In dieser Scheune lernt man was über Natur
Die Stadt plant ein neues Umweltbildungszentrum im Botanischen Garten. Ein Hamburger Architekt hat den Wettbewerb gewonnen. Warum Kinder besonders profitieren
Was genau macht eigentlich die Honigbiene? Und warum lebt in den Augsburger Quellbächen ein Wasserdrache? Das sind Fragen, die längst nicht alle Eltern ihren Kindern beantworten können. In der städtischen Umweltstation im Botanischen Garten bekommen Buben und Mädchen erklärt, was sich in der heimischen Natur alles abspielt. Das Veranstaltungsprogramm und die Teilnehmerzahlen wachsen ständig. Deshalb soll nun ein neues Umweltbildungszentrum gebaut werden.
Das Problem: In Augsburg gibt es zwar seit Jahren eine staatlich geförderte Umweltbildungsstation. Sie hat aber keine eigenen Räumlichkeiten für ihr Schulungsprogramm. Mit rund 450 Kursen und 9000 Teilnehmern jährlich ist das Angebot mittlerweile sehr umfangreich. Vor allem Kinder und Jugendliche profitieren davon. „Die Raumkapazitäten im Botanischen Garten sind aber
Preise Der mit einem Preisgeld von 14 000 Euro dotierte Siegerentwurf stammt vom Hamburger Architekten Christoph Keiner. Auf Platz 2 kam der Entwurf des Büros Hess/Talhof/ Kusmierz, München (9000 Euro), auf Platz 3 der Vorschlag von Gies Architekten,Freiburg (6000 Euro).
Jury Unter Vorsitz des Münchner Ar chitekten Amandus Stattler hat das Preisgericht getagt. Ihm gehörten Ar chitekten, Stadträte sowie Mitarbei ter des Botanischen Gartens, des Hoch bauamts und der Umweltstation, der Handwerkskammer für Schwaben und der Universität Augsburg an. nicht mehr ausreichend“, sagt Nicolas Liebig, Geschäftsführer des städtischen Landschaftspflegeverbandes und der Umweltstation. Ein eigenes, rund 770 Quadratmeter großes Gebäude, soll weitere Themenangebote und Veranstaltungsformate ermöglichen. Beispielsweise kann es dabei um Informationen über moderne Umwelttechnik wie Windkraft gehen oder über eine nachhaltige Lebensweise, die nicht auf Kosten von Menschen in armen Ländern der Erde geht.
Sicher ist bereits der Standort für das neue Umweltbildungszentrum: Es wird im Botanischen Garten entstehen. Entschieden ist nun auch der Architektenwettbewerb. Der Siegerentwurf stammt von dem Hamburger Architekten Christoph Keiner, der in Augsburg studiert hat. Er überzeugte das Preisgericht mit einer innovativen, funktionalen und kompakten Holzkonstruktion. Sie ähnelt einer modernen Scheune und wird in einer besonders nachhalti- 25 anonymisierte Entwürfe aus ganz Deutschland wurden bewertet.
Bewertungskriterien Ein zentraler Aspekt bei der Bewertung der Ent würfe waren Energie und Nachhaltig keitskriterien, denn das neue Ge bäude soll so nachhaltig wie möglich gebaut und betrieben werden. Um den Ressourcenverbrauch der Bau maßnahme und des Gebäudes so klein wie möglich zu halten, wurde von der Darmstädter Firma ee concept eine spezielle Arbeitshilfe zur Berech nung der Ökobilanz entwickelt, ge fördert durch die Deutsche Bundesstif tung Umwelt. gen Bauweise erstellt. Damit entspricht sie dem Image, das die Umweltstation ihren Besuchern vermitteln will.
Gerade die Umweltverträglichkeit und Ökobilanz spielten bei diesem Architektenwettbewerb eine zentrale Rolle. Schon im Vorfeld waren für die teilnehmenden Architekten bestimmte Vorgaben mit Blick auf Baustoffe, Energieverbrauch und Gestaltung der Außenanlage festgelegt worden. Es sei damit der erste Wettbewerb in Deutschland, „der explizit ein umweltgerechtes Maß für den Flächenund Materialeinsatz schon in dieser frühen Planungsphase integriert“, sagt Baureferent Gerd Merkle.
Umweltreferent Reiner Erben ist überzeugt: Das Umweltbildungzentrum wird zu einem Kristallisationspunkt für die Auseinandersetzung mit dem Thema „Nachhaltige Entwicklung“.
Doch in der Praxis kann das noch einige Jahre dauern. Im nächsten Schritt folgt erst einmal die Entmittelfristig wurfsplanung für das neue Gebäude. In diesem Zusammenhang sollen auch die Kosten ermittelt werden. Bislang gibt es nur eine grobe Schätzung: Voraussichtlich sind es um die fünf Millionen Euro.
Stadt und Landschaftspflegeverband wollen nun Fördergelder beantragen und auf die Suche nach Sponsoren gehen. Doch auch die Stadt wird sich finanziell an dem Projekt beteiligen müssen. Nur dann könne man öffentliche Fördergelder abrufen, erläutert Liebig.
Bis das geplante Umweltbildungszentrum Wirklichkeit ist, wird es noch dauern. Experten gehen bei einer optimistischen Einschätzung davon aus, dass Baubeginn 2019/20 sein könnte, Fertigstellung dann 2021.
Solange müssen sich Kinder allerdings nicht gedulden, wenn sie wissen wollen, was ein Wasserdrache ist. Nicolas Liebig sagt, damit sei ein heimischer Fisch namens Mühlkoppe gemeint. Er hat besondere Flossen und braucht zum Leben klares, sauerstoffreiches Wasser. Das fließt beispielsweise in den Augsburger Quellbächen.
Rundgang Die Architektenentwürfe des Wettbewerbs werden bis Sonntag, 2. April, täglich von 14 bis 18 Uhr im ehe maligen Offizierskasino im Sheridan Park ausgestellt. Zwischen 15 und 17 Uhr finden kommentierte Rundgänge statt. Mitarbeiter des Botanischen Gartens und der Umweltstation sind vor Ort.
Diese Vorschläge wurden prämiert