Ein Keeper für alle Fälle
Für Torhüter Stefan Walther vergeht kaum ein Tag ohne Handball. Was der deutsche WM-Sieg 2007 damit zu tun hat und warum der Aichacher die Nummer 33 trägt
Aichach „Und wieder eine Klasseparade von Stefan Walther.“Dieser Satz kommt Lothar Bahn als Hallensprecher bei den Heimspielen der Aichacher Handballer oft genug über die Lippen. Wenngleich der Keeper derzeit in der Regel 60 Minuten im Kasten stehen muss, ist die Leistung des 21-Jährigen in der Bezirksoberliga so stark wie wohl noch nie zuvor.
Auch Udo Mesch, der Trainer des TSV Aichach, weiß die Fähigkeiten seiner Nummer eins zu schätzen: „Eine unglaubliche Entwicklung im Laufe der letzten Jahre. Er hat das Zeug für viel, viel höher und ist noch sehr jung für einen Torwart. Er macht Sachen, die sehr gut sind für sein Alter.“Der gebürtige Aichacher Walther ist derzeit beinahe Tag für Tag für den Handball im Einsatz. Am Dienstag und am Donnerstag stehen Übungseinheiten bei den Erwachsenen an, am Mittwoch und Freitag wird er selbst zum Trainer der männlichen B-Jugend in der Landesliga und am Wochenende sind Spiele zu absolvieren, natürlich für beide Teams.
Stefan Walther ist nicht nur Torhüter
Und außerdem ist Walther als Vertreter von Abteilungsleiter Bahn gewählt und fungiert auch noch als Jugendleiter. „Man muss es sich gut einteilen“, meint der Anlagenbauer, der gleichwohl Zeit findet für ein Hobby. Darts, also das Werfen der Pfeile auf eine Zielscheibe, findet er sehr gut.
Sein Steckenpferd bleibt aber der Handball. Der deutsche WM-Sieg 2007 führte ihn ran an den Sport: „Den Henning Fritz fand ich super.“Damals gehörte Walther der gleichen Schulklasse an wie Felix Schilberth, nun im Rückraum ebenfalls eine feste Größe, doch derzeit aufgrund einer Verletzung an der linken Hand außer Gefecht. Walther selbst hat auf dem Gebiet Glück gehabt. Mit einer Ausnahme: Der Riss eines Syndesmosebandes zwang ihn mal für einige Monate zu einer Pause. Dass er die Nummer 33 trägt, das kam zufällig zustande. Jetzt aber gefällt sie ihm ausgesprochen gut: „Mein Lieblingstorwart Andy Wolf hat auch die 33.“Und der hat es bis ins Nationalteam geschafft.
1,85 m groß ist Stefan Walther, der sich gelegentlich längere Arme wünscht. „Siebenmeter“, so beschreibt er sich selber, „das ist mein Spezialgebiet.“Auch bei Würfen vom Kreis sieht er sich stark. Wenn von den Außenpositionen der Ball auf seinen Kasten befördert wird, sieht er noch Nachholbedarf, ebenso wenn es gilt, Gegenstöße mit einem präzisen Pass einzuleiten. Dass man als letzter Mann mal einen Ball mit dem Gesicht abwehren muss, nimmt er gelassen: „Damit muss man leben, ansonsten hat man sich den falschen Job gewählt.“Sein Trost: In diesem Fall hat er wieder mal ein Tor verhindert. Weil Bene- dikt Simmerl nach einer Verletzung seit Monaten kein Kandidat mehr ist und Thomas Wonnenberg eigentlich nur noch fürs Team zwei parat steht, wirkt Walther als Solist zwischen den Pfosten, was keineswegs die Ideallösung darstellt. Denn jeder Torhüter, egal in welcher Klasse, braucht mal eine Verschnaufpause.
Der Aichacher räumt ein: „Nach 40, 50 Minuten merke ich, dass ich nicht mehr so ganz fit bin. Auf Dauallerdings er brauche ich einen Partner, das ist klar.“Wonnenberg bezeichnet er als seinen besten Kameraden auf der Position.
Walther: „Mein größter Wunsch wäre einer aus der eigenen Jugend.“Einen Kandidaten gibt es bereits: Maksin Chikh heißt der junge Mann, der in Aichach aktiv war und sich jetzt beim VfL Günzburg versucht. Laut Walther ist noch nicht klar, ob der nun in die Paarstadt zurückkehren wird. Dann könnte der 21-Jährige, der bereits die vierte Spielzeit bei den Männern im Einsatz ist, auch mal eine kleine Pause erhalten.
Stefan Walther wurde übrigens nicht als Torhüter geboren: „Ich habe auf dem Feld angefangen.“In der Jugend wurde damals die Stelle zwischen den Pfosten frei. „Ich probier’ es mal“, meinte Walther, der somit aus freien Stücken zu einem Schlussmann wurde. Bereut hat er es nicht. Denn nicht zuletzt profitieren die Handballer des TSV Aichach in diesen Monaten immer wieder von ihrem Torhüter.