Ex-Bundespräsident Scheel ist tot
Der große alte Mann der FDP starb mit 97 Jahren
Berlin Welcher Politiker schafft es schon, die Hitparaden (und wohl auch die Herzen der Menschen) auf spielend leichte Art zu erobern? Walter Scheel ist dies gelungen. Und noch zu seinem 90. Geburtstag, damals schon von Krankheit gezeichnet, hat er es sich nicht nehmen lassen, auf dem Marktplatz seiner Wahlheimat Bad Krozingen das Lied zu singen, das für immer mit ihm verbunden sein wird: „Hoch auf dem gelben Wagen“.
Das passte zu dem gebürtigen Rheinländer, der wegen seiner lebensfrohen Art von Parteifreunden in der FDP schon auch mal „Bruder Lustig“oder gar „Bruder Leichtfuß“genannt wurde. Doch Scheel auf Sekt und Gesang zu reduzieren, greift natürlich viel zu kurz: Der Politiker war von 1961 bis 1966 Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, bevor er 1969 Außenminister in der sozialliberalen Koalition unter Kanzler Willy Brandt wurde. Von 1974 bis 1979 war Scheel der vierte Bundespräsident der Bundesrepublik. „Mit ihm verlieren wir einen Politiker, der die Geschicke unseres Landes viele Jahre in besonderer Weise mitgestaltet hat“, erklärte Amtsinhaber Joachim Gauck, der gestern einen Staatsakt anordnete. Kanzlerin Angela Merkel sagte: „Er war ein überaus populärer Bundespräsident, der viele Menschen beeindruckt hat.“FDPChef Christian Lindner erklärte, ohne Scheel hätte es eine „neue Ostpolitik und mehr gesellschaftliche Liberalität nie gegeben“. All das war Walter Scheel, der gestern in einem Pflegeheim im baden-württembergischen Bad Krozingen gestorben ist.