Made in Capitoland
1. Winterzeit ist auch Erkältungszeit. Mütter reiben ihren Kindern dann gerne einen Erkältungsbalsam auf die Brust. Beliebt ist der Thymian-Myrte-Balsam, der in der Bahnhof-Apotheke in Kempten hergestellt wird. Die Grundstoffe kommen aus Europa und Afrika. Der Thymian (linkes Bild) wächst in Spanien und Frankreich. Die Myrte (rechts) wächst in Marokko. 2. Jeden Dienstag treffen sich Hebamme Ingeborg Stadelmann (links) und Apotheker Dietmar Wolz mit Mitarbeitern zur „Ölbesprechung“, wo sie aus 120 ätherischen Ölen auswählen und bestellen. 3. Die Öle werden in Fässern angeliefert und dann genau untersucht. Chemielaborantin Corinna Sommer füllt dazu fünf Millionstel Liter der ätherischen Öle in kleine Glasflaschen. Die werden in einem „Gas-Chromatographen“und „Massenspektrometer“in ihre kleinsten Bestandteile zerlegt. Die Ergebnisse werden mit den Ergebnissen aus einer Datenbank verglichen. 4. Andrea Huber ist Pharmazeutisch-technische Assistentin und arbeitet in der Rezeptur der Bahnhof-Apotheke. Dort werden die Zutaten für den Balsam in großen Henkeltöpfen zusammengemischt. Nach einem hauseigenen Rezept mischt sie Myrte, Niaouli, Salbei, Thymian, Ysop, Zirbelkiefer, Johanniskraut in Olivenöl, Baobaböl, Mandelöl, Bienenwachs, Jojobawachs, Sheabutter und Wollwachs. 5. Nun kommen die Öle dazu. Für die Mischung des Thymian-Myrte-Balsams werden sogenannte „fette Öle“– zum Beispiel Mandelöl – als Grundlage verwendet. Das kalt gepresste Öl aus den Samen des afrikanischen Baobab-Baumes hat einen nussigen, natürlichen Geruch. Dazu kommen dann die ätherischen Öle – etwa von der Zirbelkiefer –, die einen starken Geruch haben. 6. Sind alle Zutaten vermischt, wird der Balsam erwärmt und dann abgefüllt. Das Ausgießen des Balsams in Glasflaschen erfordert eine sichere Hand. Nadine Petzold und ihre Kolleginnen gehen mit den zwei Kilogramm schweren Messbechern so geschickt um, dass kein Tropfen des erwärmten Balsams danebengeht. 7. Nun wird der Balsam noch einmal geprüft. Zunächst setzt Anna Liebetrau auf ihre Nase und die Augen. Sie prüft Geruch, Aussehen und Beschaffenheit des Balsams. 8. Dann wird der Balsam auch noch genau im Labor kontrolliert. Labormitarbeiterin Tanja Zischka entnimmt kleine Proben, gibt diese in eine Glasschale und gießt lauwarmen Nährboden dazu. Diese Probe wird fünf Tage bebrütet und anschließend untersucht. So wird geprüft, dass sich keine Bakterien darin befinden. 9. Der Balsam wird nicht nur in den deutschsprachigen Ländern vertrieben. Auf die Glasflaschen klebt Alma Mentel passgenau Etiketten in englischer, französischer, tschechischer und ungarischer Sprache. 10. Ist der Balsam fertig, wird er entweder in der Bahnhof-Apotheke von Dietmar Wolz und seinen Mitarbeitern verkauft oder zu anderen Apotheken und Kunden geschickt. Und bald darauf bekommen ihn dann erkältete Kinder im In- und Ausland auf die Brust gerieben. Na dann: Gute Besserung!