Bei dieser Familie ist immer was los
Die Wahrscheinlichkeit lag bei 1 zu 10000: Nicole und Alexander Schwank aus Friedberg haben im Abstand von einem Jahr zweimal Zwillinge bekommen. Wie sie jetzt ihren Alltag zu siebt meistern
Friedberg Zwischen 100 und 150 Windeln werden jede Woche aufgebraucht, eine Packung Babymilch reicht gerade einmal eineinhalb Tage und bis die ganze Familie bei Autofahrten endlich abfahrbereit ist, dauert es eine halbe Stunde: Bei Familie Schwank aus Friedberg läuft alles in größeren Dimensionen ab als bei anderen Familien. Familie Schwank, das sind die Eltern Nicole, 38, und Alexander, 45, und die Kinder Louis, 4 Jahre, Magdalena und Paulina, beide eineinhalb Jahre, Charlotte und Lilian, beide zwölf Wochen alt. Fünf Kinder – das ist schon ungewöhnlich in der heutigen Zeit. Noch ungewöhnlicher ist es, dass darunter zwei Zwillingspaare sind. Magdalena und Paulina sowie Charlotte und Lilian sind jeweils zweieiige Zwillingsschwestern.
„Die Wahrscheinlichkeit, zwei Mal Zwillinge zu bekommen, ist eins zu zehntausend“, sagt Vater Alexander Schwank. Nie hätten er und seine Frau damit gerechnet, dass ausgerechnet sie dieses Wunder erleben, zumal es eigentlich in der Familie keine erbliche Veranlagung zu Zwillingsgeburten gibt. Schon die ersten beiden Mädchen – Sohn Louis war schon da – waren eine große Überraschung, die Eltern waren überglücklich über den doppelten Nachwuchs. „Dann kam der Wunsch nach noch einem Kind“, erzählt Alexander Schwank. Ein Geschwisterchen für Louis, Magdalena und Paulina sollte die Familie perfekt machen.
Vor dem ersten Ultraschall-Termin hatte eine Bekannte das Paar noch gefragt, ob es wieder Zwillinge gibt? Ein Gag, alle scherzten darüber. „Und dann hat der Frauenarzt freudig verkündet, dass es wirklich noch mal zwei Kinder werden“, erzählt Nicole Schwank. Heute kann sie darüber lachen, damals war es im ersten Moment ein Schock. „Man denkt zuerst an praktische Dinge.“Das Auto ist zu klein, der Kinderwagen auch, der ganze Alltag muss umgekrempelt werden. Viele Fragen sind dem Ehepaar in den Kopf geschossen, „aber dann haben wir uns gleich gefreut“, erinnert sich Nicole Schwank.
Auch der große Bruder Louis war sofort neugierig. Lilli und Jan sollen seine neuen Geschwister heißen, verkündete er begeistert. Das mit dem kleinen Bruder Jan hat dann zwar nicht geklappt, den Namen für seine Schwester durfte er aber tatsächlich bestimmen. Inzwischen sind Lilian und Charlotte schon drei Monate alt, beide sind gesund und putzmunter. Im Hause Schwank kehrt langsam Normalität ein. Ein Alltag, in dem viel miteinander gespielt, gelacht und gekuschelt wird, in dem aber auch viel organisiert werden muss. Noch bis Oktober bekommt die Familie vier Mal zwei Stunden wöchentlich Unterstützung von einer Familienpflegerin, danach muss sie alleine zurechtkommen. Den Überblick über alles behält Mutter Nicole Schwank. „Mancher Manager in einer Firma kann sich da eine Scheibe abschneiden“, sagt ihr Mann.
Während er in der Arbeit ist, sorgt die Mutter dafür, dass daheim alles glatt läuft. Vor allem vormittags ist es stressig, wenn Louis in den Kindergarten geht und fünf Kinder aufstehen, frühstücken und fertiggemacht werden müssen. Die beiden älteren Zwillinge sind nicht in der Krippe, sie werden zu Hause betreut und sollten nicht das Gefühl haben, wegen der Kleinen abgeschoben zu werden. „Wir haben uns bewusst für die Kinder entschie- den“, sagt die Mutter, „und möchten uns selbst um sie kümmern.“Toben im Garten, Spiele, Singen, Bücherlesen oder Ausflüge: Es ist immer etwas los bei den Schwanks. Die Eltern haben sich einen Vierlingskinderwagen besorgt: Damit kann die ganze Familie zusammen Spaziergänge zum Spielplatz machen. Immer wieder werden sie von Passanten angesprochen. „Viele Leute können es gar nicht fassen, fünf Kinder zu haben“, sagt Nicole Schwank. Einige würden ihnen Res- pekt zollen, „manche sagen aber auch, ‚wie kann man sich nur so viele Kinder anschaffen‘?“Das Ehepaar ärgert das schon. Denn: Es ist glücklich mit seiner Großfamilie und würde sich wünschen, dass das jeder einfach akzeptiert. „Wir sind richtig reich mit den Kindern“, findet Alexander Schwank. „Es gibt nichts Schöneres“, sagt auch seine Frau. „Die schönen Momente überwiegen bei all dem Stress.“Wenn Louis und die beiden älteren Zwillinge kurz vor der Bettgehzeit um acht Uhr abends miteinander toben, wenn morgens alle ganz liebevoll die Babys begrüßen und ihnen ein Busserl auf die Wange geben – dann wissen Nicole und Alexander Schwank, dass die zwei Zwillingszufälle genau richtig waren.
„Wir sind richtig reich mit den Kindern.“Alexander Schwank „Die schönen Momente überwiegen bei all dem Stress.“
Nicole Schwank