Klinik streckt Finger nach Sozialstation aus
Gesundheit Landkreis, Stadt und Ambulante schließen Vereinbarung zur Zukunftssicherung. Vom Jahr 2027 an könnte sich dadurch in Friedberg einiges verändern
Kreis, Stadt und Ambulante schließen Vereinbarung zur Zukunftssicherung. In Friedberg könnte sich einiges verändern.
Friedberg Wie kann die Friedberger Sozialstation dauerhaft gesichert werden? Diese Frage beschäftigt die Verantwortlichen angesichts des Kostendrucks im Pflege- und Gesundheitswesen immer wieder, und immer wieder gab es Änderungen, die die Einrichtung auf eine solide Basis stellen sollten. Jetzt haben der Landkreis Aichach-Friedberg, die Stadt Friedberg und der Förderverein Ambulante Krankenpflege eine Vereinbarung getroffen. Sie bedeutet zugleich ein Stück Zukunftsvorsorge für das Friedberger Krankenhaus.
Im Jahr 2014 stellte die Kurzzeitpflege der Sozialstation Friedberg ihren Betrieb ein, da eine stationäre Einrichtung mit 17 Betten nicht wirtschaftlich zu führen, eine Vergrößerung zu vertretbaren Bedingungen am Standort jedoch unmöglich war. Die Sozialstation Friedberg wurde daraufhin mit den Ökumenischen Sozialstationen in Hochzoll Süd und Nord zusammengelegt.
Zeitgleich gab es Überlegungen, wie sich der Krankenhausstandort Friedberg auf dem relativ beengten Areal auch in Zukunft entwickeln kann. Mit dem im Jahr 2008 Neuund Erweiterungsbau wurden die vorhandenen Flächen weitgehend ausgeschöpft; inzwischen dient auch das ehemalige Schwesternwohnheim medizinischen Zwecken.
„Es gibt zwar noch keine konkreten Planungen. Aber aus der Erfahrung heraus muss man damit rechnen, dass man das Krankenhaus irgendwann erweitern muss“, sagt der Sprecher des Landratsamts, Wolfgang Müller. Im bestehenden Gebäudekomplex wäre dafür kein Platz mehr. Die Konsequenz würde bedeuten: raus aus der Stadt. „Um dieser Situation vorzubeugen, haben wir geschaut, wo noch Potenzial liegt“, so Müller. Dabei fiel der Blick auf die Sozialstation.
Weil Planungen im Krankenhausbereich staatlichen Förderprogrammen unterworfen sind, zielen langfristige Überlegungen auf einen Zeitraum von zehn oder fünfzehn Jahren ab. So schnürten Landkreis, Stadt und Förderverein gemeinsam ein Paket, wie die Räumlichkeiten des Sozialzentrums für eine Über- gangsphase bis mindestens 2027 sinnvoll genutzt werden können. Die Vereinbarung eröffnet den Kliniken an der Paar die Möglichkeit, Grundstück und Gebäude des Sozialzentrums zukünftig zu nutzen. Sollte das Krankenhaus zu diesem Zeitpunkt keinen akuten Bedarf haben, kann die Nutzung durch die Sozialstation entsprechend verlängert werden.
In den nächsten elf Jahren soll im ersten Obergeschoss des Sozialzentrums in den Räumen der ehemaligen Kurzzeitpflege ein Wohnheim für elf Friedberger mit Behinderung Platz finden. Die CAB-Behindertenhilfe des Caritasverbandes der Diözese Augsburg übernimmt die Trägerschaft dieser stationären Einrichtung. Dadurch entsteht in Friedberg neben Aichach und Mering erstmals ein Wohnheim für Menschen mit Behinderung. Zusammen mit den Behindertenwerkstätten, die gegenwärtig in Mering entstehen, verbessern sich nach Einschätzung des Landratsamtes die Versorgungsangebote für Menschen mit Handicaps, insbesondere im Stadtgebiet Friedberg, deutlich.
Im Erdgeschoss entsteht eine Tagespflege für pflegebedürftige Senioren mit ca. 18 Plätzen. Mit dem Pflegestärkungsgesetz hat der Bundesgesetzgeber die finanziellen Bedingungen für die Tagespflege deutlich verbessert. Sie ist daher für die Angehörigen von dementen Pflegebedürftigen tagsüber eine gute Alternative der Betreuung, um selbst berufstätig bleiben zu können und einen Umzug des Familienmitglieds in ein Pflegeheim zu verhindern. Auch die Sozialstation FriedbergHochzoll, der Caritas-Kreisverband mit seinen Beratungsstellen, das Bürgernetz Friedberg, die Demenzgruppe sowie die Offene Behindertenarbeit bleiben ebenfalls bis 2027 im Gebäude der Hermann-LönsStraße 6.
Die Stadt Friedberg als Grundstückseigentümerin unterstützt die Planungen, ebenso der Förderverein Ambulante Krankenpflege, der das Grundstück derzeit im Erbbaurecht nutzt. Gleichzeitig soll sichergestellt werden, dass die Einrichtungen auch über das Jahr 2027 hinaus Bestand haben werden – wenngleich auch nicht unbedingt an der gewohnten Stelle, wie Behördensprecher Wolfgang Müller verdeutlicht.
Der Sozialstation bleiben mit dieser Vereinbarung zehn Jahre Zeit, um alle notwendigen Weichen für einen möglichen Umzug an einen neuen Standort zu stellen, wenn der Landkreis sein Zugriffsrecht ausüben will. »Kommentar