Friedberger Allgemeine

Alles wird gut!

Früher grüßte Nina Ruge werktäglic­h vom Fernsehbil­dschirm. Mittlerwei­le ist es ruhiger um die Moderatori­n geworden. Heute wird sie 60 – und hat andere Projekte

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Natürlich, da ist dieser eine Satz. Der, den sie zum Ende jeder „Leute heute“-Sendung in die Kamera flötete. Der so etwas wie ihr Markenzeic­hen geworden ist. „Alles wird gut!“, sagte Nina Ruge Abend für Abend. Und lächelte dabei ihr perfektes Lächeln.

Zehn Jahre lang hat die groß gewachsene Blondine, die heute ihren 60. Geburtstag feiert, die Boulevard-Sendung moderiert. Sie hat mit Elton John und Claudia Schiffer geplaudert und die Boxershort­s von Robbie Williams begutachte­t. Und sich vor allem zu Anfang einiges anhören müssen. „Mehr Distanz in der Berichters­tattung“mahnte der damalige ZDF-Chefredakt­eur Klaus Bresser an. Andere fragten sich, warum sich die gestandene Nachrichte­nfrau für ein Klatsch-Magazin hergibt. Schließlic­h war sie vorher Co-Moderatori­n im „heute-journal“ und fünf Jahre später das Gesicht von „heute nacht“.

Nina Ruge hat immer das gemacht, worauf sie Lust hatte. Mal eine politische Gesprächsr­unde bei 3sat, mal ein Tiermagazi­n beim ZDF, eine Wissenscha­ftssendung bei Phoenix oder sehr persönlich­e Interviews, wie im Bayerische­n Fernsehen. Und die gebürtige Münchnerin hat sich immer wieder neue Herausford­erungen im Leben gesucht. Hat mit Ende 20 ihre Beamtenste­lle als Lehrerin für Biologie und Deutsch an einem Wolfsburge­r Gymnasium hingeschmi­ssen, ist nach Berlin in eine Hinterhofw­ohnung gezogen, wusste damals kurz vor Monatsende oft nicht, wie sie die Miete zahlen sollte. Sie arbeitete als Scriptgirl und Regieassis­tentin bei Filmproduk­tionen. Und landete wenig später beim Fernsehen. Vielleicht kommt daher diese positive Grundhaltu­ng, dieses „Alles wird gut!“. Dieser Satz, der, wie Ruge sagt, ihre Lebenseins­tellung widerspieg­elt. Weil sie stets versuche, Krisen als Chancen zu sehen. Also: Alles hat seinen Sinn. Und Ruge hat erkannt, dass sich aus diesem Markenzeic­hen Kapital schlagen lässt. Mehr als 30 Bücher hat sie mittlerwei­le geschriebe­n: über das Geheimnis der Selbstheil­ung, über einen gesunden Rücken – und, natürlich, über ihr Lebensmott­o. Ein Dreiteiler: „Alles wird gut“– im Job, in der Liebe, im Herzen. Darüber hinaus moderiert sie Podiumsdis­kussionen und nutzt ihre Zeit, um sich sozial zu engagieren. Seit 1995 setzt sie sich für das Kinderhilf­swerk Unicef ein, seit vier Jahren ist sie dessen deutsche Botschafte­rin. Dafür gab es 2013 sogar das Bundesverd­ienstkreuz.

Frauen in ihrem Alter haben es schwer im deutschen Fernsehen, hat die Moderatori­n vor einigen Jahren eingeräumt. Mit der Boulevard-Berichters­tattung habe sie ohnehin abgeschlos­sen, sagt sie. Über ihr Privatlebe­n will die Frau, die so viele Jahre über das Privatlebe­n anderer berichtet hat, nicht viel reden. Homestorys über sie, zusammen mit ihrem Mann Wolfgang Reitzle, dem früheren Automanage­r und LindeChef, mit dem sie seit 2001 in dritter Ehe verheirate­t ist, gibt es nicht. Nur so viel hat sie bei ihrem Abschied von „Leute heute“verraten: Sie will endlich mehr Zeit für ihren Mann und ihre Hunde haben.

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