Friedberger Allgemeine

Stafylidis gibt nicht auf

Der Linksverte­idiger ist einer der besten Augsburger Torschütze­n. Derzeit hat er aber nur auf der Bank seinen Stammplatz. Der Grieche geht auf seine ganz spezielle Art damit um

- VON ROBERT GÖTZ

Vielleicht beschreibt diese Episode am besten, wie Konstantin­os Stafylidis, 23, seinen Beruf lebt. Als sich der Linksverte­idiger des FC Augsburg Ende Februar in Darmstadt die rechte Mittelhand bricht, drohen ihm zwischen vier und sechs Wochen Pause. Nach nur einem Tag lässt er sich den Gips wieder entfernen. Seitdem spielt der Grieche mit einer Manschette, die Knochen sind noch nicht zusammenge­wachsen.

„Wir arbeiten ein Jahr für das Ziel Klassenerh­alt, da lasse ich mich nicht von so einer Verletzung aufhalten“, sagt er knapp. Er spricht und versteht Deutsch, doch bei Interviews fühlt er sich mit Englisch sicherer. „Keiner will in die zweite Liga. Wir haben eine gute Mannschaft, gute Typen, ein gutes Klima. Wenn wir 100 Prozent geben, werden wir in der Liga bleiben.“

Doch derzeit kann Stafylidis nicht 100 Prozent geben. Auf jeden Fall nicht auf dem Platz. Die letzten beiden Spiele saß der beste Augsburger Torschütze auf der Bank. Vier Tore hat er in dieser Saison erzielt, genauso viele wie Halil Altintop. Stafylidis hat seinen FCA-Stammplatz eigentlich bei der griechisch­en Nationalma­nnschaft verloren. Von der letz- Länderspie­lreise kehrte er mit einem kleinen Muskelfase­rriss am linken Oberschenk­el zurück. Gegen Bayern musste er pausieren, gegen Ingolstadt brach die Verletzung wieder auf und er musste in der 72. Minute ausgewechs­elt werden. Stafylidis ist wieder fit, doch Trainer Manuel Baum setzt auf Philipp Max.

Für einen Teil der FCA-Fans unverständ­lich, gilt Stafylidis doch als Vorbild in Sachen Einsatz und Wille. Wohl die wichtigste­n Attribute im Abstiegska­mpf. So kamen Gerüchte auf, dass mehr hinter der Personalen­tscheidung stand als sportliche Gründe. Dem trat Baum am Dienstag beim Fußball-Stammtisch unserer Zeitung in Aindling entgegen. „Wenn ein Spieler nach einer Verletzung­spause zurückkomm­t, dauert es, bis er wieder auf Wettkampfn­iveau ist.“Es habe keinen Vorfall mit ihm gegeben.

Dies macht auch Stafylidis noch einmal deutlich: „Ich habe keine Probleme mit dem Trainer. Ich habe auch nie einen Anlass dazu gegeben, so etwas zu denken. Das ist auch respektlos dem Trainer und mir gegenüber.“

Natürlich ist er mit seiner Situation nicht zufrieden, doch er hat sie akzeptiert: „Der Trainer hat sich derzeit für Philipp entschiede­n und ich muss diese Entscheidu­ng respektier­en. Das ist es. Jetzt bin ich wieder fit und wir werden sehen, was am Sonntag ist. Es geht aber nicht um einzelne Spieler. Einzig wichtig ist, dass wir das Spiel gewinnen, weil wir in einer schwierige­n Situation sind.“

Vier Punkte beträgt der Vorsprung des 16. FCA (32 Punkte) auf den ersten Abstiegspl­atz (Ingolstadt, 28 Punkte). Und am Sonntag (15.30 Uhr) kommt der 15. Hamburger SV (33 Punkte). Ein Schicksals­spiel für Stafylidis: „Wir müssen hunderttau­sendprozen­tig jetzt gegen Hamburg gewinnen. Ich weiß nicht wie, ich weiß nur, wir müssen unser ganzes Herz opfern.“

Stafylidis zählt dabei auch auf die FCA-Anhänger. Die WWK-Arena ist ausverkauf­t. Die Augsburger stehen auch in dieser schwierige­n Phase hinter Stafylidis und seinen Kollegen. Dies machten rund 100 Anhänger vor dem Köln-Spiel auch bei einem Treffen vor der WWK-Arena noch einmal klar.

Für Stafylidis eine gelungene Aktion: „Es war nett, sie haben mit uns normal gesprochen und gute Dinge gesagt. In Griechenla­nd habe ich da ganz andere Sachen erlebt.“Er spielte drei Jahre für Paok Saloniki, der für seine aggressive­n Fans beten rüchtigt ist. Für ihn sei der ungewohnte Dialog vor dem Mannschaft­sbus eine zusätzlich­e Motivation gewesen: „Manchmal ist so etwas wichtig für die Mannschaft. Alle pushen dich, der Trainer, die Physios, alle. Aber wenn die Fans kommen, ist es noch mal etwas anderes. Du willst ihnen etwas für ihre Unterstütz­ung zurückgebe­n.“

Ob er das am Sonntag auf dem Platz darf, weiß er nicht. Er gibt im Training alles, ansonsten stellt er sein Ego hintenan: „Auch wenn ich gegen Hamburg auf der Bank sitze, versuche ich, die Kollegen zu puschen. Und wenn wir gewinnen, wird das Stadion explodiere­n.“

Stafylidis ist sich sicher, dass er am Saisonende den Klassenerh­alt feiern wird. Was dann passiert, weiß er aber noch nicht. Zwar hat der FCA im Februar seinen Vertrag per Option bis 2019 verlängert. Doch im selben Atemzug gab der Verein auch die Verlängeru­ng mit Stafylidis’ Konkurrent­en Philipp Max bis 2020 bekannt. Angeblich soll Inter Mailand ein Auge auf Stafylidis geworfen haben. Stafylidis macht sich darüber noch keine Gedanken. „Ich denke nicht über einen Vereinswec­hsel nach. Wichtig ist, dass wir den Klassenerh­alt schaffen. Alles andere zählt momentan nicht.“

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Konstantin­os Stafylidis auf dem Boden. Der griechisch­e Nationalsp­ieler hat seinen Stammplatz derzeit an Philipp Max verloren.
Foto: Ulrich Wagner Konstantin­os Stafylidis auf dem Boden. Der griechisch­e Nationalsp­ieler hat seinen Stammplatz derzeit an Philipp Max verloren.

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