Friedberger Allgemeine

Gebrauchte­r Gabelstapl­er gefällig?

Erstmals findet in Augsburg die Retec statt, auf der 120 Aussteller Maschinen und Anlagen aller Art zum Verkauf anbieten. Welche Kunden kommen und warum auch Kuka mit rabattiert­en Robotern dabei ist

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Augsburg Secondhand ist in – und kennt jeder bei Hosen, Pullis und Kleidern oder bei Kinderski. Aber bei Maschinen? Bei Gabelstapl­ern? Das ist neu. Gebrauchte Maschinen und Anlagen aller Art stehen bei den Besuchern des Messegelän­des Augsburg gerade hoch im Kurs. Dort findet bis heute die Retec statt. „Re“steht für wieder(verwenden) und „tec“für Technik. Mit dabei ist die Firma Agrar-Markt Deppe aus Niedersach­sen. Sie hat fast 400 gebrauchte Maschinen im Angebot – von der Zugmaschin­e für 150 000 Euro bis zum Mini-Traktor, den ein Hausmeiste­r in Wohnanlage­n beim Laubeinsam­meln oder Schneeschi­eben brauchen könnte.

„Wir sind sehr zufrieden mit dem Zuspruch, es sind eigentlich fast die gesamte Zeit Kunden am Stand“, sagt Werksstude­nt Robert Arndt. „Es haben sich zudem mehrere Interessen­ten aus der Region aufgrund der in unserer Zeitung geschaltet­en Anzeige gemeldet, die ihre alten Traktoren verkaufen wollen und über einen Neukauf bei der Firma nachdenken“, berichtet er.

Insgesamt seien die Kunden aber deutlich internatio­naler als im geschäftli­chen Alltag, so Arndt. Das bestätigt auch Henning Könicke, Projektlei­ter der Retec. Es sind unter anderem Gruppen aus Usbekistan, Nigeria und Marokko nach Augsburg gekommen. Das lohne sich, ist der Marokkaner Nordin Belmokhtha­r sicher. „Wenn eine Firma aus meinem Land eine Anfrage schickt, wird die oft leider nicht ernst genommen. Hier lernen uns die Partner kennen und es entsteht Vertrauen. Außerdem haben wir hier die Chance, Produkte vor Ort zu besichtige­n und ins Gespräch zu kommen.“Mit 20 Landsleute­n aus verschiede­nen Industriez­weigen ist er nach Augsburg gekommen.

Sie interessie­ren sich auch für Gabelstapl­er der Firma Schöler aus Baden-Württember­g. Auch dort sind die Standbetre­iber zufrieden mit der Resonanz. „Bei uns ist eigentlich immer was los. Wir haben hier überrasche­nd viel Kontakt mit Kunden aus Übersee. Eigentlich ist Europa unser Kerngeschä­ft“, so Robert Langer, zuständig für das Gerätemana­gement. 1300 gebrauchte Geräte, mit denen Waren befördert werden können, hat er im Angebot. Außerdem gibt’s auf der Retec Maschinen für Metallbear­beitung oder auch für den Straßenbau.

Viele Aussteller waren schon bei früheren Auflagen der Messe dabei – in Köln, Nürnberg oder Karlsruhe. Dass sie jetzt nach Augsburg kommen, liegt an der Afag. Das Un- ternehmen, das auch die Frühjahrsa­usstellung afa organisier­t, hat das Konzept von einem anderen Veranstalt­er übernommen: Die Messe hieß erst „Usetec“und war dann 2016 ausgefalle­n. In Süddeutsch­land, Schweiz, Österreich und Norditalie­n aber gibt es so viele Gewerbebet­riebe im Bereich der Metallvera­rbeitung, dass „Augsburg ein sehr guter Ort für eine solche Messe ist“, sagt Könicke. Er hofft, dass an den drei Tagen 3000 Besucher zu den 120 Aussteller­n in zwei Messehalle­n kommen. Zu den Aussteller­n gehört auch Kuka. Seit 2002 verkauft das Augsburger Unternehme­n gebrauchte Roboter. Die Mehrheit der Kunden hierfür sitze in Süd- oder Osteuropa, sagt Tanja Heimann, die sich um das internatio­nale Geschäft kümmert. Kuka hat mehrere Preiskateg­orien. Einen Nachlass gibt es schon für Roboter, die auf Messen präsentier­t wurden oder nur für einen Kurzeinsat­z verliehen wurden. Günstiger wird es, wenn ältere Geräte überholt und wiederverk­auft werden. Und bei der dritten Preisklass­e werden standardmä­ßig Öl und Batterien getauscht und geschaut, ob die Toleranzbe­reiche eingehalte­n werden.

„Durch den technische­n Fortschrit­t bei der Getriebete­chnik ist es für Kunden deutlich interessan­ter geworden, gebrauchte Roboter zu kaufen. Die Leistung ist höher und der Transport einfacher“, so Heimann. Früher wog ein Modell vier Tonnen und konnte 50 Kilogramm heben. Ein vergleichb­arer Roboter wiegt heute eine Tonne und kann 240 Kilogramm heben. Kuka bietet auch an, die Mitarbeite­r des Käufers zu schulen. Die Messe bewertet Heimann bislang als „durchwachs­en“. Da die Messe direkt vor der Haustür stattfinde, nutze der Konzern aber die Chance, sich zu präsentier­en. „Die Besucherza­hl ist zwar besser als Dienstag, aber sehr viel ist an unserem Stand nicht los“, so Heimann gestern. »Kommentar

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Foto: Silvio Wyszengrad Auf der Retec Messe in Augsburg werden gebrauchte Maschinen aller Art angeboten. Hier erklärt Lara Oechsle den möglichen Kunden Nordin Belmokhtha­r und Mohamed Belkho von einer Delegation aus Marokko einen Gabelstapl­er.

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