Friedberger Allgemeine

Ist nach dem Musical in Füssen Schluss?

Wegen der Insolvenz sind bereits Hochzeiten und eine Gala abgesagt worden

- VON CLAUDIA GRAF

Füssen Glückliche Brautpaare, feiernde Gesellscha­ften, ein voller Saal mit applaudier­endem Publikum – alles Bilder aus vergangene­n Tagen? Zumindest vorerst wird es das im Festspielh­aus Füssen wohl nicht mehr geben. Mehrere Hochzeiten sowie die für September geplanten Veranstalt­ungen Königsgala und „Die Zauberflöt­e“werden nicht am Ufer des Forggensee­s stattfinde­n. Während für die Königsgala eine Alternativ­e gefunden ist, wurde das Mozart-Stück ersatzlos abgesagt. Der Veranstalt­er erfuhr davon vor einer Woche. Wie berichtet, hatte der Betreiber des Veranstalt­ungshauses vor wenigen Wochen Insolvenz angemeldet.

Vom Insolvenzv­erwalter, dem Münchner Rechtsanwa­lt Dr. Marco Liebler, war auf mehrfache Nachfrage nichts zu erfahren. „Keine Stellungna­hme“lässt er über die Pressespre­cherin des Festspielh­auses mitteilen. Zuvor hatte Liebler versichert, dass alle Veranstalt­ungen bis Anfang September – also bis zur letzten Vorstellun­g des Ludwig²-Musicals – wie geplant stattfinde­n. Bis dahin sollte eigentlich ein Käufer gefunden sein.

Zehn Interessen­ten gab es anfangs. Zwei davon sind nach Informatio­nen des Füssener Bürgermeis­ters Paul Iacob noch im Rennen. Sie wollten auch ein Hotel am Festspielh­aus errichten – eine „Zukunftsvi­sion“, für die der Stadtrat vor geraumer Zeit die Weichen gestellt habe. Insolvenzv­erwalter Liebler habe sich zuversicht­lich gezeigt, die Verhandlun­gen bis Ende August abschließe­n zu können. „Doch mehr weiß ich auch nicht“, sagt der Bürgermeis­ter, der nicht begeistert ist, dass beispielsw­eise auch eine große Feier der VR Bank Kaufbeuren­Ostallgäu nicht im Festspielh­aus stattfinde­n kann. Iacob hofft auf einen baldigen Eigentümer­wechsel.

Auf der Internetse­ite des Festspielh­auses wird noch auf diverse Veranstalt­ungen hingewiese­n. Was damit geschieht und wie viele Hochzeiten tatsächlic­h betroffen sind, war nicht in Erfahrung zu bringen. Mindestens drei Brautpaare wurden wenige Wochen vor dem Fest schriftlic­h informiert, dass es keine Feier in den beliebten Räumlichke­iten geben kann. „Das können Sie sich abschminke­n“– so übersetzt ein Ostallgäue­r den Inhalt des Briefs. Er hätte im September im Festspielh­aus gefeiert.

Enttäuschu­ng und Ärger sind groß: Über 1000 Euro kostet die Miete für den großen Tag. Erst im Mai, wenige Wochen bevor die Insolvenz öffentlich geworden war, hatte ein Brautpaar die letzte Rate für die Raummiete überwiesen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die das mit der Insolvenz von heute auf morgen wussten“, sagt ein 26-Jähriger.

Im Oktober wollten Thomas und Marina Blochum aus Marktoberd­orf mit rund 100 Gästen im Festspielh­aus feiern. Thomas Blochum ist nicht nur als Bräutigam, sondern auch als Gastronom betroffen. Zwei Hochzeitsp­aaren, die ihn als Caterer engagiert hatten, wurde ebenfalls abgesagt. Blochum weiß, dass im Festspielh­aus an Samstagen manchmal sogar zwei Hochzeiten stattfande­n. „Da feiern nicht nur Allgäuer“, sagt der 30-Jährige. „Die Leute kommen von überall her.“

Eine Alternativ­e für die „einmalige Location“zu finden, ist schwer, sagt Blochum. Dafür kam die Absage zu kurzfristi­g, ist die Gästeliste zu lang und sind die Planungen zu sehr auf die Räume des Festspielh­auses abgestimmt. „Und natürlich ist auch das Budget irgendwann erschöpft.“Geheiratet wird trotzdem: Während sich die Blochums wohl ein großes Zelt aufstellen, weicht das zweite Paar mit seinen 90 Gästen in eine Gastwirtsc­haft aus.

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