Die Devise lautet: Einpacken lassen
Gastronomie Was unsere Wirte von der Idee halten, Gäste für halb volle Teller zu bestrafen
Friedberg Je voller die Teller, desto mehr Essensreste wandern in den Müll. Der Gastronom Guoyo Luan aus Stuttgart greift durch und verlangt bei übrig gebliebenem Essen eine Strafe. Die meisten Gastwirte aus der Region stehen diesem Vorgehensweise eher skeptisch gegenüber. „Bei so einem Konzept vergrault man doch die Gäste.“, sagt Carmen Tomasini vom Traditionsgasthof Zur Linde in Friedberg. In den seltensten Fällen kommt es vor, dass etwas auf den Tellern liegen bleibt. Ansonsten bietet sie an, das Essen einzupacken. „Und wir haben fast jedes Gericht auch als kleine Portion“, erklärt Tomasini. Außerdem ist eine Anmerkung in der Speisekarte über so ein Angebot oft sinnvoll.
Ähnlich handhabt es Angelika Indich von der Kussmühle in Friedberg. Bei ihr gibt es ebenfalls kleine Speisen, und die Gäste dürfen Reste mit nach Hause nehmen. Für sie persönlich kommt eine Strafe nicht infrage. „Es ist hart, wenn man den Gästen gleich Geld abnimmt“, meint Indich. Sie findet, dass in Restaurants und Hotels mit All-you-can eat-Buffet so ein Vorgehen sinnvoller ist. „Jeder Koch gibt sich große Mühe und will seinen Kunden etwas bieten. Das sollte geschätzt werden.“
Häufig werden die Teller zu reichlich bestückt, weil der Gast sich selbst überschätzt. Das ist auch bei Luan der Fall. Mit seiner Strategie will er die Verschwendung von Lebensmitteln reduzieren.
Gastronomen mit einer festen Speisekarte haben seltener ein Problem mit übrigem Essen. Nach eigenen Angaben sind selbst die Teller der Kinder im El Greco in Friedberg meistens leer gegessen. „Der ganze Tisch isst, so viel er kann. Und sollte doch noch etwas übrig bleiben, dann nehmen 99 Prozent das Essen mit“, erzählt der Gastronom Giannelos Padelis. Er hält nichts von der Geldstrafe, weil die Lebensmittel trotzdem weggeworfen werden. „Viele Menschen auf der Welt müssen hungern, aber eine Strafe zu verlangen, ist nicht in Ordnung“, sagt Felipe Machado. Seit Mai dieses Jahres führt er das Seehaus am Friedberger See. „Die Teller sind bei uns Italienern immer etwas voller, und wenn der Hunger eben nicht reicht, dann sollte man den Gast auch nicht zwingen, eine Strafe zu zahlen.“
Das Asia World in Dasing hat im Gegensatz zu den anderen Restaurants ein All-you-can-eat-Angebot. Die Inhaberin Gong Hui Chen kann ihren Kollegen verstehen. „Ich finde das eine gute Idee, viele nutzen das Buffet aus, und wir müssen es wegwerfen. Das tut einem in der Seele weh.“Sie kann sich gut vorstellen solch eine Gebühr einzuführen. Angst, dass sie dann Kunden verlieren könnte, hat sie nicht. „Man kann schließlich mehrmals ans Buffet gehen und muss nicht beim ersten Mal alles probieren.“
Regional hat Luans Konzept eher weniger Zukunft. Bei einem sind sich die Gastronomen aber einig, dass ihr Kollege die gesammelten Gelder gespendet werden, ist eine gute Aktion.