weihte Losinger die fünf neuen Glocken. Dieser Akt ist kirchenspezifisch ein besonderer Vorgang. Losinger besprengte die Glocken mit Weihwasser, segnete die Glocken mit Weihrauch. Dann wurden sie mit geweihtem Öl gesalbt. Assistiert von Mesner Martin Ruhland vollzog der Bischof auch den Glockenanschlag.
Zum Schluss des Gottesdienstes betonte Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann, dass dieser Tag ein großer Tag für die Stadt sei. Die Kirchturmglocken hätten seit Jahrhunderten große Bedeutung für die Stadt. Das Glockengießen sei eine große Kunst. Doch wie man bei der sechsten und größten Glocke, deren Form während des Gießens zerbrach, erlebt habe, habe dieses Handwerk auch seine Tücken.
Es wird bis vor Weihnachten dauern, bis die „Herolde Gottes“zum Kirchgang, Gebet und zur Sterbestunde läuten. Bis dahin soll die sechste Glocke neu gegossen sein und ihren Platz im Kirchturm haben. Sobald das Geläut vollzählig ist, werden die Glocken in den Turm gehoben. Kirchenpfleger Günter Füllenbach dankte allen, die sich an dem großen Projekt der Kirchenglocken und der Kirchenrenovierung beteiligt hatten. Er ließ seinen Blick fünf Jahre zurückschweifen, als alles begonnen hatte.
Alois Kammerl gab mit dem Kinderchor, der Chorgemeinschaft und den Bläsern dem Gottesdienst einen würdigen, festlichen Rahmen und bekam dafür viel Anerkennung von der Festgemeinde.