Weiter Ärger um Stolpersteine
OB Gribl plädiert: Erinnern ohne Streit
Derzeit sind es acht strittige Fälle: Die Stadt hat bislang keine Genehmigung für acht beantragte Stolpersteine erteilt, die auf öffentlichen Straßen und Plätzen in Augsburg an Opfer des Nationalsozialismus erinnern sollen. Am Mittwoch forderte der Initiativkreis Stolpersteine, dass es bis zum 4. Mai ein Votum zu jedem strittigen Opfer geben müsse. Zuständig sei der von der Stadt eingesetzte Fachbeirat.
Der 4. Mai ist ein Termin mit Symbolcharakter. An diesem Tag sollen zum ersten Mal in Augsburg neue Erinnerungszeichen für NSOpfer im öffentlichen Raum angebracht werden: die Stolpersteine und als Alternative dazu Erinnerungsbänder mit den Namen von Verfolgten des NS-Regimes.
Im Vorfeld sorgt für Ärger, dass die Stadt acht von 20 beantragten Stolpersteinen bislang nicht genehmigt hat. Nach Angaben von Kulturreferent Thomas Weitzel entsprechen sie nicht den im Stadtrat beschlossenen Vorgaben. Der Initiativkreis Stolpersteine kritisiert diese Vorgehensweise. „Wir bestehen auf einer Entscheidung bis zur Verlegung am 4. Mai“, so Sprecher Thomas Hacker, „Weitzel hält sich nicht an die Stadtratsbeschlüsse, wir schon.“Der gültige Stadtratsbeschluss besage, dass über jedes strittige Opfer der Fachbeirat ein Votum abzugeben hat. Ein solches Votum sei der Initiative aber bislang nicht zugegangen. Dabei seien die Anträge bereits 2016 gestellt worden. Der Fachbeirat ist beim Kulturreferat angesiedelt. Weitzel ist Mitglied.
Weitzel hatte als Kompromiss für strittige Fälle einen zusätzlichen Kopfstein für Opfer, die nicht bis 1945 starben, vorgeschlagen. „Diese Lösung hat mit dem gültigen Stadtratsbeschluss nichts zu tun und befreit die Stadt daher nicht von ihrer Pflicht, über unsere Anträge zu entscheiden“, sagt Hacker. Die Stolpersteine sind eine Aktion des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Er hat angekündigt, am 4. Mai zusätzliche Platzhalter zu verlegen. Sie sollen für die nicht genehmigten Stolpersteine stehen.
Oberbürgermeister Kurt Gribl sagte gestern, er verstehe nicht, warum der ausgehandelte Kompromiss jetzt wieder infrage gestellt werde. Man habe eine Lösung gefunden, die von den Beteiligten akzeptiert worden sei: „Ein aufrichtiges Erinnern darf jetzt nicht Anlass sein für Streitereien.“