Rückkehr ins Maracanã
Es gibt Menschen, die sich ihrer öffentlichen Wirkung bewusst sind. Alcides Ghiggia war so einer. „Nur drei Menschen haben mit einer einzigen Bewegung das Maracanã zum Schweigen gebracht. Frank Sinatra, Papst Johannes Paul II. und ich.“
Ghiggia war Fußball-Nationalspieler in Uruguay und hat 1950 ins Herz der brasilianischen Fußballseele getroffen. Mit seinem Tor zum 2:1 bescherte er seinem Team überraschend den WM-Titel. Maracanãco nennen die Menschen bis heute jenes Trauma im damals neu eröffneten Stadion mit dem sagenhaften Fassungsvermögen von 200 000 Plätzen.
Fußball-Niederlagen können Spuren hinterlassen. Das 1:7 der Seleção gegen Deutschland im Halbfinale der WM 2014 (nicht im Maracanã) gilt bis heute als Synonym für die Katastrophe kickender brasilianischer Promis. Wenigstens hatte im Endspiel Mario Götze ein Einsehen und traf gegen den brasilianischen Erzfeind Argentinien. Jogis Jubel-Jungs haben im runderneuerten Maracanã einen ihrer größten Triumphe gefeiert.
Es fasst inzwischen keine 80 000 Zuschauer mehr, und selbst ein glanzvoller Auftritt wie der von Götze ist kein Garant für einen Karrieresprung, wie der inzwischen aus Bayern geflohene DortmundRückkehrer erfahren musste.
Aber der Mythos Maracanã lebt, und mit olympischem Gold würde Horst Hrubesch als Trainer der U23-Auswahl seinen besonderen Platz in der deutschen Fußballgeschichte bekommen. Der kantige Horst ist zwar nicht so smart wie der Bundes-Jogi, aber er flößt mit seiner ehrlichen Art seinen Spielern offensichtlich derart viel Grundvertrauen ein, dass sie es wie Deutschlands Frauen in Brasiliens Fußball-Tempel geschafft haben.
Die Partie zwischen den Junioren des Weltmeisters und den Gastgebern mit Barcelona-Star Neymar wird für die Brasilianer zum olympischen Höhepunkt. Gewinnen sie, hat sich all ihr Aufwand gelohnt – verlieren sie, zieht wahrscheinlich schon vor der Schlussfeier am Sonntag Tristesse in Rio de Janeiro ein.