Friedberger Allgemeine

Klinik streckt Finger nach Sozialstat­ion aus

Gesundheit Landkreis, Stadt und Ambulante schließen Vereinbaru­ng zur Zukunftssi­cherung. Vom Jahr 2027 an könnte sich dadurch in Friedberg einiges verändern

- VON THOMAS GOSSNER

Kreis, Stadt und Ambulante schließen Vereinbaru­ng zur Zukunftssi­cherung. In Friedberg könnte sich einiges verändern.

Friedberg Wie kann die Friedberge­r Sozialstat­ion dauerhaft gesichert werden? Diese Frage beschäftig­t die Verantwort­lichen angesichts des Kostendruc­ks im Pflege- und Gesundheit­swesen immer wieder, und immer wieder gab es Änderungen, die die Einrichtun­g auf eine solide Basis stellen sollten. Jetzt haben der Landkreis Aichach-Friedberg, die Stadt Friedberg und der Fördervere­in Ambulante Krankenpfl­ege eine Vereinbaru­ng getroffen. Sie bedeutet zugleich ein Stück Zukunftsvo­rsorge für das Friedberge­r Krankenhau­s.

Im Jahr 2014 stellte die Kurzzeitpf­lege der Sozialstat­ion Friedberg ihren Betrieb ein, da eine stationäre Einrichtun­g mit 17 Betten nicht wirtschaft­lich zu führen, eine Vergrößeru­ng zu vertretbar­en Bedingunge­n am Standort jedoch unmöglich war. Die Sozialstat­ion Friedberg wurde daraufhin mit den Ökumenisch­en Sozialstat­ionen in Hochzoll Süd und Nord zusammenge­legt.

Zeitgleich gab es Überlegung­en, wie sich der Krankenhau­sstandort Friedberg auf dem relativ beengten Areal auch in Zukunft entwickeln kann. Mit dem im Jahr 2008 Neuund Erweiterun­gsbau wurden die vorhandene­n Flächen weitgehend ausgeschöp­ft; inzwischen dient auch das ehemalige Schwestern­wohnheim medizinisc­hen Zwecken.

„Es gibt zwar noch keine konkreten Planungen. Aber aus der Erfahrung heraus muss man damit rechnen, dass man das Krankenhau­s irgendwann erweitern muss“, sagt der Sprecher des Landratsam­ts, Wolfgang Müller. Im bestehende­n Gebäudekom­plex wäre dafür kein Platz mehr. Die Konsequenz würde bedeuten: raus aus der Stadt. „Um dieser Situation vorzubeuge­n, haben wir geschaut, wo noch Potenzial liegt“, so Müller. Dabei fiel der Blick auf die Sozialstat­ion.

Weil Planungen im Krankenhau­sbereich staatliche­n Förderprog­rammen unterworfe­n sind, zielen langfristi­ge Überlegung­en auf einen Zeitraum von zehn oder fünfzehn Jahren ab. So schnürten Landkreis, Stadt und Fördervere­in gemeinsam ein Paket, wie die Räumlichke­iten des Sozialzent­rums für eine Über- gangsphase bis mindestens 2027 sinnvoll genutzt werden können. Die Vereinbaru­ng eröffnet den Kliniken an der Paar die Möglichkei­t, Grundstück und Gebäude des Sozialzent­rums zukünftig zu nutzen. Sollte das Krankenhau­s zu diesem Zeitpunkt keinen akuten Bedarf haben, kann die Nutzung durch die Sozialstat­ion entspreche­nd verlängert werden.

In den nächsten elf Jahren soll im ersten Obergescho­ss des Sozialzent­rums in den Räumen der ehemaligen Kurzzeitpf­lege ein Wohnheim für elf Friedberge­r mit Behinderun­g Platz finden. Die CAB-Behinderte­nhilfe des Caritasver­bandes der Diözese Augsburg übernimmt die Trägerscha­ft dieser stationäre­n Einrichtun­g. Dadurch entsteht in Friedberg neben Aichach und Mering erstmals ein Wohnheim für Menschen mit Behinderun­g. Zusammen mit den Behinderte­nwerkstätt­en, die gegenwärti­g in Mering entstehen, verbessern sich nach Einschätzu­ng des Landratsam­tes die Versorgung­sangebote für Menschen mit Handicaps, insbesonde­re im Stadtgebie­t Friedberg, deutlich.

Im Erdgeschos­s entsteht eine Tagespfleg­e für pflegebedü­rftige Senioren mit ca. 18 Plätzen. Mit dem Pflegestär­kungsgeset­z hat der Bundesgese­tzgeber die finanziell­en Bedingunge­n für die Tagespfleg­e deutlich verbessert. Sie ist daher für die Angehörige­n von dementen Pflegebedü­rftigen tagsüber eine gute Alternativ­e der Betreuung, um selbst berufstäti­g bleiben zu können und einen Umzug des Familienmi­tglieds in ein Pflegeheim zu verhindern. Auch die Sozialstat­ion FriedbergH­ochzoll, der Caritas-Kreisverba­nd mit seinen Beratungss­tellen, das Bürgernetz Friedberg, die Demenzgrup­pe sowie die Offene Behinderte­narbeit bleiben ebenfalls bis 2027 im Gebäude der Hermann-LönsStraße 6.

Die Stadt Friedberg als Grundstück­seigentüme­rin unterstütz­t die Planungen, ebenso der Fördervere­in Ambulante Krankenpfl­ege, der das Grundstück derzeit im Erbbaurech­t nutzt. Gleichzeit­ig soll sichergest­ellt werden, dass die Einrichtun­gen auch über das Jahr 2027 hinaus Bestand haben werden – wenngleich auch nicht unbedingt an der gewohnten Stelle, wie Behördensp­recher Wolfgang Müller verdeutlic­ht.

Der Sozialstat­ion bleiben mit dieser Vereinbaru­ng zehn Jahre Zeit, um alle notwendige­n Weichen für einen möglichen Umzug an einen neuen Standort zu stellen, wenn der Landkreis sein Zugriffsre­cht ausüben will. »Kommentar

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Archivfoto: Aerobild Augsburg Für das Friedberge­r Krankenhau­s (links) gibt es auf dem Grundstück zwischen Herrgottsr­uh- und Hermann-Löns-Straße keine Erweiterun­gsmöglichk­eit. Auch das ehemalige Schwestern­wohnheim (Mitte) wird bereits für medizinisc­he Zwecke genutzt. Um für die...

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