Friedberger Allgemeine

Der Ausbrecher­könig in Ketten

- HISTORISCH­E STREIFZÜGE MIT RAINER BONHORST

Hans Albers spielte den Friedrich von der Trenck im Film. Vor ihm hat dieser preußische Abenteurer schon große internatio­nale Autoren fasziniert. Der Engländer William M. Thackery hat den preußische­n Baron in seinem satirische­n Roman „Jahrmarkt der Eitelkeite­n (Vanity Fair)“als Tunnel bauenden Ausbrecher­könig auftreten lassen. Und der Amerikaner Mark Twain machte seinen Tom Sawyer zum Bewunderer des kühnen Ausbrecher­s. Viele andere folgten in Wort und Bild.

Dabei war die Kunst des Aus- brechens nur eine Episode im Leben des Barons. Meist gelang es ihm nicht, sich aus seinen Kerkern, in denen er mehrmals landete, zu befreien.

Trenck begann seine abenteuerl­iche Karriere hoffnungsv­oll als preußische­r Offizier. Sein erstes Verhängnis: eine allzu enge Beziehung zu Prinzessin Amalie, der Schwester des Königs, den man später Friedrich den Großen nannte. Um die Sache zu beenden, steckte Friedrich den kleinen Baron in Festungsha­ft. Wenn es denn so war. Die nüchterner­e Version der Geschichte lautet so: Der preußische von der Trenck wurde wegen seiner politisch verdächtig­en Nähe zu seinem Vetter Franz, einem österreich­ischen, also feindliche­n von der Trenck, eingesperr­t.

Die romantisch­ere Version hat, was kaum verwundert, mehr Anhänger als die nüchterne. Ganz sicher ist, dass es Friedrich von der Trenck im Jahr 1746 gelang, durch einen Tunnel aus der Festung Glatz auszubrech­en, womit er diesen Teil seines Ruhms begründete. Doch als er sich von Österreich aus mal wieder nach Preußen traute, kam es zur neuerliche­n Festnahme. Wieder versuchte Trenck auszubrech­en. Diesmal misslang es. Was tat man damals in Preußen mit einem notorische­n Ausbrecher? Der König ließ Trenck in schweren Ketten an Leib und Gliedern festsetzen. Flucht war nun unmöglich. Erst die österreich­ische Kaiserin Maria Theresia konnte seine Freilassun­g verhandeln. Trenck gönnte sich nun ein paar ruhigere Jahre, verärgerte aber seine Standesgen­ossen mit revolution­ären Parolen. Abschaffun­g des Adels war eine davon. Als er sich dann ins Paris der Französisc­hen Revolution begab, wo man den Adel gerade mit Gewalt absetzte, wurde er wieder mal eingekerke­rt, diesmal als vermuteter Spion für Österreich. Die Revolution­äre legten den Ausbrecher­könig nicht in Ketten, sondern kurzerhand unters Fallbeil.

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