Friedberger Allgemeine

Manege frei für Bau Löwen und Polit Tiger

Wortkünstl­er und Unterhaltu­ngsakrobat­en begeistern das Meringer Publikum im Zirkuszelt. Die Dompteure sind bei der Raubtiernu­mmer nicht zimperlich

- VON HEIKE JOHN

Mering Drei Mal wurde am vergangene­n Wochenende das BunteAbend-Zirkusprog­ramm aus dem Hut gezaubert und drei Mal gab es begeistert­en Applaus. Bis unter die Zirkuskupp­el drängten sich die Leute, um im Bild des Veranstalt­ungsmottos zu bleiben. Angekündig­t waren „Menschen, Tiere, Attraktion­en“, im Laufe des Programms kamen aber vor allem Visionen mit dazu. Denn wie erwartet drehte sich in den elf Zirkusnumm­ern vieles um die von Pfarrer Thomas Schwartz vor Kurzem in die Diskussion geworfene „Vision 2025“.

Kirchliche und gemeindlic­he Gebäude in einem großen Zentrum unter ein Dach zu bringen, würde auch dem königliche­n Löwen gefallen. Im Bühnenbild sitzt dieser einträchti­g neben dem schwarzen Panther auf seinem Hocker. Nur die Kette mit der großen, schwarzen Kugel an seinem Fuß gefällt dem reisefreud­igen Pfarrer nicht. Wo doch selbst die Heiligenfi­gur des St. Michael zusammen mit den schwatzhaf­ten Putzfrauen zum Moskauer Staatszirk­us fahren darf! Dass Thomas Schwartz sich nicht mit St. Franzisk als letzter Baustelle begnügt, sondern nun alles plattmache­n will, ist für das Trio ein wahrer Affen- oder besser sogar ein Pfaffen-Zirkus.

Über Selbstverl­iebtheit im PolitZirku­s sinnierten die beiden Clowns Mi-Sepp und Ma-Sepp, während sie Selfies mit Promis im Publikum machten. Ob wohl der Pfarrer schneller den Papst nach Mering bringt, als es der CSU gelingt, die Angela Merkel in die Marktgemei­nde zu locken?

Hinter den Kulissen des Zirkus Halli-Galli gesellen sich zu den Sensatione­n nun auch noch Emotionen dazu. Denn neben Zauberer, Clown und Fakir probt auch die Primaballe­rina Bambina ihren Auftritt. Sie ist ein Flüchtling aus Merching. Kaplan Joseph, der gerade die Manege kehrt, kann sich in ihre Situation gut einfühlen, denn er stammt aus Togo, und das sei schließlic­h wie Merching, nur wärmer.

Prickelnde Spannung kommt auf, als der Zauberküns­tler in einem Nonplusult­ra der Metamorpho­sen den leibhaftig­en Steib Sepp, früher bekannt als gefürchtet­er Meringer Knöllchen-Chef, in eine Superblitz­er-Maschine für die 30er-Zone verwandelt. Ganz schön die Ohren spitzen müssen die Gäste auf den Zuschauerr­ängen beim Pfälzer Pfarrhof-Zirkus. Dort blickt Pfarrer Schwartz mit dem Fernglas in die Zukunft. „Ich seh schwarz für deine Visionen“, sagt Mama Schwartz zu ihrem Pfarrer-Bub. Obendrein will er sich ein Denkmal setzen grad so wie der Luther. Doch auch hier holt ihn die Mama auf den Boden zurück: „Du machsch dich eher zum Clown als zum Luther!“Höchste Zeit für einen Tusch des Orchesters!

Dann wagt sich Sylvester Dosch als Wortjongle­ur auf die verbale Hochseilbü­hne, die Alfons Magg eingangs bereits in seinem Prolog ankündigte. Munter verteilt er Aus- zeichnunge­n für besondere Clownereie­n. Landrat Klaus Metzger erhält die beleidigte Leberwurst, Zweiter Bürgermeis­ter Florian Mayer, der sich im Schilderwa­ld wohlfühlt, wird zum „Schüddla-Flori“gekürt. Im Zirkus der Zeit überzeugt die Jugend des Trachtenve­reins in ihrer bunten Kostümprac­ht, dass sie neben Zwiefachem und Schuhplatt­ln auch Hip-Hop oder Rock’n’Roll tanzen kann. Sensatione­ll gefährlich wird’s bei der Raubtiernu­mmer, denn „die Löwen vom Bau sind hinterlist­ig und schlau“. Und wenn dann auch noch ein Geleimter und Gerockbeut­elter und nicht zu vergessen der Wich(t)-Tiger mitmischen, dann ist das Chaos in Mering perfekt. Diese Seilschaft­en durchblick­en auch die Seilakroba­ten nicht so ganz.

Nachhilfe über diese Machenscha­ften erhalten sie von den Meringer Pennern, die sich als Besenakrob­aten nicht unbedingt durch großen Arbeitseif­er hervortun. In ihren Gesprächen geht’s vorwiegend um das „Ku-Scha-Ka-Lu“. Das Geheimnis dieser Abkürzung lüften die Los Promillos musikalisc­h: Es ist das kulturelle Schwartz-Kandler-Luxus Center. Und abschließe­nd ziehen sie singend ihr Resümee: „Wer übers Jahr gesehen ins Töpfle neigetrete­n, muss rechnen irgendwann, dass er kommt dran.“

Schlussvor­stellung Der letzte bunte Abend für 2017 findet am Samstag, 25. Februar, um 19 Uhr statt. Dieses Mal mit anschließe­ndem Tanz. Er ist aus verkauft und es gibt eine Warteliste.

Bei uns im Internet Noch mehr Bilder vom bunten Abend fin den Sie auf unserer Homepage unter friedberge­r allgemeine.de/bilder

 ?? Fotos: Heike John ?? Ein wahrlich prickelnde­r Höhepunkt der Zirkusshow ist die Raubtiernu­mmer mit den Poli(t) Tigern.
Fotos: Heike John Ein wahrlich prickelnde­r Höhepunkt der Zirkusshow ist die Raubtiernu­mmer mit den Poli(t) Tigern.

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