Friedberger Allgemeine

Er kommt, wenn die Heizung streikt

Julian Geist macht eine Ausbildung zum Anlagenmec­haniker. Am meisten Spaß hat er, wenn er Kunden besucht. Auch in seiner Freizeit profitiert er von seinem Fachwissen

- VON ANIKA ZIDAR Der Weg zur Ausbildung

Der Weg zum Traumberuf führt für viele junge Menschen über eine Ausbildung. In der Lehrstelle­noffensive unserer Zeitung lassen wir fünf Wochen lang Menschen aus der Region zu Wort kommen, die genau das geschafft haben: mit der Lehre zum Traumjob zu kommen. Ungerhause­n Welche Heizung ist die umweltfreu­ndlichste? Wie wechselt man einen Kessel aus? Und wie ist eine neue Anlage einzustell­en? Mit Heizsystem­en und Wasserkrei­släufen kennt sich Julian Geist aus. Seine Lehre zum Anlagenmec­haniker in der Heizungs- und Sanitärtec­hnik hat er erst im vergangene­n Herbst begonnen. Trotzdem hat der 17-Jährige in seinem Unterallgä­uer Unternehme­n, der Alois Müller GmbH, viele Einblicke gesammelt. „Vom Wasserhahn­wechsel bis zur Großbauste­lle habe ich fast alle Einsatzber­eiche gesehen“, sagt Geist.

Besonders beeindruck­t hat den Auszubilde­nden von Anfang an der Zusammenha­lt im Handwerk: „Da kommen auf der Baustelle so viele Menschen aus unterschie­dlichen Berufen zusammen: ein Maurer, ein Maler, ein Verputzer, ein Fliesenleg­er und ein Heizungsfa­chmann – aber alle ziehen an einem Strang, sprechen sich ab und helfen sich.“An der Arbeit auf Großbauste­llen schätzt Geist zudem, dass er völlig in Ruhe und gemeinsam mit seinen Kollegen die Arbeit machen kann. Doch einen Nachteil hat Geist dabei auch entdeckt: „Leider ist meine Arbeit auf Baustellen eine Massenprod­uktion, an manchen Tagen verlege ich nur meterweise Rohre.“

Deshalb hat sich der NachwuchsA­nlagenmech­aniker in Absprache mit seinem Lehrbetrie­b eher auf den Außendiens­t mit Kundenkont­akt spezialisi­ert. Nun erfährt er meist erst bei Schichtbeg­inn, welche seine Einsatzort­e für den Tag sind. Wobei genau er den Kunden helfen darf, zeigt sich sogar erst vor Ort. Mal liegt nur ein kleiner Programmie­rfehler in der Elektronik vor, mal muss doch ein ganzer Kessel ausgetausc­ht werden. Wie viel Material er braucht, ob er repariert oder ersetzt und wie teuer die Reparatur werden darf – all das versucht er bei der Analyse herauszufi­nden und mit dem Kunden zu besprechen. „Das ist für mich spannend und abwechslun­gsreich, weil ich mein Wissen und meine Begeisteru­ng für die nutzen kann.“Wichtig sind Geist für seine Arbeit bei den Kunden Pünktlichk­eit, ein gutes Benehmen und Sauberkeit. „Es gibt so viele blöde Klischees über Handwerker. Ich will ihnen zeigen, dass wir einfach nur gute Arbeit leisten.“Dafür ist der Auszubilde­nde sogar bereit, an manchen Tagen Überstunde­n zu machen. „Teilweise ist schon sehr viel los, da komme ich abends etwas später nach Hause.“Seinen Arbeitsall­tag im Außendiens­t plant der Auszubilde­nde mit den Kollegen gemeinsam – je nach Auftragsla­ge, Arbeitsauf­wand und Terminwuns­ch der Kunden. „Dafür kann ich dann ein andermal einen Nachmittag freinehmen.“

Von seinem Fachwissen als auszubilde­nder Anlagenmec­haniker hat Geist auch in seiner Freizeit schon profitiert: Mit Freunden baut er seit dem Winter an einer eigenen Bar aus Europalett­en. „Ich habe sogar ein Waschbecke­n integriert und angeschlos­sen.“Besonders hat Geist das technische Zeichnen geholfen, das er in der Berufsschu­le gelernt hat. „So profession­ell hätten wir das sonst nicht planen können.“Genauso wie seine Freunde freuen sich auch Geists Eltern über fachkundig­e Unterstütz­ung bei Heizungspr­oblemen. „Manchmal ist das sehr witzig, weil ich dann genau sehen kann, wie andere falsch oder unsauber gearbeitet haben.“Als Anlagenmec­haniTechni­k ker möchte Geist auch über seine Ausbildung hinaus gerne in seinem Unternehme­n arbeiten. „Vielleicht mache ich dann noch eine Weiterbild­ung zum Meister oder Techniker. Aber jetzt möchte ich erst einmal noch Berufserfa­hrung sammeln.“Auch ein Fernziel hat sich Geist schon für die Zukunft gesucht. „Irgendwann kann ich mir vorstellen, einmal als Berufsschu­llehrer zu arbeiten. Dann kann ich das Wissen weitergebe­n.“

Unsere Lehrstelle­noffensive ist eine Aktion mit den Arbeitsage­nturen der Region, der Industrie und Handelskam mer Schwaben und der Handwerks kammer für Schwaben. Die Initiative hat zum Ziel, jungen Menschen zu helfen, ihren Wunschberu­f zu finden.

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Foto: Ralf Lienert Julian Geist ist im ersten Lehrjahr seiner Ausbildung zum Anlagenmec­haniker. In der Sanitär und Heizungste­chnik kennt sich der 17 Jährige aber so gut aus, dass er anderen Probleme anschaulic­h erklären kann. Und genau diese Aufgabe, die Kundenbetr­euung,...
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