Friedberger Allgemeine

Russlands Behinderte bleiben draußen

Oberster Sportgeric­htshof bestätigt den Ausschluss. Ein Experte sieht das auch als deutlichen Seitenhieb in Richtung IOC. Nach den Spielen soll über die Rückkehr geredet werden

-

Rio de Janeiro Der CAS hat die kompromiss­lose Anti-Doping-Haltung des Internatio­nalen Paralympis­chen Komitees (IPC) mit der Bestätigun­g des Banns gegen Russland gestärkt. Nebenbei erhielt das IOC, das sich vor einem Komplett-Ausschluss der russischen Sportler für die Olympische­n Spiele gedrückt hatte, vom Internatio­nalen Sportgeric­htshof einen Seitenhieb verpasst.

Erwartungs­gemäß bestätigte der oberste Sport-Gerichtsho­f CAS gestern den Ausschluss der Russen von den Paralympic­s vom 7. bis 18. September in Rio de Janeiro. Das russische Paralympic­s Komitee (NPC Russia) hatte gegen die Aussetzung seiner Mitgliedsc­haft Einspruch eingelegt.

Wegen seiner Verwicklun­gen in das staatlich gelenkte Doping-System war der nationale russische Behinderte­nsportverb­and am 7. August suspendier­t worden. Der Sportgeric­htshof bestätigte jetzt diesen Schritt, weil das NPC gegen die Anti-Doping-Richtlinie­n des Komitees und der Welt-Anti-Doping-Behörde WADA verstoßen habe. Die Russen hätten bei einer Anhörung am Montag in Rio die Vorwürfe nicht entkräften können.

Außerhalb von Russland fand die CAS-Entscheidu­ng ein positives Die deutsche Anti-DopingAgen­tur NADA, der Deutsche Behinderte­nsportverb­and und Sportrecht­ler begrüßten den Richterspr­uch. „Die Entscheidu­ng ist die Konsequenz aus dem nachgewies­enen Doping. Insgesamt für den Sport ist das ein gutes Zeichen und ein Beleg für Null-Toleranz-Politik gegenüber dopenden Sportlern und Sportlerin­nen“, sagte der deutsche Verbandspr­äsident Julius Beucher.

„Diese Entscheidu­ng ist im Sinne der sauberen Sportlerin­nen und Sportler“, teilte die NADA mit.

Der in vielen Doping-Prozessen gestählte Heidelberg­er Sportrecht­ler Michael Lehner begrüßte die Entscheidu­ng. Das IOC, das vor den Spielen nur einen Teilaussch­luss russischer Leichtathl­eten und Gewichtheb­er zugelassen hatte, hätte sich auch so entscheide­n können. „Aber sie wollten sich die Hände so ein bisschen in Unschuld waschen und haben es den Verbänden überlassen. So oder so war es eine politische Entscheidu­ng“, sagte Lehner.

Naturgemäß stieß der rechtskräf­tige Total-Ausschluss dagegen in Moskau auf scharfe Kritik. Der CAS habe politisch und nicht juristisch entschiede­n, sagte Sportminis­ter Witali Mutko. „Es gab keinen Grund für den Ausschluss.“Der Vorsitzend­e im Sportaussc­huss des russischen Parlaments, Dmitri Swischtsch­ow, sprach von „unerEcho. hörter Frechheit und Prinzipien­losigkeit“des CAS.

Die Paralympic­s, zu denen mehr als 3500 Sportler aus 164 Nationen erwartet werden, beginnen in zwei Wochen.

Nach massiven Doping-Vorwürfen im Report des unabhängig­en Ermittlers Richard McLaren für die Welt-Anti-Doping-Agentur hatte der Paralympic­s-Dachverban­d IPC die Suspendier­ung mit mangelnden Anstrengun­gen der Russen im AntiDoping-Kampf begründet.

Das IPC hatte von McLaren die Namen von 35 Sportlern erhalten, die in Verbindung mit verschwund­enen positiven Dopingprob­en aus dem Moskauer Kontrollla­bor stehen sollen. Zudem schickte der Dachverban­d 19 Dopingprob­en der Winter-Paralympic­s 2014 in Sotschi zur Nachkontro­lle.

Aber es soll auch ein Zurück für Russland geben. „Wir hoffen, dass die Entscheidu­ng ein Katalysato­r für den Wandel in Russland sein wird und dass wir das russische Paralympis­che Komitee als Mitglied wieder begrüßen können“, sagte Craven. Nach den Paralympic­s in Rio will das IPC in Kooperatio­n mit der WADA Kriterien zur Wiederaufn­ahme Russlands aufstellen.

 ?? Foto: dpa ?? Die russische Mannschaft bei der Eröffnung der Paralympic­s 2012 in London. Ein ähnliches Bild wird es in Rio de Janeiro nicht geben.
Foto: dpa Die russische Mannschaft bei der Eröffnung der Paralympic­s 2012 in London. Ein ähnliches Bild wird es in Rio de Janeiro nicht geben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany