Spielen, sammeln, staunen
„Pokémon Go!“war erst der Anfang: Die „Gamescom“in Köln steht ganz im Zeichen abenteuerlicher Jagden durch virtuelle Welten. Doch das ist nicht der einzige Trend. Was die Messe sonst noch alles zu bieten hat
„Geh doch nach draußen zum Spielen!“Dieser Appell, den Millionen Eltern an ihre Sprösslinge richten seit es Computerspiele gibt, wurde kürzlich unverhofft erhört. Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene geben sich ganz ungeniert dem Sammelfieber hin, um mit der HandyApp „Pokémon Go!“kleinen Digitalwesen hinterherzujagen.
Der Hype sorgte prompt für Kurssprünge bei den Aktien des Pokémon-Erfinders Nintendo, obwohl der die App gar nicht entwickelt hat. So oder so macht das Beispiel einmal mehr deutlich: Videospiele gehören längst untrennbar zur modernen Lebenswelt.
Das zeigt sich auch auf der „Gamescom“, die von heute an und bis 21. August in Köln ihre Pforten öffnet. Eine halbe Million Besucher werden innerhalb einer Woche auf dem Kölner Messegelände erwartet. Das Treiben vor Ort wirkt auf Außenstehende ähnlich bizarr wie die virtuelle Monsterjagd. Viele Fans werden sich beim „Cosplay“als ihre Videospielhelden verkleiden, andere stehen stundenlang Schlange, um vorab einen der in den nächsten Monaten erscheinenden Titel anspielen zu dürfen.
Mehr als 800 Aussteller aus über 50 Ländern kämpfen um Aufmerksamkeit für ihre Produktionen, die nicht selten ein Budget von weit über 30 Millionen Euro verschlingen.
Im Zentrum des Interesses steht in diesem Jahr „Virtual Reality“, kurz „VR“. Mittels spezieller Brillen werden die Spieler in digitale Welten versetzt, in denen sie sich weitgehend frei bewegen können.
Eines der Probleme, mit denen die Technik dabei zu kämpfen hat, ist der begrenzte Raum, der dem Spieler im eigenen Wohnzimmer zur Verfügung steht. Die Tricks, solche Limitierungen zu kaschieren, werden allerdings immer raffinierter. Hightech-Geräte wie der Vorreiter „Oculus Rift“für knapp 700 Euro dürften allerding nur etwas für echte Enthusiasten sein. Zumal man dann auch noch einen leistungsstarken PC zum Erzeugen der Bilddaten braucht.
Demgegenüber hat Sonys ab Oktober für rund 400 Euro erhältliche VR-Brille den Vorteil, dass sie sich direkt an die aktuelle Playstation 4 anschießen lässt. Viele Dritthersteller entwickeln bereits Titel für „PlayStation VR“. So produziert die japanische Firma Capcom ihren Schocker „Resident Evil 7“parallel zur regulären Version zusätzlich in VR. Das Spiel wird damit zu einer Art interaktiver Geisterbahn, die im Juni auf der E3 in Los Angeles für Entsetzen und Begeisterung gleichermaßen sorgte.
Ob VR nun ein Erfolg wird oder nicht: Die Branche braucht solche Impulse, um nicht im immer Gleichen zu erstarren. Aus der Games- branche hervorgegangene Technologien wie VR oder 3D-Simulationen seien zudem „für die Zukunftsfähigkeit einer modernen Volkswirtschaft unverzichtbar“, sagt Dr. Maximilian Schenk, Geschäftsführer des „Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware“. Dennoch lasse Deutschland durch mangelnde Unterstützung ein großes Wachstumspotenzial ungenutzt. Computer- und Videospiele gelten hierzulande vielfach noch als ungesunde Zeitverschwendung, Kontroversen wie die kürzlich wieder aufgeflammte „Killerspiel“-Debatte tragen auch nicht zur Verbesserung des Images bei.
„Wir haben durchaus erfolgreiche Entwickler, doch es fehlen die globalen Erfolgsgeschichten“, sagt Carsten Fichtelmann, Chef der Hamburger Firma Daedalic. Während sich etwa Polen derzeit
Das sind die Spiele-Highlights der Gamescom
Titanfall 2 Im zweiten Teil des Kampfroboter-Spektakels kommen endlich auch Solospieler auf ihre Kosten. Die Kämpfe innerhalb und außerhalb der Stahlkolosse sorgen für Abwechslung und lassen kaum Zweifel, dass auch „Titanfall 2“wieder ein Hit werden wird. EA, für PC, PS4 und Xbox One, Erscheinungstermin: 28. Oktober.
Civilization VI Wie immer in der legendären Reihe gilt es, sein Volk zur erfolgreichsten Zivilisation der Welt zu machen. In Teil 6 sind Stadtplanung sowie kulturelle Entwicklung wichtiger denn je. Hinter der bunten Optik steckt ein höchst komplexes Spielsystem. 2K, für PC, Erscheinungstermin: 21. Oktober.
The Legend of Zelda („Breath of the Wild“) Eine offene Spielwelt, ein Held, der klettern und springen kann und dessen Fähigkeiten nach dem Rollenspielprinzip weiterentwickelt werden. So viel Freiheit hatten Zelda-Fans noch nie. „Breath of the Wild“wirkt erwachsener als alle vorherigen Folgen. Nintendo, für Wii U und NX, Erscheinungstermin: 2017.
Silence (Bild oben) Die kunstvoll erzählte Geschichte eines Bruders, der seine Schwester während fiktiver