Gebrauchter Gabelstapler gefällig?
Erstmals findet in Augsburg die Retec statt, auf der 120 Aussteller Maschinen und Anlagen aller Art zum Verkauf anbieten. Welche Kunden kommen und warum auch Kuka mit rabattierten Robotern dabei ist
Augsburg Secondhand ist in – und kennt jeder bei Hosen, Pullis und Kleidern oder bei Kinderski. Aber bei Maschinen? Bei Gabelstaplern? Das ist neu. Gebrauchte Maschinen und Anlagen aller Art stehen bei den Besuchern des Messegeländes Augsburg gerade hoch im Kurs. Dort findet bis heute die Retec statt. „Re“steht für wieder(verwenden) und „tec“für Technik. Mit dabei ist die Firma Agrar-Markt Deppe aus Niedersachsen. Sie hat fast 400 gebrauchte Maschinen im Angebot – von der Zugmaschine für 150 000 Euro bis zum Mini-Traktor, den ein Hausmeister in Wohnanlagen beim Laubeinsammeln oder Schneeschieben brauchen könnte.
„Wir sind sehr zufrieden mit dem Zuspruch, es sind eigentlich fast die gesamte Zeit Kunden am Stand“, sagt Werksstudent Robert Arndt. „Es haben sich zudem mehrere Interessenten aus der Region aufgrund der in unserer Zeitung geschalteten Anzeige gemeldet, die ihre alten Traktoren verkaufen wollen und über einen Neukauf bei der Firma nachdenken“, berichtet er.
Insgesamt seien die Kunden aber deutlich internationaler als im geschäftlichen Alltag, so Arndt. Das bestätigt auch Henning Könicke, Projektleiter der Retec. Es sind unter anderem Gruppen aus Usbekistan, Nigeria und Marokko nach Augsburg gekommen. Das lohne sich, ist der Marokkaner Nordin Belmokhthar sicher. „Wenn eine Firma aus meinem Land eine Anfrage schickt, wird die oft leider nicht ernst genommen. Hier lernen uns die Partner kennen und es entsteht Vertrauen. Außerdem haben wir hier die Chance, Produkte vor Ort zu besichtigen und ins Gespräch zu kommen.“Mit 20 Landsleuten aus verschiedenen Industriezweigen ist er nach Augsburg gekommen.
Sie interessieren sich auch für Gabelstapler der Firma Schöler aus Baden-Württemberg. Auch dort sind die Standbetreiber zufrieden mit der Resonanz. „Bei uns ist eigentlich immer was los. Wir haben hier überraschend viel Kontakt mit Kunden aus Übersee. Eigentlich ist Europa unser Kerngeschäft“, so Robert Langer, zuständig für das Gerätemanagement. 1300 gebrauchte Geräte, mit denen Waren befördert werden können, hat er im Angebot. Außerdem gibt’s auf der Retec Maschinen für Metallbearbeitung oder auch für den Straßenbau.
Viele Aussteller waren schon bei früheren Auflagen der Messe dabei – in Köln, Nürnberg oder Karlsruhe. Dass sie jetzt nach Augsburg kommen, liegt an der Afag. Das Un- ternehmen, das auch die Frühjahrsausstellung afa organisiert, hat das Konzept von einem anderen Veranstalter übernommen: Die Messe hieß erst „Usetec“und war dann 2016 ausgefallen. In Süddeutschland, Schweiz, Österreich und Norditalien aber gibt es so viele Gewerbebetriebe im Bereich der Metallverarbeitung, dass „Augsburg ein sehr guter Ort für eine solche Messe ist“, sagt Könicke. Er hofft, dass an den drei Tagen 3000 Besucher zu den 120 Ausstellern in zwei Messehallen kommen. Zu den Ausstellern gehört auch Kuka. Seit 2002 verkauft das Augsburger Unternehmen gebrauchte Roboter. Die Mehrheit der Kunden hierfür sitze in Süd- oder Osteuropa, sagt Tanja Heimann, die sich um das internationale Geschäft kümmert. Kuka hat mehrere Preiskategorien. Einen Nachlass gibt es schon für Roboter, die auf Messen präsentiert wurden oder nur für einen Kurzeinsatz verliehen wurden. Günstiger wird es, wenn ältere Geräte überholt und wiederverkauft werden. Und bei der dritten Preisklasse werden standardmäßig Öl und Batterien getauscht und geschaut, ob die Toleranzbereiche eingehalten werden.
„Durch den technischen Fortschritt bei der Getriebetechnik ist es für Kunden deutlich interessanter geworden, gebrauchte Roboter zu kaufen. Die Leistung ist höher und der Transport einfacher“, so Heimann. Früher wog ein Modell vier Tonnen und konnte 50 Kilogramm heben. Ein vergleichbarer Roboter wiegt heute eine Tonne und kann 240 Kilogramm heben. Kuka bietet auch an, die Mitarbeiter des Käufers zu schulen. Die Messe bewertet Heimann bislang als „durchwachsen“. Da die Messe direkt vor der Haustür stattfinde, nutze der Konzern aber die Chance, sich zu präsentieren. „Die Besucherzahl ist zwar besser als Dienstag, aber sehr viel ist an unserem Stand nicht los“, so Heimann gestern. »Kommentar