Friedberger Allgemeine

Der strahlende Rückkehrer

FCA-Verteidige­r Philipp Max bringt die Silbermeda­ille und viele Erinnerung­en mit aus Rio. Was er bei den Pfiffen der brasiliani­schen Zuschauer empfand und worauf er im Finale gehofft hatte

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER Foto: Ulrich Wagner

Insgesamt 2488 Gold-, Silber- und Bronzemeda­illen wurden bei den Olympische­n Spielen in Rio de Janeiro an Einzel- und Mannschaft­ssportler vergeben. Eines der silbernen Glanzstück­e hält FCASpieler Philipp Max strahlend in den Händen, als er sich am Dienstag bei seinem Verein zurückmeld­et. Leicht übermüdet vom Jetlag, aber immer noch überwältig­t von den Eindrücken der aufregende­n Tage in Südamerika.

Jenen Tagen, in denen Philipp Max seine ersten Einsätze in der U-21-Fußball-Nationalma­nnschaft hatte, sein erstes Tor im DFB-Dress erzielte und mit dem Team sensatione­ll das olympische Finale erreichte. Dass er im legendären MaracanãSt­adion vor 75 000 Zuschauern dann die bittere 5:6-Niederlage im Elfmetersc­hießen gegen Brasilien miterleben musste und es für das DFBTeam „nur“Silber wurde, hat dem 22-jährigen Außenverte­idiger des FCA nicht die Begeisteru­ng für die Zeit in Rio genommen. „Wir haben nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen“, sagt auch Philipp Max wie so viele vor ihm jenen tröstenden Satz, der das Empfinden der jungen Fußballer wohl am besten beschreibt.

„Das werde ich mein ganzes Leben nicht vergessen.“

Für Philipp Max zählen in der Rückschau sowieso andere Dinge als die Farbe der Medaille. „Für mich war es ein ganz besonderes Erlebnis, das ich mein ganzes Leben nie vergessen werde. Ich bin einfach froh, Teil des Ganzen gewesen zu sein“, sagt er. Zumal er in den vergangene­n Jahren nicht den deutschen Junioren-Teams angehört hatte.

Erst kurz vor den Spielen, am 15. Juli, war der Defensivsp­ezialist in die U 21 von Trainer Horst Hrubesch berufen worden. Schon darüber war Philipp Max glücklich. „Ich wollte immer erreichen, bei der Nationalma­nnschaft dabei zu sein. Ich hatte mir für meine Karriere vorgenomme­n, dass ich das schaffe.“

Allerdings hatte er keine Ahnung, was ihn erwarten würde. „Ich bin da mit null Erwartunge­n reingegang­en. Ich kannte ja die Leute nicht.“Eine Sache, die sich in den nur drei Wochen in Brasilien entscheide­nd geändert hat. Max ist voll des Lobes über Trainer-Legende Hrubesch, seine Teamkamera­den und das Betreuerte­am. Die besonderen Momente, die er mit ihnen in Brasilien erlebt hat, Max gar nicht alle aufzählen. Klar allerdings, dass das Vorrundens­piel gegen Fidschi unbedingt dazuzählt, als er zu seinem ersten Länderspie­l-Einsatz kam. Oder das Viertelfin­ale gegen Portugal, als er mit seinem ersten Tor im DFBDress noch eins draufsetzt­e. „Da bin ich im offensiven Mittelfeld reingekomm­en und mache noch ein Tor. Das werde ich nie vergessen.“

Dass die Deutschen in jedem Spiel von den Brasiliane­rn gnaden- los ausgepfiff­en wurden, war auch „eine ganz neue Erfahrung“, scherzt Max lachend.

Und schließlic­h der Höhepunkt, das Finale in Rio de Janeiro: „Das absolute Highlight im Maracanã. 75 000! Wir sind reingekomm­en und ich glaube, ich habe in meinem Leben noch nie ein so lautes Stadion erlebt. Es war ein gellendes Pfeifkonze­rt. Sensatione­ll. Am Ende hat uns im Elfmetersc­hießen das Glück gefehlt. Aber ich bin trotzdem einkann fach wahnsinnig froh, die Medaille mitgebrach­t zu haben.“

Zu seiner Enttäuschu­ng wurde er im Finale nicht eingesetzt und musste die Verlängeru­ng und den Elfmeter-Krimi von außen verfolgen. Auch wenn es ihm in den Beinen kribbelte. „Ich habe die ganze Zeit gehofft, dass ich reinkomme“, gesteht er, „ich hätte unbändig gern einen Elfmeter geschossen und werde mich da nie drücken, wenn irgendwann mal etwas in der Richtung kommen sollte. Aber die Jungs haben schon erzählt, dass es ein ganz langer ekliger Weg ist bis zum Elfmeterpu­nkt. Da gehen die Nerven schon auf Grundeis.“

Die Silbermeda­ille feierten die Fußballer später im Deutschen Haus in Rio. „Wir haben uns mit den anderen Athleten ausgetausc­ht, die Zeit genossen. So langsam versteht man dann erst, was man da um den Hals hat“, erinnert sich Max an den Finalabend. Vom restlichen olympische­n Treiben hat der Fußballer bis auf ein Spiel der deutschen Handballer und ein paar Abende im olympische­n Dorf nur wenig mitbekomme­n, trotzdem sind die Eindrücke nachhaltig. „Es war schon erdrückend, wie eine eigene Stadt. Eigentlich nur Polizei und die ganzen Athleten. Ich kann nur schwer beschreibe­n, was man da fühlt.“

Doch Rio muss der 22-Jährige jetzt abhaken, nun rückt die Saison mit dem FCA in den Blickpunkt. Nach zwei Tagen Ausschlafe­n wird Max am heutigen Mittwoch wieder ins Mannschaft­straining einsteigen. „Ich bin froh, wieder hier zu sein, und freue mich wahnsinnig auf die neue Saison. Ich kann es kaum erwarten, dass es wieder losgeht.“

Max könnte sogar schon am Samstag beim Bundesliga-Start gegen den VfL Wolfsburg wieder dabei sein. Zwar ist ihm klar, dass er die Vorbereitu­ng versäumt hat und ihm Spielpraxi­s mit der Mannschaft fehlt, aber er würde seine Motivation durch die Silbermeda­ille gern im Verein einbringen: „Ich fühle mich gesund und fit und könnte spielen.“

 ??  ?? Mit der olympische­n Silbermeda­ille kehrte FCA-Spieler Philipp Max aus Brasilien zurück. Mit der deutschen U-21-Nationalma­nnschaft musste er sich im Finale nur dem Team aus Brasilien geschlagen geben. Eine Niederlage, die seine Begeisteru­ng für Olympia...
Mit der olympische­n Silbermeda­ille kehrte FCA-Spieler Philipp Max aus Brasilien zurück. Mit der deutschen U-21-Nationalma­nnschaft musste er sich im Finale nur dem Team aus Brasilien geschlagen geben. Eine Niederlage, die seine Begeisteru­ng für Olympia...
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Foto: imago Philipp Max bei Olympia mit seinem Trainer Horst Hrubesch.

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