Bisse und Ohrfeige am Königsplatz
Ein Polizeieinsatz wegen Streitereien in der Trinkerszene eskaliert. Eine Frau beißt einen Polizisten. Vier Personen müssen in den Arrest. Und ein Unbeteiligter bekommt etwas ab
Sie sind trauriger Alltag für die Beamten der Augsburger Polizei: Einsätze wegen Auseinandersetzungen am Königsplatz. Zuletzt war es etwas ruhiger. Bei der Inspektion Mitte geht man davon aus, dass es am schlechten Wetter lag. Dann halten sich weniger Menschen auf dem zentralen Platz auf. Am Donnerstag jedoch war es mit der Ruhe vorbei. Ein Einsatz wegen Streitigkeiten in der Trinker- und Drogenszene ist eskaliert. Ein Polizist wurde dabei gebissen, ein unbeteiligter Passant bekam eine Ohrfeige ab.
Gegen 16.15 Uhr hatte ein Zeuge bei der Polizei angerufen und mitgeteilt, es gebe am Königsplatz im Bereich des Brunnens Streit. Er befürchtete, dass sich eine Schlägerei anbahne. Mehrere Streifen eilten deshalb zum Kö. Die Beamten stellten fest, dass es wohl schon seit einiger Zeit Streitereien und Beleidigungen in der dortigen Trinkerszene gegeben hatte. Vor allem ein 52-jähriger Mann, der laut Test fast 2,8 Promille Alkohol im Blut hatte, fiel demnach durch Beleidigungen auf. Nach Angaben der Polizei hatte der Mann zuvor schon eine Schule in der Schertlinstraße betreten und sich zunächst trotz mehrfacher Aufforderung geweigert, das Gebäude zu verlassen. „Da der Mann sich weiter uneinsichtig zeigte und mit weiteren Straftaten zu rechnen war, wurde er von der Polizei in Gewahrsam genommen“, teilte Polizeisprecherin Rebekka Oehmichen mit.
Damit begann für die Polizisten der Ärger aber erst so richtig. Eine 22-jährige Frau aus der Szene war mit dem Einsatz gegen den 52-Jährigen nicht einverstanden. Die betrunkene Frau störte mehrfach die Arbeit der Beamten. Sie wurde des Platzes verwiesen, kehrte aber zurück und beleidigte einen Polizeibeamten. Ihre Wut traf auch einen unbeteiligten Mann. Die Frau spuckte den Passanten an und ohrfeigte ihn. Daraufhin sollte die junge Frau ebenfalls in den Polizeiarrest.
Auf dem Weg zum Streifenwagen wehrte sie sich jedoch vehement und schlug nach den Polizeibeamten. Als die Polizisten versuchten, die 22-Jährige in ein Polizeifahrzeug zu setzen, biss sie einen der Beamten mehrfach in den Oberschenkel und die Hand. Laut Polizei wurde er aber nicht so verletzt, dass er seinen Dienst abbrechen musste. Die junge Frau hatte ebenfalls einiges getrun- ken – sie hatte rund zwei Promille Alkohol im Blut. Während des Vorfalls solidarisierten sich den Polizeiangaben zufolge mehrere Personen aus der Szene mit der jungen Frau und störten. Deshalb seien auch noch zwei weitere Personen in Gewahrsam genommen worden.
Bei der Stadt hatte man zuletzt vor allem die Situation auf dem Rathausplatz im Blick. Gruppen, die dort überlaut Musik hören und viel Alkohol trinken, erregten auch den Ärger von Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU). Seither schaut der städtische Ordnungsdienst verstärkt hin, es wurden freundliche Hinweise aufs Pflaster geklebt und an den Treppenstufen vor dem Rathaus weisen Schilder nun darauf hin, dass die Stufen frei bleiben sollen. Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) vertritt die Ansicht, dass die zentralen Plätze verstärkt genutzt werden sollten – etwa für Konzerte und Kunstaktionen. So könne es gelingen, die Plätze attraktiver zu machen. Die Problemgruppen stünden dann nicht mehr so sehr im Fokus.
Bei der Polizei bewertet man die Situation auf dem Kö deutlich kritischer als auf den anderen Plätzen. Am Kö gebe es tatsächlich eine Häufung von Straftaten, sagt Werner Bayer, der Leiter der Polizeiinspektion Mitte. Deshalb befürwortet die Polizei dort auch eine mögliche Kameraüberwachung. Konkrete Pläne dafür gibt es aber noch nicht.