Bis zur letzten Patrone
Abgeordnete bestellen erstaunlich viele, erstaunlich teure Füller
Augsburg So ein Bundestagsabgeordneter hat eine Menge Papierkram zu erledigen. Deshalb steht jedem Volksvertreter eine Kostenpauschale zur Verfügung. Davon kann er dann Büroklammern, Klarsichtfolien oder Kugelschreiber kaufen. Kein Problem, werden Sie sagen. Und da haben Sie recht. Nun ist es aber so, dass der eine oder die andere Abgeordnete mit diesem Budget in der Vergangenheit ziemlich verschwenderisch umgegangen ist. Die hat zum Beispiel herausgefunden, dass 116 Mandatsträger innerhalb von nur zehn Monaten Luxus-Stifte im Wert von stattlichen 68 000 Euro bestellt haben.
Das Ganze ist schon sieben Jahre her. Seitdem führt das Blatt unter dem Titel „Montblanc-Affäre“einen Kleinkrieg mit dem Bundestagspräsidenten – bis zur letzten Patrone. will, dass Norbert Lammert die Namen der Politikerinnen und Politiker herausrückt, die so großen Wert auf edles Schreibgerät gelegt hatten. Die Zeitung hat sogar eine richterliche Anordnung erstritten. Doch Lammert schweigt.
Immerhin einen Luxus-Liebhaber haben die Boulevard-Kollegen trotzdem enttarnt: Laurenz Meyer war einmal Generalsekretär der CDU. 2009 verabschiedete er sich aus dem Bundestag. Vorher orderte sein Büro aber noch schnell Montblanc-Stifte für mehr als 3000 Euro auf Kosten der Steuerzahler. Meyer beteuert, er habe davon nichts gewusst. Erst zu Hause, beim Auspacken von Kisten, habe er einen der Füller gefunden. Quasi wie eine Vogelspinne, die sich in der Bananenkiste aus dem Supermarkt versteckt hatte, tauchte das Ding plötzlich auf. Wo die anderen Stifte hingekommen sind, wisse er nicht. Mysteriös, oder? Heute kann das immerhin nicht mehr passieren. Der Ältestenrat des Bundestages hat entschieden: Seit 2010 dürfen Abgeordnete keine MontblancArtikel mehr abrechnen.