Erna nimmt es ganz genau
Anke Stellings erstes Kinderbuch
Erna ist elf Jahre und für ihr Alter ganz schön clever. Das hat auch damit zu tun, dass sie sich kein X für ein U vormachen lässt – auch nicht von ihren Eltern.
Die nehmen es nämlich mit der Wahrheit nicht so genau. Und deshalb schaut sie immer exakt hin und schlägt im etymologischen Wörterbuch nach, was sie nicht versteht. Zum Beispiel, warum „gemein“in derselben Wortfamilie ist wie „Gemeinschaft“. Da hat sich was verändert – vom Guten zum Schlechten; von dem, was allen gehört, hin zu wertlos und niederträchtig. Und damit kennt Erna sich aus. Schließlich wohnt sie in einem Gemeinschaftshaus und geht in eine Gemeinschaftsschule. Auch da ist nicht alles so, wie es sein sollte. Von wegen Gemeinschaft!
Erna erkennt, dass die Erwachsenen sich gerne etwas vormachen und manchmal das Gegenteil von dem sagen, was sie kurz zuvor behauptet haben. Aber was kann ein pummeli- ges Mädchen mit dem uncoolen Oma-Namen Erna schon dagegen machen? Manchmal fühlt sie sich bei all dem Ärger in der Schule und bei all dem Unverständnis der Erwachsenen vollkommen hilflos und würde am liebsten losheulen. Dann wieder könnte sie abheben vor lauter Glück.
Die Wahlberlinerin Anke Stelling, in Ulm geboren, hat mit ihren Romanen für Erwachsene schon einigen Erfolg gehabt. „Erna und die drei Wahrheiten“ist ihr erstes Kinderbuch. Es bleibt hoffentlich nicht ihr letztes. Denn so eine aufmüpfige Heldin auf der Höhe der Zeit findet man selten.