Wenn die Nacht zwei Stunden hat
Wie für Jeannine Hackl aus Igenhausen das Leben mit Drillingen aussieht und wer sie neben ihrem Mann unterstützt. Zum Muttertag hat sie einen ganz persönlichen Wunsch
Hollenbach Igenhausen Morgen ist Muttertag. Für Jeannine Hackl ein ganz besonderer und doch ein ganz normaler Tag. Denn die 43-Jährige macht vermutlich das Gleiche wie immer: Windeln wechseln, Essen herrichten und mit den Kindern kuscheln. Vielleicht, wenn alles gut läuft, ist auch ein Spaziergang drin. Jeannine Hackl hat seit dem 3. März einen 24-Stunden-Job: An diesem Tag hat sie ihre Drillinge Bastian, Florian und Tobias zur Welt gebacht. Ihr Fazit nach den ersten zwei Monaten: „Mir fehlen manchmal einfach zwei Arme.“
Das sagt die fröhliche Frau aus Igenhausen (Gemeinde Hollenbach) aber mit einem kräftigen Augenzwinkern. Die Betreuung der Buben sei zwar anstrengend, aber wunderschön. Sie und ihr Mann Thomas, 46, wollen keinen der drei Buben mehr hergeben. Geplant war ursprünglich allerdings nur ein Kind, auch im Haus ist nur ein Kinderzimmer vorgesehen. „Aber irgendwie wird sich schon alles finden“, ist sich Jeannine Hackl sicher. Sicher ist aber auch, dass ihr und ihrem Mann in den nächsten Jahren nicht langweilig werden wird. Neben der Kinderbetreuung soll auch das Haus weiter umgebaut werden, das die Hackls vor einigen Jahren gekauft haben und seitdem nach ihren Wünschen umgestalten. Zudem hat Jeannine eine Ausbildung als Erzieherin begonnen, die sie gerne noch abschließen würde. Ein Jahr fehlt ihr dazu noch. Ihr Mann arbeitet in Dachau als Zweirad-Mechaniker.
Da er voll berufstätig ist, kann er seine Frau nur abends und am Wochenende unterstützen. Nachts ist Jeannine Hackl größtenteils auf sich allein gestellt. Länger als zwei bis drei Stunden in der Nacht kann sie derzeit nicht schlafen. Dann haben die Babys wieder Hunger. „Wenn drei Kinder auf einmal schreien, kann es sehr laut werden“, berichtet sie. Zudem leiden alle drei Buben unter den berüchtigten Dreimonatskoliken und haben oft Bauchweh. Das macht die Nächte nicht leichter. Umso glücklicher ist die Igenhauserin, dass sie untertags Unterstützung von der Familienpflegestation bekommt. So kann sie sich vormittags noch mal hinlegen. Isabella Schwegler hilft ihr wochentags acht Stunden im Haushalt und mit den Kindern. Die Familienpflegerin bringt eine zehnjährige Erfahrung mit und versteht sich bestens mit der Drillingsmutter. Diese hofft, dass ihr die Familienpflegerin noch etwas erhalten bleibt, doch ob die Krankenkasse die Hilfe über diesen Monat hinaus genehmigt, ist offen. Einen Anspruch darauf gibt es nicht. „Drillinge sind keine Krankheit“, habe Hackls Krankenkasse erklärt. Weil die Buben aber per Kaiserschnitt und etwa acht Wochen zu früh auf die Welt kamen, erkannte die Kasse an, dass die Mama zumindest anfangs Beistand verdient habe. Nach zehn Wochen im Krankenhaus – davon vier Wochen nach der Geburt – musste sich die 43-Jährige ohnehin erst wieder an die Welt da draußen gewöhnen. Zum Leidwesen der Hackls wohnen die Großeltern 150 und 400 Kilometer entfernt, trotzdem besuchen sie ihre Enkel, wann immer es möglich ist. Glücklicherweise lebt Jeannines Bruder mit Familie in Hollenbach. Der Onkel hat extra ein Drillingsbett mit Rollen und Rahmen zum Öffnen für seine Neffen gebaut. Froh sind die Drillingseltern auch über ihre Nachbarn, die schon mal einspringen, wenn Not am Mann ist oder selbst gehäkelte Schühchen für die Kleinen vorbeibringen.
Wie die Hackls schon des Öfteren festgestellt haben, gibt es nicht viele Dinge, die auf Drillinge ausgelegt sind. So sei es extrem schwierig, ein erschwingliches Auto zu finden, in dem drei KinAichach dersitze nebeneinander Platz haben. Bei drei Kindern müssen sie – wie viele andere Eltern auch – aufs Budget schauen, vor allem weil sie vieles sofort mal drei brauchen. Schlafsäcke oder Kleidung zum Beispiel. Exakt gleich müssen die Buben übrigens nicht angezogen sein, auch nicht die eineiigen Zwillinge Bastian und Florian, findet die Mutter. Aber ähnlich sollten sie schon gekleidet sein.
Bei der Namensfindung war ihr unter anderem wichtig, dass die Namen nicht zu lang sind, damit sie schnell gerufen werden können, wenn sie mal schimpfen muss. Aber dazu gab es bisher natürlich noch keinen Grund. Einen Wunsch zum Muttertag hat Jeannine Hackl übrigens doch noch: Sie wünscht sich, dass sie in der Früh von allen drei Buben angelacht wird. Das wäre das erste Mal, dass alle lachen.