Das Theater stellt sich neu auf
Nachdem André Bücker seinen ersten Spielplan vorgestellt hat, gab er nun bekannt, welche neuen Köpfe für Musiktheater, Ballett und Schauspiel zuständig sind
Sein Name als künftiger Augsburger Intendant steht seit Ende 2015 fest, das Programm seiner ersten Spielzeit 2017/2018 seit sechs Wochen. Jetzt hat André Bücker, Nachfolger von Augsburgs scheidender Intendantin Juliane Votteler, die neuen Köpfe im Leitungsteam für die Sparten Musiktheater, Ballett und Schauspiel offiziell vorgestellt. Kommen werden ein neuer Operndirektor, ein neuer Ballettdirektor und für das Schauspiel als künstlerische Leitung zwei feste Hausregisseure plus zwei Dramaturgen. Zusammen mit dem amtierenden Generalmusikdirektor Domonkos Héja umfasst die künstlerische Führung künftig also acht Personen.
Bücker, 1969 nahe Osnabrück geboren und zuletzt als Intendant für das Anhaltische Theater Dessau engagiert, hat manche seiner künftigen Ensemblemitglieder in Dessau kennengelernt bzw. dort erstmals mit ihnen zusammengearbeitet. Dass er nun auf diese Vertrauenspersonen zurückgreift, ist so theaterüblich wie verständlich. Hier die entscheidenden neuen Köpfe in seinem künftigen Leitungsteam:
Daniel Herzog, Operndirektor und künstlerische Betriebsdirektion 1968 in Kassel geboren, wuchs Daniel Herzog, nicht zu verwechseln mit dem Regisseur Jens-Daniel Herzog, in einer Opernsänger-Familie auf. Er wurde, wie er sagt, im „Theaterorganismus“groß und wechselte nach anfänglicher Regieassistenz und Regisseurstätigkeit „Liebestrank“in Darmstadt) von der künstlerischen Tätigkeit auf die „Organisationsseite“, sprich Betriebsbüro. Herzog, der mit der australischen Opernsängerin Rachel Gettler verheiratet ist, sieht sich als „Lotse an der Schnittstelle im Theater, wo Disposition plus Organisation mit der künstlerischen Praxis zusammenlaufen. Ein Anliegen ist ihm, den Kern des Sängerberufs zu pflegen – die schöne Stimme. Herzog spricht von einem großen Netzwerk, das ihn mit vielen Operndarstellern verbindet.
Riccardo Fernando, Ballettdirek tor Ob er denn nicht einmal an ein Theater gehen könne, in dem alles gut laufe, wurde der 1960 in Brasilien geborene Ricardo Fernando, schon von seiner Frau gefragt. Denn er hatte immer wieder mit widrigen Umständen zu kämpfen, insbesondere mit der drohenden Abschaffung der Sparte Ballett. Belastbarkeit und Ideenreichtum wird er angesichts der Theatersanierung auch in Augsburg an den Tag legen müssen. Fernando will seine neue Compagnie, für die er vier Tänzer aus Hagen mitbringt, vier aus dem alten Augsburger Ensemble übernimmt und acht neu engagiert hat, vor allem als Choreograf prägen. Seine Handschrift ist eine Mischung aus zeitgenössischem und neoklassischem Stil. Besonderes Augenmerk legt er auf die musikalische Auswahl seiner Choreografien. Da zeigt er sich für Rock und Pop ebenso aufgeschlossen wie für klassische Ballettmusik. Spät kam Fernando zum Tanzen. Erst mit 21 Jahren begann er in Brasilia mit dem Tanzstudium. Nach Engagements als Solist in Rio de Janeiro kam Fernando in den 80er Jahren nach Europa und tanzte in Österreich, Holland und der Schweiz. Als choreografierender Ballettdirektor arbeitete er in Bremerhaven, Chemnitz, Pforzheim und Regensburg. Zuletzt prägte er 13 Jahre das Theater in Hagen.
Nicole Schneiderbauer, Hausregis seurin Die 1983 in Dachau Geborene studierte an der Münchner Theaterakademie August Everding und ging in der Folge als Schauspiel-Regieassistentin an das Nationaltheater Mannheim. Dort stieß sie, wie sie erzählt, auf den Gastregisseur Bücker, der sich begeistert zeigte über das nebenberuflich von Nicole Schneiderbauer und Isabelle Barth gegründete Künstlerkollektiv „Barth & Schneider“. Er lud es nach Dessau ein, wo es das Programm „Ich bleibe einstweilen leben“über Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts aufführte. Später inszenierte Nicole Schneiderbauer wiederholt in Dessau. In Augsburg wird sie zur Auftakt-Premiere auf der Brechtbühne 2017/18 Regie führen (Thomas Köcks „paradies fluten“) und die neue, sogenannte Plattform „Plan A“betreuen – eine interdisziplinäre und interkulturelle Veranstaltungsreihe mit Begegnungen und Auseinandersetzungen zwischen Kunst, Wissenschaft, Politik. „Plan A“gehört zur Programmatik des Theaters, sich künftig weiter in die Gesellschaft hinein zu öffnen.
David Ortmann, Hausregisseur 1986 in Dessau geboren, lernte er das Regiehandwerk an Theatern der neuen Bundesländer. Mehrfach in(„Bohème“, szenierte er DDR-Stoffe. Gleichzeitig entwickelte Ortmann Theaterformen auch außerhalb des Theaters, in der Öffentlichkeit, darunter den Theater-„Tatort“, der nach Ermittlungen in Dessau weiterentwickelt wird für Augsburg und seine Stadtteile. Dazu inszeniert Ortmann auf der Brechtbühne „Welt am Draht“(nach Rainer Werner Fassbinder) und verfolgt die Sanierung des Theaters halbdokumentarisch, halbfiktiv für einen Internet-Auftritt. David Ortmann und die künftige Schauspiel-Dramaturgin Sabeth Braun sind ein Paar und haben ein Kind.
Zudem werden Musiktheater und Schauspiel durch neue leitende Dramaturgen verstärkt: Lutz Keßler (Schauspiel) und Sophie Walz (Musiktheater).
Dem Spielzeit-Programmbuch 2017/2018, das bald an der Kasse im Großen Haus ausliegt, ist – jetzt offiziell – zu entnehmen, welche Ensemble-Mitglieder André Bücker aus der Intendanz Votteler übernimmt. Es sind unter anderem: der 1. Kapellmeister Lancelot Fuhry sowie die Chordirektorin Katsiaryna Ihnatsyeva-Cadek, dazu die Sängerinnen Sally du Randt, Cathrin Lange und Kerstin Descher sowie die beiden Musik-Dramaturginnen Johanna Mangold und Ursula Suwelak. Im Schauspiel bleiben dem Publikum erhalten: Ute Fiedler, Marlene Hoffmann, Sebastian Baumgart, Klaus Müller, Thomas Prazak. Im Ballett sind weiterhin Yun-Kyeong Lee, Alexander Karlsson, Douglas de Almeida und Riccardo De Nigris zu erleben. Dazu bleibt der Ballettmeister Armin Frauenschuh.