CDU und CSU verbünden sich gegen Schulz
Heute wird Angela Merkel zur gemeinsamen Kandidatin ausgerufen
München Und sie vertragen sich doch. Mit klaren Appellen, ab sofort gemeinsam gegen die SPD und eine mögliche rot-rot-grüne Regierung unter Martin Schulz zu kämpfen, hat gestern der lange erwartete „Friedensgipfel“von CDU und CSU begonnen. Nach all dem Streit der vergangenen Monate wollen die beiden Schwesterparteien heute Angela Merkel in München als gemeinsame Kanzlerkandidatin ausrufen.
Horst Seehofer zeigt sich gleich zum Auftakt des Treffens in München, das einen Schlusspunkt im internen Dauerstreit um eine Obergrenze für Flüchtlinge setzen soll, kämpferisch. Trotz des derzeitigen Umfrage-Höhenflugs der SPD hält der CSU-Chef an seinem Ziel von 40 Prozent für die Union bei der Bundestagswahl fest: „Wir sind doch keine Hasen, die im Feld hin und her hüpfen, je nachdem, wo gerade Regentropfen fallen. Wir machen nicht dieses Spiel jeden Tag und jede Woche, je nach Stimmungen. Wir gehen unseren Weg beständig, deshalb bleibt es bei dem Ziel, das ich für die CSU erklärt habe.“
Angela Merkel ist trotz aller Querelen zuversichtlich, dass die Schwestern gerade jetzt, „da wir es mit vielen Anfechtungen zu tun haben“, ein gemeinsames Wahlprogramm hinbekommen werden. „Ich bin ganz sicher, in diesen Zeiten kommt es auf die beiden Volksparteien CDU und CSU an, die sehr viel mehr gemeinsam haben als das, was unterschiedlich bewertet wird.“
Die beiden Generalsekretäre, Andreas Scheuer und Peter Tauber, schalten jedenfalls gleich mal in den Wahlkampfmodus. Scheuer attackiert die sozialdemokratische Bundesumweltministerin wegen ihrer Kampagne mit neuen Bauernregeln („Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein“) als „Hetzerin gegen den Bauernstand“. Die hohen Beliebtheitswerte des SPD-Kanzlerkandidaten Schulz kommentiert er ebenfalls bissig: „Der übers Wasser laufen kann, wird auch noch tief einsinken.“Und sein CDU-Kollege Tauber legt nach: „Dass sie sich gerade ein bisschen an sich selber berauschen, sei den Sozialdemokraten gegönnt. Je länger sie das tun, um so stärker wird der Kater am Wahlabend sein.“
Doch während die SPD mit Schulz eine Aufbruchstimmung erlebt, bekennen sich viele CSU-Leute allenfalls halbherzig zur eigenen Kanzlerin. Nach Ansicht von Manfred Weber ist das ein Fehler. „Jeder, der jetzt noch eine Debatte darüber führt, ob Angela Merkel die
„Wir sind doch keine Hasen, die im Feld hin und her hüp fen, je nachdem, wo gerade Regentropfen fallen.“
CSU Chef Horst Seehofer
richtige Kandidatin ist, hat nicht verstanden, um was es eigentlich geht“, sagt der Europapolitiker im Gespräch mit unserer Zeitung. Der 44-Jährige gilt als einer der letzten Merkel-Versteher in der CSU-Spitze. „Die Jahre mit dieser Kanzlerin waren gute Jahre für Deutschland – und auch für Bayern“, findet Weber. Den Streit um die FlüchtlingsObergrenze hält er für „überbewertet“. Den eigentlichen Gegner sieht er jedenfalls nicht in der großen Schwesterpartei: „Es ist völlig klar, dass die SPD mit den Linken ins Bett steigt, wenn sie die Möglichkeit dazu hat.“
Der CSU bleibt gar nichts anderes übrig, als sich doch noch hinter die CDU-Chefin zu stellen. Zumal der Vorsprung auf die Konkurrenz dahinschmilzt wie ein Eisbecher in der Sonne. In einer Emnid-Umfrage landet die SPD schon bei 29 Prozent. Damit liegen die Sozialdemokaten nur noch vier Prozentpunkte hinter der Union. So knapp war der Abstand zuletzt im Sommer 2012.