Vom Dorf zur Kleinstadt
Mering wächst und damit verbunden ist auch der Ausbau der Infrastruktur. Bürgermeister Hans-Dieter Kandler hat noch viel vor und denkt über seine Zukunft nach
Wachstum und Wandel bescheren der Meringer Kommunalpolitik viele Themen. Bürgermeister HansDieter Kandler äußert sich im Sommergespräch.
Mering In Mering fällt die Suche nach einem Sommerloch schwer. Genügend Themen stehen für Bürgermeister Hans-Dieter Kandler und die Mitarbeiter der Verwaltung an. Die Mammutaufgabe schlechthin ist es, den Wandel der 14 000-Einwohner-Gemeinde von den dörflich geprägten Strukturen hin zur Kleinstadt zu leisten ohne dabei den Charakter der Marktgemeinde zu verlieren.
Konkret bedeutet das nun die nötige Infrastruktur zu schaffen, um den Anforderungen der wachsenden Bevölkerung gewachsen zu sein. „Das sind nicht nur Kindergarten, Schule und Hort, das betrifft auch den Ausbau der Straßen, des Ortszentrums und die Schaffung von öffentlichen Naherholungsräumen“, schildert Bürgermeister Kandler im Sommergespräch mit der Friedberger Allgemeinen die Situation. Für eine große Überraschung sorgte in den vergangenen Wochen der hohe Sanierungsbedarf des Bürgerzentrums „Schlossmühle“. Dass der Zustand der tragenden Holzbalkenkonstruktion so schlecht ist, hat die Kommune buchstäblich „kalt erwischt“. „Natürlich gab es jedes Jahr in regelmäßigem Turnus Kontrollen“, sagt Kandler, „doch innerhalb eines Jahres hat sich der Zustand massiv verschlechtert.“Der beauftrage Statiker riet der Verwaltung, das Bürgerzentrum vorsorglich zu schließen, da Erschütterungen, wie sie bei Veranstaltungen vorkommen können, zu einer Gefährdung führen könnte. Kandler liegt sehr daran, dass eine Lösung für die Marktgemeinde gefunden wird. „Wir sehen ja, wie nötig die Vereine und Bürger ein Veranstaltungszentrum benötigen.“Doch mit der Sanierung eng verbunden ist auch die Entscheidung, ob und in welcher Form der Pachtvertrag mit den Eigentümer der Schlossmühle verlängert wird. Dieser läuft 2023 aus. „Hier werden noch Verhandlungen geführt“, sagt Kandler. Die Kosten für die Instandsetzung schätzt er auf „gut 500000 Euro“. Auch hier muss man abschätzen, wer dafür aufkommt.
Teuer ist in Mering der Wohnraum. Günstige Mietobjekte sind Mangelware wie auch kaum eine Immobilie zum freien Verkauf steht. „Der Markt ist leer gefegt“, sagt Kandler. Deshalb steigt der Druck, Bauland auszuweisen. „Beim Oberfeld eins werden wir hoffentlich noch im Herbst Baurecht schaffen, damit die Bauwilligen endlich loslegen können.“Die Kommune wird annähernd 30 Bauplätze selbst vermarkten und diese nach einem Punktesystem vergeben. „Die Modalitäten dafür müssen noch vom Gemeinderat ausgearbeitet werden“, sagt Kandler. Dies werde kein einfaches Verfahren werden. „Es muss ja gerecht sein, doch wie wollen sie das schaffen?“Billig wird auch dieses Bauland nicht sein. „Wir müssen ja immerhin auf unsere Selbstkosten kommen“, betont Kandler.
Noch drängender ist die Situation aber für diejenigen, die auf den sozialen Wohnungsbau angewiesen sind. „Es gibt durchaus Menschen, die mit den ortsüblichen Mietpreisen nicht mehr mithalten können“, betont der Bürgermeister. Deshalb stehe die Kommune in der Pflicht, hier sozialen Wohnraum zu schaffen. „Werden diese Menschen obdachlos bedroht, müssen wir als Gemeinde ihnen Wohnraum anbieten“, so Kandler. Der Kommunalpolitiker sieht die Ursache dieses Problems vor allem in der Bundesregierung, die „über Jahre hinweg den sozialen Wohnungsbau vernachlässigt hat“. Angesichts der Flüchtlingsproblematik sei diese nun dabei, die Fehler vergangener Jahre auszumerzen. Kandler ist froh darüber, dass der Landkreis momentan anerkannte Asylbewerber in den für Flüchtlinge bereitgestellten Unterkünften noch duldet. „Wir haben momentan kaum bezahlbaren Wohnraum für diese Gruppe zur Verfügung.“Deshalb drängt Kandler auf die Realisierung der sozialen Wohnprojekte an der Schwägerlstraße sowie an der Kissinger Straße. Mit dem Anstieg der Bevölkerung wächst auch der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen. Seien es im Krippen- und Kindergartenbereich oder beim Hort – überall verzeichnet die Verwaltung steigende Zahlen. Auch die Grundschule an der Ambérieustraße wird mit dem bisherigen Raumprogramm nicht mehr auskommen. Bürgermeister Kandler steht hier in Verhandlung mit der katholischen Kirche. „Ich habe das Angebot, die freie Fläche gegenüber der Schule zu bekommen und könnte hier den Hort neu errichten“, erklärt er. Gleichzeitig würde dadurch wieder Platz für die Grundschule frei werden. „Das muss aber der Gemeinderat entscheiden, ob er diesen Schritt gehen will oder alles auf dem bisherigen Gelände bauen möchte“, ist sich Kandler im Klaren.
Im Argen liegt auch die Verkehrssituation im Innenort. Hier hofft Kandler auf Lösungen durch das Städtebauprogramm. „Wobei es sicher noch ein Erwachen der Bürger geben wird, wenn dann die Zahlungen durch die Ausbaubeitragssatzung für die Anlieger fällig werden“, sagt er. Für Kandler müsse eine funktionsfähige Verkehrsachse im Ortzentrum entstehen, die für eine Entlastung sorgt und nicht nur „schön aussieht“. Zwar hat Kandler noch nicht die Halbzeit seiner vierten Amtszeit als Bürgermeister hinter sich, dennoch denkt er schon an die Zukunft. „Ich hatte nach dem knappen Wahlergebnis und der Stichwahl wirklich daran zu knabbern, doch das habe ich überwunden.“Wenn er 2020 noch einmal antritt, ist er 62 Jahre alt. „Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich nicht noch einmal antreten muss, sondern es wirklich aus freien Stücken heraus könnte“, sagt er. Es stehen viele Projekte an, die ihn sehr reizen. „Jeder Bürgermeister macht seinen Job mit Herzblut und es nicht leicht, diesen aufzugeben.“