Ist nach dem Musical in Füssen Schluss?
Wegen der Insolvenz sind bereits Hochzeiten und eine Gala abgesagt worden
Füssen Glückliche Brautpaare, feiernde Gesellschaften, ein voller Saal mit applaudierendem Publikum – alles Bilder aus vergangenen Tagen? Zumindest vorerst wird es das im Festspielhaus Füssen wohl nicht mehr geben. Mehrere Hochzeiten sowie die für September geplanten Veranstaltungen Königsgala und „Die Zauberflöte“werden nicht am Ufer des Forggensees stattfinden. Während für die Königsgala eine Alternative gefunden ist, wurde das Mozart-Stück ersatzlos abgesagt. Der Veranstalter erfuhr davon vor einer Woche. Wie berichtet, hatte der Betreiber des Veranstaltungshauses vor wenigen Wochen Insolvenz angemeldet.
Vom Insolvenzverwalter, dem Münchner Rechtsanwalt Dr. Marco Liebler, war auf mehrfache Nachfrage nichts zu erfahren. „Keine Stellungnahme“lässt er über die Pressesprecherin des Festspielhauses mitteilen. Zuvor hatte Liebler versichert, dass alle Veranstaltungen bis Anfang September – also bis zur letzten Vorstellung des Ludwig²-Musicals – wie geplant stattfinden. Bis dahin sollte eigentlich ein Käufer gefunden sein.
Zehn Interessenten gab es anfangs. Zwei davon sind nach Informationen des Füssener Bürgermeisters Paul Iacob noch im Rennen. Sie wollten auch ein Hotel am Festspielhaus errichten – eine „Zukunftsvision“, für die der Stadtrat vor geraumer Zeit die Weichen gestellt habe. Insolvenzverwalter Liebler habe sich zuversichtlich gezeigt, die Verhandlungen bis Ende August abschließen zu können. „Doch mehr weiß ich auch nicht“, sagt der Bürgermeister, der nicht begeistert ist, dass beispielsweise auch eine große Feier der VR Bank KaufbeurenOstallgäu nicht im Festspielhaus stattfinden kann. Iacob hofft auf einen baldigen Eigentümerwechsel.
Auf der Internetseite des Festspielhauses wird noch auf diverse Veranstaltungen hingewiesen. Was damit geschieht und wie viele Hochzeiten tatsächlich betroffen sind, war nicht in Erfahrung zu bringen. Mindestens drei Brautpaare wurden wenige Wochen vor dem Fest schriftlich informiert, dass es keine Feier in den beliebten Räumlichkeiten geben kann. „Das können Sie sich abschminken“– so übersetzt ein Ostallgäuer den Inhalt des Briefs. Er hätte im September im Festspielhaus gefeiert.
Enttäuschung und Ärger sind groß: Über 1000 Euro kostet die Miete für den großen Tag. Erst im Mai, wenige Wochen bevor die Insolvenz öffentlich geworden war, hatte ein Brautpaar die letzte Rate für die Raummiete überwiesen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die das mit der Insolvenz von heute auf morgen wussten“, sagt ein 26-Jähriger.
Im Oktober wollten Thomas und Marina Blochum aus Marktoberdorf mit rund 100 Gästen im Festspielhaus feiern. Thomas Blochum ist nicht nur als Bräutigam, sondern auch als Gastronom betroffen. Zwei Hochzeitspaaren, die ihn als Caterer engagiert hatten, wurde ebenfalls abgesagt. Blochum weiß, dass im Festspielhaus an Samstagen manchmal sogar zwei Hochzeiten stattfanden. „Da feiern nicht nur Allgäuer“, sagt der 30-Jährige. „Die Leute kommen von überall her.“
Eine Alternative für die „einmalige Location“zu finden, ist schwer, sagt Blochum. Dafür kam die Absage zu kurzfristig, ist die Gästeliste zu lang und sind die Planungen zu sehr auf die Räume des Festspielhauses abgestimmt. „Und natürlich ist auch das Budget irgendwann erschöpft.“Geheiratet wird trotzdem: Während sich die Blochums wohl ein großes Zelt aufstellen, weicht das zweite Paar mit seinen 90 Gästen in eine Gastwirtschaft aus.