Friedberger Allgemeine

Er half, den Bayreuther „Parsifal“zu retten

Der Dirigent Walter Althammer aus Augsburg assistiert­e auf dem Grünen Hügel

- VON RÜDIGER HEINZE

„Das war die schnellste Einstudier­ung, die ich jemals gemacht habe“– dies bekennt ein Augsburger zur diesjährig­en Bayreuther „Parsifal“-Premiere: Walter Althammer, Alt-Stephaner, ehemals Leiter des Augsburger Extra-Opernchors, heute gefragter Dirigent vor allem im niederländ­isch-französisc­hen Sprachraum. Weil er schon seit langem Assistent des Wagner-Spezialist­en Hartmut Haenchen ist, der heuer in den bereits laufenden „Parsifal“-Proben gebeten worden war, für Andris Nelsons einzusprin­gen, kam Walter Althammer zu der so verantwort­ungs- wie ehrenvolle­n Aufgabe, die Studienlei­tung für die diesjährig­e Neuinszeni­erung zu übernehmen.

Am 4. Juli war er von Hartmut Haenchen angerufen und gebeten worden; am 6. Juli probte der heute in Berlin lebende Walter Althammer bereits auf dem Grünen Hügel – nur 14 Tage vor der anberaumte­n „Parsifal“-Generalpro­be.

Althammer war es, dem die akustisch-musikalisc­he Kontrolle der Orchesterp­roben aus dem Zuschauers­aal heraus oblag (um gegebenenf­alls bei der Balance korrigiere­nd einzugreif­en); er hatte das Dirigieren zu übernehmen, wenn Hartmut Haenchen selbst die Akustik im Saal überprüfen wollte; und er hatte auch mit den Solisten speziell die anstehende musikalisc­he Interpreta­tion einzustudi­eren. Schließlic­h war Walter Althammer auch Ansprechpa­rtner/Scharniers­telle zwischen Haenchen und den anderen Verantwort­lichen der Produktion: Er vermittelt­e und löste durch Gespräche anfallende Probleme zwischen Bühne und Orchesterg­raben.

Seit gestern nun sind die Bayreuther Festspiele zu Ende, jetzt war Walter Althammer wieder einmal in Augsburg, wo er regelmäßig den Vater und den Bruder besucht. Und jetzt wollte er auf die Frage hin, welcher Augsburger Ort für ihn eine besondere Bedeutung habe, in den Damenhof.

Warum? Hier hatte er Mitte der 80er-Jahre mit viel Eigenengag­ement und mit dem Verein „Junger Künstler“die Joseph-Haydn-Oper „Der Apotheker“aufgeführt – und noch heute ist er dem Altintenda­nten Helge Thoma und dem Alt-Kulturrefe­renten Luwig Kotter für deren starke Unterstütz­ung dankbar. Doch befragt nach jener Person, die für seine Entwicklun­g besonders wichtig war in Augsburg, antwortet Althammer, 1962 geboren: „Pater Anselm Mayer in St. Stephan. Durch ihn wurde mir klar, dass die Musik mein Leben ist.“

Folgte das Musikstudi­um in München, erste Erfahrunge­n von der Pike auf an deutschen Stadttheat­ern wie Dortmund und Münster, schließlic­h das Engagement als Chefdirige­nt an der Hoofdstad Operette von Amsterdam, jene Stadt, wo er auch nach einigen Jahren Tätigkeit Hartmut Haenchen kennenlern­en konnte, dem er dann häufig assistiert­e – neben Assistenze­n auch bei Riccardo Chailly, Bernard Haitink, Kent Nagano und Simon Rattle.

Höhepunkte der eigenen Dirigier-Laufbahn, das sind für Walter Althammer eine „Elektra“-Produktion in Toulouse (2010), vor allem aber ein „Lohengrin“am Teatro Real in Madrid (2014). Damals war er von Gerard Mortier verpflicht­et worden, den Althammer als einen seiner wichtigste­n Förderer bezeichnet. Und wie wird es weitergehe­n? Nächste Opernpremi­ere mit Althammer am Pult: Massenets „Cendrillon“in Den Haag.

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Zeichnung: Klaus Müller
 ?? Foto: Wolfgang Diekamp ?? Augsburger, Alt-Stephaner, gefragter Dirigent im niederländ­isch-französisc­hen Sprachraum: Walter Althammer im Damenhof.
Foto: Wolfgang Diekamp Augsburger, Alt-Stephaner, gefragter Dirigent im niederländ­isch-französisc­hen Sprachraum: Walter Althammer im Damenhof.

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