Was ein Marterl von der Ungarnschlacht erzählt
Als Otto der Große die Ungarn bei der Lechfeldschlacht besiegte, soll Bischof Ulrich dabei gewesen sein. Davon zeugt ein Marterl in Sand
Todtenweis Ottos Sieg auf dem Lechfeld gilt als einer der bedeutendsten in der deutschen Geschichte. Damit enden die Ungarneinfälle. Die Schlacht wurde wahrscheinlich am 10. August 955 im Dreieck zwischen Landsberg, Augsburg und Mering geschlagen. Der Legende nach soll Bischof Ulrich die Soldaten gesegnet haben, bevor sie in die Schlacht zogen. In Bayern ranken sich verschiedene Geschichten um diese Schlacht. Der heilige Bischof Ulrich von Augsburg wurde so im Laufe der Zeit zu einem Teilnehmer der Schlacht. Historisch ist das wohl aber nicht haltbar. Es ist jedoch überliefert, dass bei der vorherigen Belagerung der Stadt Augsburg durch die Ungarn die Verteidigung des Osttores von Bischof Ulrich persönlich überwacht worden sei und er in der darauffolgenden Nacht die Klosterfrauen in Prozessionen durch die Stadt habe ziehen lassen, um Fürbitten zur Muttergottes zu sprechen. Am Ende der Feldschlacht befanden sich die Ungarn auf der Flucht. Die Größe des Heers wurde dabei noch auf etwa 20 000 Mann geschätzt. Die Ungarn versuchten, auf die bayerische Uferseite des Lechs zu ihrem Lager zu gelangen. Doch in der direkten Umgebung des Lechfeldes hatte König Otto im Vorfeld auf der östlichen Lechleite die Burgställe und Ungarnwälle, davon allein drei bei Todtenweis, bemannen lassen. Den Magyaren war der Rückweg somit abgeschnitten. In die Enge ge- wurden die Ungarn zersplittert und niedergeschlagen.
In Zusammenhang mit der Ungarnschlacht wurde in Todtenweis ein Ulrichsmarterl errichtet. Es stand zunächst an der Stelle, an der der heilige Ulrich den Segen erteilt haben soll. Bereits in der Kataster-Uraufnahme (zur Aufstellung des Grundsteuerkatasters wurde in den Jahren von 1808-1864 Bayern erstmals vermessen) von 1813 ist in der Nähe des heutigen Kieswerkstandortes im Todtenweiser Ortsteil Sand ein Marterl eingezeichnet. Im Jahr 1955, zur Tausendjahrfeier der Ungarnschlacht, wurde eine Ulrichsäule an der Straße von Todtenweis nach Sand errichtet. Damals verlief die Straße noch weiter südlich. Im Laufe der Zeit wurde sie jedoch immer weiter nach Norden verlegt und führte schließlich direkt am Marterl vorbei.
Das Grundstück gehörte früher zur Unteren Mühle in Sand und damit zum Kloster St. Ulrich und Afra in Augsburg und fiel dann nach dem Verkauf des Anwesens an die Obermühle von Sand. Von den Todtenweisern wurde das Marterl als „Sanderweg-Seila“bezeichnet. Im Jahr 1993, im sogenannten Ulrichsjahr, wurde ein neues Ulrichsmarterl errichtet. Damals sollte jeder Todtentrieben, weiser Ortsverein eine Aufgabe zum Gelingen des Jubiläumsjahres übernehmen. Die Freiwillige Feuerwehr übernahm die Aufgabe, das alte Ulrichsmarterl auf einen neuen Platz an der Kreuzung Thierhauptener- und Kapellenstraße in Sand, nahe der Kapelle, umzusetzen. Die Planung für den neuen Standort übernahm Maurermeister Xaver Helfer. Doch schon bei den Ausgrabungsarbeiten zerbrach das alte Martel in seine Einzelteile. Es wurde beschlossen, ein neues Marterl zu planen und zu bauen. Den Neubau übernahm der damalige Vorsitzende der Feuerwehr, Johann Menzinger. Zwischen Friedberg und Wulfertshausen fand Menzinger ein Marterl, das ihm gefiel und nach diesem Vorbild baute er das neue Todtenweiser Ulrichsmarterl. Sämtliche Beton- und Maurerarbeiten wurden von ihm und seinem Gehilfen Georg Riß ausgeführt. Etwa 80 Stunden arbeiteten beide ehrenamtlich am neuen Gedenkmarterl. Das Baumaterial wurde von der Gemeinde übernommen. Weitere ehrenamtliche Hilfe kam von den Firmen Seemüller, Helfer, Hartl und Mießl aus Aindling, und von Johann Eichenseher und Familie Wagner aus Sand. Grafiker Bruno Ullmann übernahm die malerische Gestaltung. Am 21. Mai 1993 begann der Bau. Am 2. Juli fand die Einweihung statt. Das neue Ulrichsmarterl steht auf Gemeindegrund und ist somit Eigentum der Gemeinde Todtenweis.