Der treue Schwede
Mattias Ekström fährt schon immer für den Allgäuer Abt-Rennstall und nimmt in Hockenheim seine 17. Saison in Angriff
Augsburg Der Allgäuer gilt als bodenständig. Nur ungern verlässt er die Heimat, und wenn es ihm woanders gefällt, dann bleibt er. So weit das Klischee, aber genau die Eigenschaften zeichnen auch Mattias Ekström aus. Der 38-jährige Rennfahrer stammt aus Falun in Schweden. Seit seinem ersten Kontakt mit dem Abt-Rennstall im Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) kommt er nicht mehr los von den Allgäuern. Wahrscheinlich passt Ekström deshalb gut nach Kempten. „Ich bin so ein loyaler Hund und mag es, mit denselben Leuten zusammenzuarbeiten“, sagt der ältere Schwede.
2004 und 2007 holte Ekström mit den Äbten den DTM-Titel. Am Wochenende in Hockenheim nimmt er seine nun schon 17. Saison mit dem Allgäuer Team in Angriff. Die Mannschaft von Chef Hans-Jürgen Abt ist mit fünf Meistertiteln und 58 Einzelsiegen der erfolgreichste Audi-Rennstall der DTM. Das gefällt dem Piloten: „Ich schätze den Ehrgeiz, den sie haben, und mit ehrgeizigen Leuten zusammenzuarbeiten macht Spaß.“
Die Freude am Fahren kommt allerdings erst mit Erfolgen. Nach Platz sieben im Vorjahr will Mattias Ekström wieder weiter vorne landen, seinen dritten Titel holen. Leer ging der Schwede 2016 allerdings nicht aus. Er holte sich im eigenen Team EKS den Weltmeistertitel im Rallyecross. Der Wettbewerb steht jetzt in Hockenheim wieder im Rahmenprogramm, der Abt-Fahrer ist doppelt gefordert.
Den DTM-Vorjahressieger Marco Wittmann (BMW) nennt der Schwede als Topfavoriten auf den Titel. Allerdings sind die Karten neu gemischt. Im Reglement wurde an vielen Stellschrauben gedreht. Am auffälligsten: Die rund 500 PS starken Audi, BMW und Mercedes dürfen 30 PS mehr unter der Haube haben. Für den Schweden ist das noch zu wenig: „Ich hätte gerne 250 PS mehr. Die Autos würden das vom Fahrwerk, der Aerodynamik und den Reifen schon hergeben.“Aber keiner hört auf ihn.
Außerdem sorgt eine noch weichere Gummimischung für bessere Haftung. Ein Verbot von Heizdecken für die Reifen verlangt den Fahrern mehr Fahrgefühl ab und der Klappflügel darf nur noch eingeschränkt verwendet werden. Schließlich soll ein weitgehendes Funkverbot dafür sorgen, dass nicht die Renningenieure aus der Box die Marionetten im Cockpit um den Kurs dirigieren. So etwas käme bei dem erfahrenen Ekström eh nicht infrage. Sein Motto heißt: „Gib alles oder geh heim.“
So ruhig er neben der Rennstrecke wirkt, so emotional ist er im Cockpit. Inzwischen sitzt der 38-Jährige nicht mehr ganz so halsbrecherisch am Steuer wie in jungen Jahren. Der Vater zweier Kinder, der mit seiner Partnerin Heidi in Salenstein (Schweiz) lebt, räumt ein: „Wahrscheinlich fahre ich etwas vorsichtiger als mit 20, aber auch ein gutes Stück schlauer und intelligenter.“Die vielen kleinen Stellschrauben, an denen die DTM-Organisatoren gedreht haben, begrüßt der Audi-Werkspilot und glaubt, dass sie sich so auswirken werden: „In den ersten zwei Renndritteln erwarte ich nichts Neues, aber das letzte Drittel wird viel spannender, mit mehr Überholmanövern.“Das Fahrerfeld ist allerdings übersichtlicher geworden und wurde auf 18 (je sechs pro Marke) reduziert.
Mit dem Österreicher Gerhard Berger steht seit kurzem ein neues Gesicht an der Spitze der Rennserie. Für den Ex-Formel-1-Piloten beginnt ein neuer Abschnitt, für den alten Hasen am Steuer seine 17. Saison. Was macht Ekström, wenn er sein Saisonziel erreichen und seinen dritten DTM-Titel holen sollte? „Auf jeden Fall weiterfahren. Denn noch mal mit der Startnummer eins in die Saison zu gehen, muss sein.“