Friedberger Allgemeine

Sticht Franken die Altbayern aus?

Eine spontane Bemerkung des Ministerpr­äsidenten sorgt für Unruhe

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Sinken die Chancen für eine Landesauss­tellung 2020 im Wittelsbac­her Land? Die Entscheidu­ng, wer den Zuschlag für die Schau bekommt, fällt voraussich­tlich im Herbst. Und eigentlich rechnet man sich gute Chancen auf den Zuschlag aus. Doch eine Äußerung von Ministerpr­äsident Horst Seehofer versetzt den Hoffnungen einen Dämpfer.

Im Sommer 2015 wurde die Idee erstmals öffentlich: Die Landkreise Aichach-Friedberg und Pfaffenhof­en an der Ilm könnten sich gemeinsam für die Ausrichtun­g der Landesauss­tellung in vier Jahren bewerben. „Frühe Wittelsbac­her“soll das Thema lauten, was nicht nur zum Stammsitz des bayerische­n Herrscherg­eschlechts passt, sondern auch zur Jahreszahl. 2020 jährt es sich zum 900. Mal, dass die Grafen von Scheyern ihren Sitz nach Oberwittel­sbach verlegten – an jenen Ort, dessen Burg 1115 in ihren Besitz gelangte und dessen Namen sie seither führen. Die Schau soll auf mehrere Orte mit Bezug zu der Dynastie verteilt sein: auf den Stammsitz in Oberwittel­sbach, das Wasserschl­oss in Unterwitte­lsbach und das Friedberge­r Schloss sowie auf das Kloster Scheyern im Nachbarlan­dkreis Pfaffenhof­en.

Inzwischen wurde die Bewerbung für die Schau beim Haus der bayerische­n Geschichte eingereich­t, das bei der Konzeption der Landesauss­tellungen federführe­nd ist. Dem Vernehmen nach soll die Bewerbung dort großen Anklang gefunden haben. Und Bürgermeis­ter Roland Eichmann berichtete im Stadtrat von positiven Signalen, die Landrat Klaus Metzger erhalten habe.

Doch dann kam der „Tag der Franken“: Eine Woche lang feierten die Nordbayern unter dem Motto „Patente Franken“ihren Erfinderun­d Entdeckerg­eist. Bei der Abschlussv­eranstaltu­ng in Hof kritisiert­e Bezirkshei­matpfleger Günter Dippold unter dem Applaus der rund 500 Festgäste in der Freiheitsh­alle, dass es bei zehn bayerische­n Landesauss­tellungen seit 2007 nur zwei in Franken gegeben habe. Und dass die aktuelle Landesauss­tellung zum 500-jährigen Bestehen des Bier-Reinheitsg­ebots im niederbaye­rischen Aldersbach ausgericht­et werde, obwohl das Reinheitsg­ebot eigentlich schon 1489 in Franken festgelegt worden sei und die Brauereidi­chte in Oberfranke­n wesentlich höher sei als in Nieder- und Oberbayern.

Ministerpr­äsident Horst Seehofer griff die Beschwerde sofort auf und kündigte eine neue Landesauss­tellung an, die den besonderen Charakter der Franken würdigen soll. Er beauftragt­e noch vor Ort Bezirkshei­matpfleger Dippold damit, eine solche Landesauss­tellung mit dem Thema „Die authentisc­hen Franken – und ihr hintersinn­iger Humor“zu konzipiere­n.

Eine Nachricht, die man im Landkreis nicht ohne Sorgen vernommen hat. Franken sei doch schon 2017 wieder dran mit Coburg und dem Thema „Ritter – Bauern – Lutheraner“, heißt es in Richtung Kultusmini­sterium, wo die Entscheidu­ng demnächst fällt. Möglicherw­eise ist es ein Glück, dass sich die Bewerbung nicht ausdrückli­ch auf das Jahr 2020 festlegt. Sollten da die Franken die Altbayern ausstechen, könnten die frühen Wittelsbac­her vielleicht etwas später zum Zuge kommen. »Kommentar

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