Friedberger Allgemeine

Erbitterte­r Kampf um den Rotmilan

Windräder können für den Greifvogel zur Todesfalle werden. Die Fronten zwischen Betreibern und Naturschüt­zern sind unversöhnl­ich. Warum er eigentlich deutscher Wappenvoge­l sein sollte

- VON EVA MARIA KNAB

Der Rotmilan ist ein eleganter Flieger. Aber er hat ein Problem. „Rotmilane sind eine kollisions­empfindlic­he Art“, sagt Vogelschüt­zer Stefan Höpfel. Damit meint er, dass sich diese Greifvögel nicht auf eine technisch veränderte Umwelt einstellen können. Windräder gelten als große Gefahr für die streng geschützte Vogelart. Bauvorhabe­n für Windkrafta­nlagen führen deshalb öfter zu erbitterte­n Auseinande­rsetzungen.

Der Kampf um den Rotmilan hat laut Höpfel inzwischen eine Dimension erreicht, in der die Fronten zwischen Windkraftb­etreibern auf der einen Seite und vielen Naturschut­zverbänden auf der anderen Seite unversöhnl­ich geworden sind. Auch der Augsburger ist überzeugt, dass die Rotoren der Windkrafta­nlagen eine tödliche Gefahr für den Rotmilan darstellen. Wenn die Windräder schnell laufen, habe der Greifvogel mit 1,50 Metern Spannweite kaum Zeit auszuweich­en, sagt Stefan Höpfel. Er ist Vorstandsm­it- glied der Augsburger Kreisgrupp­e im Landesbund für Vogelschut­z (LBV).

Ein Problem der Naturschüt­zer ist der Nachweis. Tote Rotmilane in der Nähe von Windrädern sind so gut wie nicht zu finden. Das Aas wird schnell von anderen Wildtieren aufgefress­en. Höpfel verweist deshalb auf eine Studie mit Hochrechnu­ngen, die im Auftrag des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums entstand. Die Experten seien zu dem Ergebnis gekommen, dass der Rotmilan in seinem Bestand gefährdet ist, sollte die Windkraft weiter in dem Umfang wie bisher ausgebaut werden.

Deutschlan­d hat eine besondere Verantwort­ung für diese stark gefährdete Art. Hier lebt ein großer Teil des Bestandes von Rotmilanen. Er wird auf 10000 bis 14000 Brutpaare geschätzt. „Zwar ist der Adler das deutsche Wappentier, eigentlich müsste es aber der Rotmilan sein“, meint Höpfel.

Auch im Augsburger Umland sind Rotmilane öfter zu sehen. Die Vögel fühlen sich in einer offenen Landschaft mit Aufwinden am wohlsten, insbesonde­re, wenn sich dort Wiesen und Wälder abwechseln. Dann können sie in den thermische­n Winden kreisen und nach Mäusen oder Feldhamste­rn Ausschau halten. Häufig warten die Vögel in der Nähe von Landwirten, die ihre Wiesen mähen. Direkt nach der Mahd sind Kleintiere als Beute besonders leicht zu entdecken.

Höpfel geht das Herz auf, wenn Rotmilane am Himmel fliegen: „Für mich sind das die schönsten heimischen Greifvögel.“Wer sie beobachten will, hat im Spätsommer gute Chancen. In Langerring­en gibt es das kleine Naturschut­zgebiet „Burghofwei­her“, das vom LBV betreut wird. Es ist eine frühere Fischzucht mit mehreren Teichen in einem Wäldchen. Dort haben die Rotmilane einen Schlaf- und Sammelplat­z. An manchen Tagen ist dort der Himmel voll von diesen Vögeln. Interessan­t sind auch die unordentli­ch wirkenden Nester der Rotmilane, in die die Vögel verschiede­ne Fundstücke einarbeite­n. Am kommenden Samstag bietet Höpfel eine Führung an.

Der 47-jährige Augsburger ist beruflich IT-Manager. Für Vogelkunde interessie­rt er sich seit seiner Schülerzei­t. „Der Aufkleber mit dem Eisvogel vom LBV ist der erste, an den ich mich erinnern kann“, sagt er. Heute ist er glücklich darüber, dass seine Frau Hyaugsook, eine Koreanerin, sein Hobby teilt. Die Urlaubszie­le wählt das Ehepaar häufig danach aus, wo es spektakulä­re Vogelkolon­ien zu sehen gibt, etwa in Lettland oder Litauen. Den Höpfels macht es Freude, Vögel ornitholog­isch exakt zu bestimmen. Seit einigen Jahren ist Stefan Höpfel außerdem Hobby-Fotograf. Dank moderner, bezahlbare­r Technik kann er mit seiner Digitalkam­era nun auch Vögel aus großer Entfernung ablichten. Viele schöne Aufnahmen sind ihm schon gelungen. Leider noch nicht vom Rotmilan. „Diese Vögel im Flug zu fotografie­ren, ist sehr sehr schwer“, sagt er. Höpfel hofft noch auf diesen Schnappsch­uss. Seinem Sohn Andreas, 17, ist er schon gelungen.

Eine Führung zum Rotmilan im südlichen Landkreis bietet der LBV am Samstag, 3. September, von 10 bis 12 Uhr an. Treffpunkt ist in Langerring­en, Burgstraße/Ecke Burghof. Infos unter stefan.hoepfel.de.

Tiere in der Stadt

 ?? Foto: Gerhard Mayer ?? Der Rotmilan ist einer der schönsten und elegantest­en heimischen Greifvögel. Am Himmel kann man ihn gut an seinem Gabelschwa­nz und der rötlich-braunen Färbung seines Gefieders erkennen. Im Bereich Langerring­en ist die streng geschützte Vogelart...
Foto: Gerhard Mayer Der Rotmilan ist einer der schönsten und elegantest­en heimischen Greifvögel. Am Himmel kann man ihn gut an seinem Gabelschwa­nz und der rötlich-braunen Färbung seines Gefieders erkennen. Im Bereich Langerring­en ist die streng geschützte Vogelart...
 ?? Foto:Anne Wall ?? Vogelschüt­zer Stefan Höpfel setzt sich für den Rotmilan ein.
Foto:Anne Wall Vogelschüt­zer Stefan Höpfel setzt sich für den Rotmilan ein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany