Eine lebendige Gemeinschaft
In ihren stärksten Jahren zählte die Pfarrei 6800 Gläubige in Friedberg-West und Hochzoll. 50 Jahre später bildet sie wieder eine Einheit mit Heilig Geist
Friedberg West/Augsburg Hochzoll Ähnlich wie heute hat es auch in der Nachkriegszeit enormen Zuzug nach Augsburg gegeben. Ein großes, zusammenhängendes Baugebiet war damals Hochzoll. Entlang der Zugspitzstraße wurde kräftig gebaut, und im Süden breitete sich die Bebauung innerhalb weniger Jahre von der Bahnlinie in Richtung Kuhsee aus. Eine Folge davon war, dass vor 50 Jahren eine neue Kirche eingeweiht wurde, die der Pfarrei Zu den heiligen Zwölf Aposteln. Sie betreut auch Friedberg-West.
Viele der Menschen, die hier eine Wohnung suchten, waren nach Aussage des Öffentlichkeitsbeauftragten der Pfarrei Zwölf Apostel, Josef Knecht, Heimatvertriebene. Außerdem gab es bei den Unternehmen im Textilviertel, bei Osram und MAN, viele neue Arbeitsplätze, was ebenfalls für Zustrom nach Augsburg sorgte. Bis 1961 war die Hochzoller Pfarrei Heilig Geist so angewachsen, dass sie geteilt wurde – die Pfarrei Zwölf Apostel entstand. Gottesdienste wurden im Süden zunächst in der Pausenhalle der Grundschule und dann in einer Notkirche, einer hölzernen Baracke, gefeiert. 1964 begannen die Bauarbeiten der heutigen Kirche.
Geplant wurde der Kirchenbau von dem renommierten Wiener Architekten Clemens Holzmeister. Es war der Wunsch von Bischof Josef Freundorfer gewesen, dass Holzmeister einmal eine Kirche in Augsburg errichtet. Eingeweiht wurde sie am 9. Juli 1967 von seinem Nachfolger, Bischof Josef Stimpfle. Geleitet wurde die Pfarrei mehr als 40 Jahre lang von Friedberger Pallottiner-Patern. Der Kirchenbau mit der Unterkirche, die für die Zusammenkünfte der Pallottiner gedacht war, weist darauf hin. Die Zahl zwölf, die Apostelzahl, taucht wiederholt bei Säulen, Fenstern und anderen Raumelementen auf.
Der Altarraum ist bereits entsprechend den Reformen des 1965 beendeten Zweiten Vatikanischen Konzils gestaltet: Der Hochaltar ist einem Volksaltar gewichen. Das quadratische Kirchenschiff soll die Gottesdienstbesucher möglichst nahe an den zelebrierenden Priester heranbringen. Der 42 Meter hohe Kirchturm ist das höchste Gebäude in Hochzoll.
Die Pfarrei mache, nach den Worten von Knecht, gerade einen Generationswechsel durch. Diejenigen, die die Anfänge miterlebt haben, treten allmählich ab; ihre Kinder und Enkel übernehmen nun Verantwortung. Die Zahl der Gläubigen, die zu besten Zeiten 6800 betrug, ist auf knapp 4000 gesunken. Die Gemeinschaft sei laut Knecht aber noch immer lebendig. Es gibt unter anderem eine kirchliche Kindertagesstätte, einen Verein für so- ziale Dienste, mehrere Kirchenchöre, eine Pfadfinder-, Frauen- , Männer-, Senioren-, eine Umwelt- und eine Eine-Welt-Gruppe. Außerdem hat eine eritreische Gemeinde in Zwölf Apostel ihre Heimat gefunden. Das ökumenische Miteinander mit den beiden evangelischen Gemeinden in Hochzoll sei gut, so Josef Knecht.
Kurios erscheint Stadtrat Max Weinkamm, dass die kirchliche Entwicklung dazu geführt hat, dass Zwölf Apostel im Jahr 2010 mit der „Mutterpfarrei“Heilig Geist wieder zu einer Pfarreiengemeinschaft zusammengelegt wurde.