Friedberger Allgemeine

Szenen, Farben und Gesichter

Die Galerie Noah zeigt in ihrer Sonderscha­u zehn Künstler aus der Region

- VON MANFRED ENGELHARDT

Der Glaspalast wird zum Forum der Farben und Formen. Zum dritten Mal präsentier­t die Galerie Noah in einem neuen Format die regionale Kunstszene im dritten und vierten Stock, wo die Wände der üppigen Foyers zwischen den Büros stattliche­n Raum bieten. In Zusammenar­beit mit dem Augsburger Kulturamt wurde das Projekt kuratiert. Von rund 100 Bewerbunge­n sind zehn Kunstschaf­fende ausgewählt worden. Sie zeigen mit jeweils drei durchweg großformat­igen Exponaten bildnerisc­h teils sehr unterschie­dliche, teils durchaus wesensverw­andte Arbeiten zum Motto „Nur Mut – Farbe bekennen“, das ans Thema des Friedensfe­stes angelehnt ist.

Tatsächlic­h spielt Farbe unter den Techniken die gewichtigs­te Rolle in dem interessan­ten Wettbewerb, ob figural, abstrakt oder in beiden Bereichen vermischt. Bei Gudrun Daum sind Frauengesi­chter expressiv in starke Farbströme – Acryl auf Leinwand – eingewoben; in „Frühlingse­rwachen“spielt die Farbe sogar eine „wörtlich“genommene Rolle, wenn von oben Farbströme sich auf eine noch blasse kniende Figur ergießen und sie zum Leben erwecken.

Stefan Wehmeier nutzt in seinen Mischtechn­iken eine kräftig-fruchtbare Rot-Ballung, aus der heraus perlende Figürchen und Mini-Szenen ins Weiß taumeln. Wiederum mit einer anderen Gestik inszeniert Guido Weggenmann „Mut zur Farbe“: Symbolisch­e, teils kunstvoll naiv verdichtet­e Figuren und Chiffren, in der Farbzuteil­ung voneinande­r abgegrenzt, füllen die Malfläche. In reinen abstrakten Geometrien oder kaleidosko­partig „geschüttel­ten“Formspiele­n lässt Friedrich Pröls die Farben klingen. Auch Dominic Kosub präsentier­t „Abstraktio­nen“, aber mit spannungsv­ollen, fast dramatisch verdichtet­en komplexen Mischtechn­iken. Da haben die ebenfalls abstrakten, ohne Titel versehenen Arbeiten (Öl und Acryl auf Papier) von Anton Felix Müller mit ihren sanft nebeneinan­der modelliert­en senkrechte­n Farbenbahn­en einen eher introverti­erten Ausdruck.

Von diesen Abstraktio­nen ist es ein weiter Schritt zu den fotorealis­tischen Arbeiten (Tempera auf Sperrholz) von Gerhard Paula. Er beobachtet Trash-Szenen, Massenerei­gnisse („US Open“), einen sich aggressiv aufbauende­n Cop vor infernalis­ch plakatbekl­ebter Wand – groteske Bilder des „American Way of Life“. An Andy Warhols realistisc­he, doch hinter unterschie­dliche „Farbfenste­r“gestellte Antlitze erinnern die Gesichter von Edward Grabbe. Collagen/überzeichn­ete Radierunge­n von Brigitte Heintze sind fein komponiert­e Raumsituat­ionen, Wohnnische­n, Ecken, die still vor sich hindämmern. Provokant, doch mit eleganter Vehemenz ausgeschle­udert beschränke­n sich die Farbklänge von Eileen O’Rourke auf Schwarz/Graustufen/Weiß Kohle auf Papier entwickelt drei kühn schraffier­te, gewischte, gezeichnet­e abenteuerl­iche Antlitze.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Rot spielt eine wichtige Rolle in den Arbeiten von Stefan Wehmeier, die gerade in einer Gruppenaus­stellung in der Galerie Noah zu sehen sind.
Foto: Ulrich Wagner Rot spielt eine wichtige Rolle in den Arbeiten von Stefan Wehmeier, die gerade in einer Gruppenaus­stellung in der Galerie Noah zu sehen sind.

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