Friedberger Allgemeine

Sie engagieren sich für schwerstkr­anke Kinder

Angela Jerabeck aus Erlingen und Angelika Brunner aus Gablingen kämpfen seit vielen Jahren für spezielle Kurzzeitpf­legeplätze in Augsburg und Umgebung. Der Bedarf ist groß, doch es gibt noch Hürden

- VON PETER HEIDER UND ELLI HÖCHSTÄTTE­R

Angela Jerabeck (Erlingen) und Angelika Brunner (Gablingen) kämpfen für spezielle Kurzzeitpf­legeplätze in der Region. Sie wissen genau, wie schwer sich Eltern tun, allein den Alltag mit einem schwerstkr­anken oder behinderte­n Kind zu managen.

Landkreis Augsburg Drei gesunde, quirlige Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren, dazu noch die Arbeit bei einem ambulanten Intensivpf­legedienst. Viel Freizeit bleibt dabei nicht. Dennoch engagiert sich Angela Jerabeck aus Erlingen für schwerstkr­anke Kinder. Doch sie tut es nicht allein. An ihrer Seite steht die Kinderkran­kenschwest­er Angelika Brunner aus Gablingen.

Beide Frauen opfern einiges an Zeit, um den Aufbau einer Kurzzeitpf­legeeinric­htung für Kinder und Jugendlich­e mit Behinderun­g in Augsburg und Umgebung in die Wege zu leiten. Jerabeck und Brunner arbeiteten beide jahrelang in der Pflegebera­tung für behinderte Kinder in Augsburg. Sie wissen genau, wie schwer sich Eltern tun, allein den Alltag mit einem schwerstkr­anken oder behinderte­n Kind zu managen. Höchst problemati­sch wird es, wenn beispielsw­eise ein Elternteil krankheits­bedingt ausfällt und die Pflege des Kindes zu Hause nicht mehr gewährleis­tet werden kann. „Dann haben die Mütter und Väter keinerlei Möglichkei­ten, Entlastung zu bekommen“, sagt Jerabeck. So- ein Kind intensive Überwachun­g braucht, finde es in ganz Schwaben keinen Platz. Die einzige Möglichkei­t sei dann ein Aufenthalt im Klinikum oder in einem Heim.

Und genau diese Versorgung­slücke wollen Jerabeck und Brunner schließen. Sie wollen den Aufbau einer Kurzzeitpf­legeeinric­htung für Kinder und Jugendlich­e mit Behinderun­g in Augsburg und Umgebung in die Wege leiten. Sie haben bereits einen Namen für dieses Projekt gefunden und nennen es „Dachsbau“. Auch ein Freundeskr­eis wurde bereits aufgebaut.

Die Idee und das Konzept für diese Einrichtun­g entstanden vor sechs Jahren. Dabei wollen die beiden Frauen den Familien nicht nur in Krisensitu­ationen helfen. „Familien, die ihr behinderte­s Kind zu Hause pflegen, leisten Außergewöh­nliches, denn neben der Versorgung am Tag kommen oft unruhige Nächte wegen der Pflege und Aufsicht des Kindes dazu“, schildert Initiatori­n Jerabeck. Sorgen und Zukunftsän­gste würden die Familien ständig begleiten. Nicht zu unterschät­zen sei die große körperlich­e Belastung durch die kraftaufwe­ndige Pflege. „Auch die Geschwiste­rkinder müssen viel zurückstec­ken und sind sehr früh ho- Anforderun­gen ausgesetzt“, sagt Brunner. Darum würden diese Familien Unterstütz­ung benötigen, um auf lange Sicht diese Belastung gut meistern zu können. „An Urlaub oder Erholung sei da nicht zu denken“, erläutern die beiden Initiatori­nnen des Freundeskr­eises. Die Einrichtun­g „Haus Dachsbau“soll es möglich machen, dass dort ein pflegebedü­rftiges Kind kurzfristi­g untergebra­cht werden kann. Somit werden die Familien entlastet. Aubald ßerdem könnten in einer akuten Notlage Kinder und Jugendlich­e pflegerisc­h und pädagogisc­h optimal versorgt werden. Bislang sei das Projekt aber am zuständige­n Kostenträg­er gescheiter­t, erklärt Jerabeck. Zum jüngsten Treffen des Freundeskr­eises „Dachsbau“kamen neben betroffene­n Eltern auch Politiker und wichtige Ansprechpa­rtner. Dies waren: Georg Schädler (Chefarzt der Klinik Josefinum und langjährig­er Mitstreite­r), Landrat Marhen tin Sailer, Volkmar Thumser (Bezirksrat und Behinderte­nbeauftrag­ter des Bezirks Schwaben), Simone Linke (Heimaufsic­ht von Schwaben).

Jerabeck und Brunner stellten im Rahmen des Treffens auch die aktuellen Zahlen vor: Dabei handelt es sich um rund 2000 Kinder und Jugendlich­e in Schwaben, die Bedarf und gesetzlich­en Anspruch auf Kurzzeitwo­hnen haben. Dagegen gibt es nur zwölf Einrichtun­gsplätze, die alle weit außerhalb von Augsburg liegen und größtentei­ls bereits ein Jahr im Voraus ausgebucht sind. Landrat Sailer (CSU) und Volkmar Thumser (SPD) wurde der Handlungsb­edarf schnell klar. Sie versprache­n, sich in ihren Fraktionen für eine rasche Umsetzung und die nötige Kostenüber­nahme stark zu machen. Die beiden Politiker gaben sich zuversicht­lich, dass das „Haus Dachsbau“rasch realisiert werden kann. Auch Georg Schädler sowie Simone Linke versprache­n, alles ihnen Mögliche in die Wege leiten, um das Projekt voranzutre­iben.

Kontakt Wer mehr über das Projekt „Haus Dachsbau“erfahren möchte, kann sich gerne unter: kurzzeitpf­legedachsb­au@web.de melden.

 ?? Foto: Andreas Lode ?? Angela Jerabeck aus Erlingen (links) und Angelika Brunner aus Gablingen wollen ein Betreuungs­angebot für schwerstkr­anke Kinder organisier­en. Dabei müssen sie sich durch zahlreiche Paragrafen und Akten kämpfen.
Foto: Andreas Lode Angela Jerabeck aus Erlingen (links) und Angelika Brunner aus Gablingen wollen ein Betreuungs­angebot für schwerstkr­anke Kinder organisier­en. Dabei müssen sie sich durch zahlreiche Paragrafen und Akten kämpfen.

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