Friedberger Allgemeine

Die etwas andere Städtepart­nerschaft

Augsburg sucht den Kontakt mit der syrischen Kommune Qamishli, die in einem Kriegsgebi­et liegt. Ob es tatsächlic­h zu einer Verbindung kommt, ist offen. Was Oberbürger­meister Kurt Gribl sagt

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es wäre eine Städtepart­nerschaft, die es in dieser Form bislang nicht für Augsburg gegeben hat. Die Stadt Qamishli (auch Kamishli) liegt im mehrheitli­ch von Kurden bewohnten Grenzgebie­t zur Türkei im Nord-Osten Syriens. Sie liegt somit im Kriegsgebi­et. Zuletzt fanden Ende Juli verheerend­e Bombenansc­hläge statt, die mindestens 67 Menschenle­ben und sehr viele Verletzte gefordert haben und dem Islamische­n Staat zugerechne­t werden. Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl sagt: „Schon daraus ist zu ersehen, dass es sich um eine Partnersch­aft handeln würde, die mit bisherigen Städtepart­nerschafte­n nicht vergleichb­ar wäre.“Sieben Städtepart­nerschafte­n pflegt Augsburg gegenwärti­g. Qamishli wäre somit die achte Stadt.

Die CSU-Stadtratsf­raktion hat den Antrag gestellt, zu prüfen, ob mit Qamishli eine Verbindung aufgebaut werden könne. Erste Schritte sind eingeleite­t. Vor dem Hintergrun­d eines Vortrages von Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller bei der Vollversam­mlung des Bayerische­n Städtetage­s im Juli 2016 in Memmingen, in dem für Entwicklun­gspartners­chaften in Ländern mit Flüchtling­saufkommen geworben wurde, hat Gribl zwischenze­itlich den Minister angeschrie­ben. Gribl nimmt Bezug zum Antrag der CSU-Fraktion. Im Schreiben ans Ministeriu­m werden eine Einschätzu­ng der Lage vor Ort sowie mögliche, seitens des Ministeriu­ms vorstellba­re Unterstütz­ungen angefragt. „Auch wird dann zu klären sein, welche Hilfsmaßna­hmen und wie überhaupt Beziehunge­n zu Qamishli aufgebaut und unterhalte­n werden könnten“, so Gribl. Auch dies sei eine besondere Aufgabenst­ellung, die mit bisherigen Städtepart­nerschafte­n nicht vergleichb­ar wäre. Gegenstand der Anfrage an den Minister ist zudem die Möglichkei­t von Fördermitt­eln seitens des Bundes. Die politische­n Gremien in Augsburg haben sich noch nicht mit dem Thema befasst. Vieles ist derzeit offen. Dies bestätigt der Rathausche­f: „Zum jetzigen Zeitpunkt können zum personelle­m Aufwand und sonstigen Kosten keine Aussagen getroffen werden. Die Angelegenh­eit ist im Klärungsst­adium.“

Qamishli ist eine multiethni­sche Stadt im Gouverneme­nt Al-Hasaka im Nordosten Syriens an der Grenze zur Türkei. Al-Hasaka ist zwar die Distriktha­uptstadt, dennoch ist Qamishli mit rund 200 000 Einwohnern (Schätzung 2003) etwas größer. Die Bevölkerun­g setzt sich aus Kurden, Arabern, Armeniern und einer relativ hohen Zahl von Assyrern/Aramäern zusammen. Als Folge des Bürgerkrie­ges liegt Qamishli in einem von Kurden beherrscht­en Gebiet mit dem kurdischen Namen Rojava, in dem sich de facto eigenständ­ige politische Strukturen entwickelt haben. Am Längsten währt Augsburgs Städtepart­nerschaft mit Inverness (Schottland), sie wurde im Jahr 1956 initiiert. Weitere Partnerstä­dte sind Bourges (Frankreich), Jinan (China), Nagahama, Amagasaki (beide Japan), Dayton (USA) und Liberec/Reichenber­g (Tschechien). »Kommentar

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