Friedberger Allgemeine

Ein Kindheitst­raum wird wahr

Beruf Anna Hagemann aus Mering arbeitet als Tierpflege­rin im Zoo in München. Wie viel Futter sie jeden Tag verteilt und welches ihrer vielen Haustiere die 21-Jährige am liebsten hat

- VON HEIKE SCHERER

Mering Die 21-jährige Anna Hagemann erholt sich nach einem anstrengen­den Arbeitstag im Garten, neben ihr auf der Bank sitzt ihre Katze Mausi. Auch im Beruf hat Hagemann viel mit Tieren zu tun: Sie arbeitet im Zoo. Zu Hause ist Mausi nicht ihr einziges Haustier: Nicht weit entfernt liegen der rotbraune Kater Garfield und der weiße Main-Coon-Kater Olli. Seit März hat die Familie auch einen Hund, der auf den Namen Agua hört. In Teichen lebt eine große Anzahl von Wasserschi­ldkröten und Fischen, und aus zwei Ställen blicken je zwei große Kaninchen ins Freie.

Als Anna noch sehr klein war, träumte sie davon, mit Freundinne­n auf einem Bauernhof mit vielen Tieren zu leben. Später reifte der Wunsch, Tierpflege­rin zu werden. Mit Fleiß, Hartnäckig­keit und der Bereitscha­ft, für ein Jahr in eine andere Stadt zu ziehen, hat sie sich diesen Traum erfüllt. Vielleicht liegt Anna die Liebe zu Tieren im Blut: Vater Michael und Mutter Helga sind ebenfalls beide Tierpflege­r. Beide arbeiten aber nicht mehr im Zoo, sondern in der Forschung.

Anna machte schon als Schülerin zwei Praktika im Münchner Tierpark Hellabrunn. Sie war dafür zuständig, die Ställe auszumiste­n, die Scheiben zu putzen, und begleitete die Tierpflege­r beim Füttern. Es folgte ein Praktikum an der Universitä­t, ein sogenannte­s Sichtungsp­raktikum im Zoo, das für eine Bewerbung erforderli­ch ist.

Zunächst klappte die Bewerbung im Tierpark nicht. Anna ging nach Hamburg, wo sie in einem Einstiegsq­ualifikati­onsjahr im Tiergarten fast alle Bereiche durchlief. Besonders aufregend war die OP-Assistenz. Ein Strauß hatte sich den Schnabel aufgebroch­en und musste für die Behandlung unter Narkose gesetzt werden. Seine Körpertemp­eratur stieg so stark, dass die Operateure schnell arbeiten mussten, um sein Leben nicht in Gefahr zu bringen.

Anna bekam eine Zusage aus Hamburg, erhielt aber auch ein An- aus München. Über Nacht entschied sie sich für die bayerische Landeshaup­tstadt, obwohl sie zunächst einen anderen Plan hatte: Sie wollte mit WG-Freunden auf einen Bauernhof in Hamburg ziehen. Jetzt ist sie aber froh über ihre Entscheidu­ng nach München zu gehen. Nach der Ausbildung kaufte sie sich von ihrem Ersparten ein eigenes Pferd.

Vor etwas mehr als einem Jahr beendete die Meringerin ihre Ausbildung als Tierpflege­rin und arbeitet seitdem in der Futterwirt­schaft des Münchner Zoos. Pünktlich um 6 Uhr beginnt ihr Dienst: Gemeinsam mit vier weiteren Mitarbeite­rn ist sie zuständig, das Futter für die Tiere einzukaufe­n, herzuricht­en, zu kochen und bis 9 Uhr vor Öffnung des Tierparks auszufahre­n. „Für ältere Tiere wie unsere Tapirdame, den Orang-Utan-Mann oder als Abwechslun­g für andere Tiere oder zur leichteren Verdauung kochen wir Gemüse, Hühnchen und sogar Milchreis“, erzählt sie. Um rechtzeiti­g in München zu sein, steht sie schon um 4 Uhr auf, um vor der Arbeit noch ihre Haustiere versorgen zu können.

„Wenn wir das Futter ausgefahge­bot ren haben, bereiten wir bis 15 Uhr das Essen für den nächsten Tag vor“, verrät Anna, der die Arbeit sehr viel Spaß macht. Etwa 100 Kilogramm Karotten verfüttert der Zoo pro Tag, außerdem weitere Gemüseund Obstsorten, Rinderkeul­en, Kaninchen, Mäuse, Hühner, Küken, Fische und Innereien. Anna sagt, dass die Tiere 800 Kilo Futter täglich erhalten. Dabei seien Heu, Gras und Laub noch nicht mitgerechn­et. Da sie und ihre Kollegen Futtersäck­e aus Hochregale­n holen müssen, legte Anna vor Kurzem auch den Staplerfüh­rerschein ab.

Sie erzählt, dass in München sehr darauf geachtet werde, die Tiere zu beschäftig­en und sie durch regelmäßig­es Training auf medizinisc­he Untersuchu­ngen und Behandlung­en vorzuberei­ten. Großen Respekt hat sie vor den vier Elefantenk­ühen. Es sei ein ganz anderes Gefühl, direkt im Gehege neben ihnen zu stehen, als sie beim Besuch von außen zu betrachten. Der Elefantenb­ulle ist gerade an den Hamburger Zoo ausgeliehe­n.

Während das Pferd seit jeher Annas absolutes Lieblingsh­austier ist, kann sich die 21-Jährige im Zoo für kein einzelnes Tier entscheide­n. „Sie sind alle etwas ganz Besonderes“, sagt sie und streichelt ihrer gefleckten Katze Mausi über das Fell.

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Fotos: Tierpark Hellabrunn Anna Hagemann hat viel mit exotischen Tieren zu tun: Hier füttert sie einen Kronenkran­ich, der in Westafrika und der Sahelzone lebt. Der Vogel gilt seit dem Jahr 2000 als „gering gefährdete­s Tier“.
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Auch mit Nyalas hat Anna zu tun. Das ist eine Antilopena­rt aus dem Süden Afrikas.

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