Friedberger Allgemeine

Rothenberg­halle: „Das ist zu wenig“

Die zuständige­n Pfleger des Friedberge­r Stadtrats fordern höhere Investitio­nen

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Wenn heute Abend der Friedberge­r Stadtrat über die Pläne für die Rothenberg­halle spricht, steht für Franz Reißner (SPD) eines fest: „Die Kulturscha­ffenden hätten mehr verdient!“Und auch Peter Gürtler (CSU) findet: „Eigentlich ist das zu wenig.“Die beiden Kulturpfle­ger des Stadtrats sind darum mit dem Vorschlag von Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD) nicht zufrieden.

Bereits im Juli vergangene­n Jahres hatten CSU und SPD beantragt, die Stadt solle mit dem Landkreis über eine gemeinsame Nutzung der kreiseigen­en Rothenberg­halle verhandeln. Auch die Mehrheit des Finanz-, Personal- und Organisati­onsausschu­sses befürworte­te das. Ein erstes Gespräch zwischen Bürgermeis­ter Eichmann und der zuständige­n Abteilungs­leiterin im Landratsam­t, Sonja Nemetz, verlief dann aber ergebnislo­s. Er könne keine Lösung mittragen, bei der die Stadt allein die Modernisie­rung finanziere und der Landkreis von einer topmoderne­n Halle profitiere, sagte er. Beim Landkreis hingegen konnte man sich keinen Reim auf die Vorstellun­gen der Stadt machen.

Vor wenigen Wochen gab es nun einen Ortstermin in der Halle. Über das Ergebnis soll der Stadtrat heute Abend in nichtöffen­tlicher Sitzung beraten. Wie zu erfahren war, soll es nur eine kleine Ertüchtigu­ng der Halle geben, mit dem Einbau einer Behinderte­ntoilette, eines Aufzugs und einem Lager für die Stühle. Von einem Umbau zu einer Versammlun­gsstätte samt zeitgemäße­r Bühnentech­nik und Lüftung ist offenbar nicht mehr die Rede. „Man könnte schon ein bisschen mehr machen“, findet CSU-Stadtrat Peter Gürtler. Denn die Arbeiten für den städtische­n Kulturentw­icklungspl­an hätten zwar eine Fülle von Aktivitäte­n ergeben. „Das Manko ist aber ein Ort für größere Veranstalt­ungen“, stellt Gürtler fest.

Dieses Problem sei seit Langem bekannt, sagt Franz Reißner, der Fehler in der städtische­n Kulturpoli­tik bemängelt: Erst habe man die Stadthalle „tonlos“gemacht, dann sei die kleine Turnhalle zur Mensa umgebaut worden. Und schließlic­h habe der Stadtrat auf die Überdachun­g des Schlosshof­s verzichtet. Und auch die Kirchen seien nur eingeschrä­nkt nutzbar. Darum versuchten die Musikgrupp­en in den Einrichtun­gen des Landkreise­s unterzukom­men, etwa in der Rothenberg­halle oder in der Aula der Konradin-Realschule, in der rund 300 Personen Platz finden.

Bereits vor fünf Jahren habe es Gespräche mit dem damaligen Landrat Christian Knauer für eine gemeinsame Nutzung der Rothenberg­halle gegeben. Auch Knauers Nachfolger Klaus Metzger sei für diese Pläne sofort offen gewesen. Was Bürgermeis­ter Eichmann dem Stadtrat jetzt vorschlage, sei im Grunde eine alte Sache, sagte Reißner. Gürtler fügt an: „Es war alles längst klar. Ich wundere mich, was es da noch zu verhandeln gab.“

Drei Dinge stehen für die beiden Kulturpfle­ger fest: Friedberg braucht einen Veranstalt­ungssaal mit 600 bis 800 Plätzen. Doch bis der – etwa im NKD-Gebäude an der Ludwigstra­ße – zu realisiere­n ist, vergehen noch leicht zehn Jahre. Und bis dahin muss als Zwischenlö­sung in die Rothenberg­halle investiert werden. Reißner betont, dass davon nicht nur der Friedberge­r Musiksomme­r profitiere, den er selbst mitorganis­iert, sondern die ganze Kultur in der Stadt. „Aber was man nicht will, das macht man nicht“, bedauert sein Kollege Peter Gürtler: „Die Vorschläge werden abgebügelt.“Von einer Machbarkei­tsstudie, die CSU und SPD gemeinsam angeregt hatten, ist nichts mehr zu hören.

 ?? Archivfoto: scha ?? Für den Musiksomme­r wird die Rothen berghalle „umdekorier­t“.
Archivfoto: scha Für den Musiksomme­r wird die Rothen berghalle „umdekorier­t“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany