Rothenberghalle: „Das ist zu wenig“
Die zuständigen Pfleger des Friedberger Stadtrats fordern höhere Investitionen
Friedberg Wenn heute Abend der Friedberger Stadtrat über die Pläne für die Rothenberghalle spricht, steht für Franz Reißner (SPD) eines fest: „Die Kulturschaffenden hätten mehr verdient!“Und auch Peter Gürtler (CSU) findet: „Eigentlich ist das zu wenig.“Die beiden Kulturpfleger des Stadtrats sind darum mit dem Vorschlag von Bürgermeister Roland Eichmann (SPD) nicht zufrieden.
Bereits im Juli vergangenen Jahres hatten CSU und SPD beantragt, die Stadt solle mit dem Landkreis über eine gemeinsame Nutzung der kreiseigenen Rothenberghalle verhandeln. Auch die Mehrheit des Finanz-, Personal- und Organisationsausschusses befürwortete das. Ein erstes Gespräch zwischen Bürgermeister Eichmann und der zuständigen Abteilungsleiterin im Landratsamt, Sonja Nemetz, verlief dann aber ergebnislos. Er könne keine Lösung mittragen, bei der die Stadt allein die Modernisierung finanziere und der Landkreis von einer topmodernen Halle profitiere, sagte er. Beim Landkreis hingegen konnte man sich keinen Reim auf die Vorstellungen der Stadt machen.
Vor wenigen Wochen gab es nun einen Ortstermin in der Halle. Über das Ergebnis soll der Stadtrat heute Abend in nichtöffentlicher Sitzung beraten. Wie zu erfahren war, soll es nur eine kleine Ertüchtigung der Halle geben, mit dem Einbau einer Behindertentoilette, eines Aufzugs und einem Lager für die Stühle. Von einem Umbau zu einer Versammlungsstätte samt zeitgemäßer Bühnentechnik und Lüftung ist offenbar nicht mehr die Rede. „Man könnte schon ein bisschen mehr machen“, findet CSU-Stadtrat Peter Gürtler. Denn die Arbeiten für den städtischen Kulturentwicklungsplan hätten zwar eine Fülle von Aktivitäten ergeben. „Das Manko ist aber ein Ort für größere Veranstaltungen“, stellt Gürtler fest.
Dieses Problem sei seit Langem bekannt, sagt Franz Reißner, der Fehler in der städtischen Kulturpolitik bemängelt: Erst habe man die Stadthalle „tonlos“gemacht, dann sei die kleine Turnhalle zur Mensa umgebaut worden. Und schließlich habe der Stadtrat auf die Überdachung des Schlosshofs verzichtet. Und auch die Kirchen seien nur eingeschränkt nutzbar. Darum versuchten die Musikgruppen in den Einrichtungen des Landkreises unterzukommen, etwa in der Rothenberghalle oder in der Aula der Konradin-Realschule, in der rund 300 Personen Platz finden.
Bereits vor fünf Jahren habe es Gespräche mit dem damaligen Landrat Christian Knauer für eine gemeinsame Nutzung der Rothenberghalle gegeben. Auch Knauers Nachfolger Klaus Metzger sei für diese Pläne sofort offen gewesen. Was Bürgermeister Eichmann dem Stadtrat jetzt vorschlage, sei im Grunde eine alte Sache, sagte Reißner. Gürtler fügt an: „Es war alles längst klar. Ich wundere mich, was es da noch zu verhandeln gab.“
Drei Dinge stehen für die beiden Kulturpfleger fest: Friedberg braucht einen Veranstaltungssaal mit 600 bis 800 Plätzen. Doch bis der – etwa im NKD-Gebäude an der Ludwigstraße – zu realisieren ist, vergehen noch leicht zehn Jahre. Und bis dahin muss als Zwischenlösung in die Rothenberghalle investiert werden. Reißner betont, dass davon nicht nur der Friedberger Musiksommer profitiere, den er selbst mitorganisiert, sondern die ganze Kultur in der Stadt. „Aber was man nicht will, das macht man nicht“, bedauert sein Kollege Peter Gürtler: „Die Vorschläge werden abgebügelt.“Von einer Machbarkeitsstudie, die CSU und SPD gemeinsam angeregt hatten, ist nichts mehr zu hören.