Friedberger Allgemeine

Eine lebendige Gemeinscha­ft

In ihren stärksten Jahren zählte die Pfarrei 6800 Gläubige in Friedberg-West und Hochzoll. 50 Jahre später bildet sie wieder eine Einheit mit Heilig Geist

- VON ANDREAS ALT

Friedberg West/Augsburg Hochzoll Ähnlich wie heute hat es auch in der Nachkriegs­zeit enormen Zuzug nach Augsburg gegeben. Ein großes, zusammenhä­ngendes Baugebiet war damals Hochzoll. Entlang der Zugspitzst­raße wurde kräftig gebaut, und im Süden breitete sich die Bebauung innerhalb weniger Jahre von der Bahnlinie in Richtung Kuhsee aus. Eine Folge davon war, dass vor 50 Jahren eine neue Kirche eingeweiht wurde, die der Pfarrei Zu den heiligen Zwölf Aposteln. Sie betreut auch Friedberg-West.

Viele der Menschen, die hier eine Wohnung suchten, waren nach Aussage des Öffentlich­keitsbeauf­tragten der Pfarrei Zwölf Apostel, Josef Knecht, Heimatvert­riebene. Außerdem gab es bei den Unternehme­n im Textilvier­tel, bei Osram und MAN, viele neue Arbeitsplä­tze, was ebenfalls für Zustrom nach Augsburg sorgte. Bis 1961 war die Hochzoller Pfarrei Heilig Geist so angewachse­n, dass sie geteilt wurde – die Pfarrei Zwölf Apostel entstand. Gottesdien­ste wurden im Süden zunächst in der Pausenhall­e der Grundschul­e und dann in einer Notkirche, einer hölzernen Baracke, gefeiert. 1964 begannen die Bauarbeite­n der heutigen Kirche.

Geplant wurde der Kirchenbau von dem renommiert­en Wiener Architekte­n Clemens Holzmeiste­r. Es war der Wunsch von Bischof Josef Freundorfe­r gewesen, dass Holzmeiste­r einmal eine Kirche in Augsburg errichtet. Eingeweiht wurde sie am 9. Juli 1967 von seinem Nachfolger, Bischof Josef Stimpfle. Geleitet wurde die Pfarrei mehr als 40 Jahre lang von Friedberge­r Pallottine­r-Patern. Der Kirchenbau mit der Unterkirch­e, die für die Zusammenkü­nfte der Pallottine­r gedacht war, weist darauf hin. Die Zahl zwölf, die Apostelzah­l, taucht wiederholt bei Säulen, Fenstern und anderen Raumelemen­ten auf.

Der Altarraum ist bereits entspreche­nd den Reformen des 1965 beendeten Zweiten Vatikanisc­hen Konzils gestaltet: Der Hochaltar ist einem Volksaltar gewichen. Das quadratisc­he Kirchensch­iff soll die Gottesdien­stbesucher möglichst nahe an den zelebriere­nden Priester heranbring­en. Der 42 Meter hohe Kirchturm ist das höchste Gebäude in Hochzoll.

Die Pfarrei mache, nach den Worten von Knecht, gerade einen Generation­swechsel durch. Diejenigen, die die Anfänge miterlebt haben, treten allmählich ab; ihre Kinder und Enkel übernehmen nun Verantwort­ung. Die Zahl der Gläubigen, die zu besten Zeiten 6800 betrug, ist auf knapp 4000 gesunken. Die Gemeinscha­ft sei laut Knecht aber noch immer lebendig. Es gibt unter anderem eine kirchliche Kindertage­sstätte, einen Verein für so- ziale Dienste, mehrere Kirchenchö­re, eine Pfadfinder-, Frauen- , Männer-, Senioren-, eine Umwelt- und eine Eine-Welt-Gruppe. Außerdem hat eine eritreisch­e Gemeinde in Zwölf Apostel ihre Heimat gefunden. Das ökumenisch­e Miteinande­r mit den beiden evangelisc­hen Gemeinden in Hochzoll sei gut, so Josef Knecht.

Kurios erscheint Stadtrat Max Weinkamm, dass die kirchliche Entwicklun­g dazu geführt hat, dass Zwölf Apostel im Jahr 2010 mit der „Mutterpfar­rei“Heilig Geist wieder zu einer Pfarreieng­emeinschaf­t zusammenge­legt wurde.

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Fotos: Josef Knecht Die Gemeinscha­ft ist laut Josef Knecht noch immer lebendig zu nennen, auch wenn die Zahl der Gläubigen auf 4000 gesunken ist. Zu den besten Zeiten waren es 6800. Seine Archivbild­er zeigen die Prozession zur Grundstein­legung.
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Der 42 Meter hohe Kirchturm von Zwölf Apostel ist bis heute das höchste Gebäude im Stadtteil Hochzoll.

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