Sie engagieren sich für schwerstkranke Kinder
Angela Jerabeck aus Erlingen und Angelika Brunner aus Gablingen kämpfen seit vielen Jahren für spezielle Kurzzeitpflegeplätze in Augsburg und Umgebung. Der Bedarf ist groß, doch es gibt noch Hürden
Angela Jerabeck (Erlingen) und Angelika Brunner (Gablingen) kämpfen für spezielle Kurzzeitpflegeplätze in der Region. Sie wissen genau, wie schwer sich Eltern tun, allein den Alltag mit einem schwerstkranken oder behinderten Kind zu managen.
Landkreis Augsburg Drei gesunde, quirlige Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren, dazu noch die Arbeit bei einem ambulanten Intensivpflegedienst. Viel Freizeit bleibt dabei nicht. Dennoch engagiert sich Angela Jerabeck aus Erlingen für schwerstkranke Kinder. Doch sie tut es nicht allein. An ihrer Seite steht die Kinderkrankenschwester Angelika Brunner aus Gablingen.
Beide Frauen opfern einiges an Zeit, um den Aufbau einer Kurzzeitpflegeeinrichtung für Kinder und Jugendliche mit Behinderung in Augsburg und Umgebung in die Wege zu leiten. Jerabeck und Brunner arbeiteten beide jahrelang in der Pflegeberatung für behinderte Kinder in Augsburg. Sie wissen genau, wie schwer sich Eltern tun, allein den Alltag mit einem schwerstkranken oder behinderten Kind zu managen. Höchst problematisch wird es, wenn beispielsweise ein Elternteil krankheitsbedingt ausfällt und die Pflege des Kindes zu Hause nicht mehr gewährleistet werden kann. „Dann haben die Mütter und Väter keinerlei Möglichkeiten, Entlastung zu bekommen“, sagt Jerabeck. So- ein Kind intensive Überwachung braucht, finde es in ganz Schwaben keinen Platz. Die einzige Möglichkeit sei dann ein Aufenthalt im Klinikum oder in einem Heim.
Und genau diese Versorgungslücke wollen Jerabeck und Brunner schließen. Sie wollen den Aufbau einer Kurzzeitpflegeeinrichtung für Kinder und Jugendliche mit Behinderung in Augsburg und Umgebung in die Wege leiten. Sie haben bereits einen Namen für dieses Projekt gefunden und nennen es „Dachsbau“. Auch ein Freundeskreis wurde bereits aufgebaut.
Die Idee und das Konzept für diese Einrichtung entstanden vor sechs Jahren. Dabei wollen die beiden Frauen den Familien nicht nur in Krisensituationen helfen. „Familien, die ihr behindertes Kind zu Hause pflegen, leisten Außergewöhnliches, denn neben der Versorgung am Tag kommen oft unruhige Nächte wegen der Pflege und Aufsicht des Kindes dazu“, schildert Initiatorin Jerabeck. Sorgen und Zukunftsängste würden die Familien ständig begleiten. Nicht zu unterschätzen sei die große körperliche Belastung durch die kraftaufwendige Pflege. „Auch die Geschwisterkinder müssen viel zurückstecken und sind sehr früh ho- Anforderungen ausgesetzt“, sagt Brunner. Darum würden diese Familien Unterstützung benötigen, um auf lange Sicht diese Belastung gut meistern zu können. „An Urlaub oder Erholung sei da nicht zu denken“, erläutern die beiden Initiatorinnen des Freundeskreises. Die Einrichtung „Haus Dachsbau“soll es möglich machen, dass dort ein pflegebedürftiges Kind kurzfristig untergebracht werden kann. Somit werden die Familien entlastet. Aubald ßerdem könnten in einer akuten Notlage Kinder und Jugendliche pflegerisch und pädagogisch optimal versorgt werden. Bislang sei das Projekt aber am zuständigen Kostenträger gescheitert, erklärt Jerabeck. Zum jüngsten Treffen des Freundeskreises „Dachsbau“kamen neben betroffenen Eltern auch Politiker und wichtige Ansprechpartner. Dies waren: Georg Schädler (Chefarzt der Klinik Josefinum und langjähriger Mitstreiter), Landrat Marhen tin Sailer, Volkmar Thumser (Bezirksrat und Behindertenbeauftragter des Bezirks Schwaben), Simone Linke (Heimaufsicht von Schwaben).
Jerabeck und Brunner stellten im Rahmen des Treffens auch die aktuellen Zahlen vor: Dabei handelt es sich um rund 2000 Kinder und Jugendliche in Schwaben, die Bedarf und gesetzlichen Anspruch auf Kurzzeitwohnen haben. Dagegen gibt es nur zwölf Einrichtungsplätze, die alle weit außerhalb von Augsburg liegen und größtenteils bereits ein Jahr im Voraus ausgebucht sind. Landrat Sailer (CSU) und Volkmar Thumser (SPD) wurde der Handlungsbedarf schnell klar. Sie versprachen, sich in ihren Fraktionen für eine rasche Umsetzung und die nötige Kostenübernahme stark zu machen. Die beiden Politiker gaben sich zuversichtlich, dass das „Haus Dachsbau“rasch realisiert werden kann. Auch Georg Schädler sowie Simone Linke versprachen, alles ihnen Mögliche in die Wege leiten, um das Projekt voranzutreiben.
Kontakt Wer mehr über das Projekt „Haus Dachsbau“erfahren möchte, kann sich gerne unter: kurzzeitpflegedachsbau@web.de melden.