Polytech: Erweiterung oder großer Wohnbau?
Eigentümer des Geländes würde Betrieb umsiedeln. Statt Firmengebäude soll ein fünfstöckiges Mehrfamilienhaus entstehen
Mering Ein fünfstöckiges Wohnhaus könnte auf dem Gelände der Firma Polytech entstehen. Mit dem Geld möchte der Grundstücksbesitzer Wilhelm Peter den Betrieb auf ein neues Firmengelände umsiedeln. Wenn dies nicht gelingt, möchte er am jetzigen Standort erweitern und eine neue Halle bauen. Für beide Optionen laufen die entsprechenden Bauvoranfragen. Das sorgt bei den Anwohnern wie auch in den Rathausfraktionen für Aufregung.
Wie berichtet hatte es zwischen der Firma Polytech und den Anwohnern im benachbarten Wohngebiet am Hörlgraben viele Schwierigkeiten gegeben, die in einen Prozess gipfelten. Dabei entschied das Verwaltungsgericht, dass die Genehmigung für den kunststoffverarbeitenden Betrieb rechtens war. In der langen Zeit bis zur Entscheidung hatte die ursprüngliche Firma Insolvenz anmelden müssen. Mit dem Unternehmen Produktionsservice Mering GmbH – ebenfalls unter Geschäftsführung von Wilhelm Peter – wird dort weitergearbeitet.
„Ein neues Gelände wäre uns lieber“, sagte er gegenüber unserer Zeitung. Er könne jedoch mit beiden Alternativen gut leben. Bleibt der Betrieb am Standort, müsse er das Objekt noch intensiver nutzen und dafür eine rund 1000 Quadratmeter große Halle anbauen. Optimal sei die Produktion auf drei Stockwerken für ihn jedoch nicht. Für eine Absiedlung habe er zum jetzigen Zeitpunkt verschiedene Möglichkeiten. Am liebsten wäre es ihm hier, wenn es der Gemeinde gelingt, das neue Gewerbegebiet beim Bahnhaltepunkt auszuweisen (wir berichteten). Für eine Umsiedlung würde er das Gelände an der Geßweinstraße an einen Bauträger verkaufen. Die Firma Baustolz hat dazu nun eine Voranfrage für ein fünfstöckiges Wohnhaus gestellt. Derzeit gilt hier kein Bebauungsplan und der Bauträger möchte die Genehmigung nach dem Paragraf 34 erreichen.
In Anbetracht der früheren Konflikte in dem Gebiet entschied sich Bürgermeister Hans-Dieter Kandler, die Anwohner frühzeitig zu informieren und lud diese Anfang Mai zu einer Versammlung ein. „Ich wollte herausfinden, was den Menschen lieber ist. Tendenziell habe ich die Wohnbebauung herausgehört“, sagte er gegenüber unserer Zeitung. Bedenken gebe es allerdings wegen der Ausmaße. Der Bauträger wolle auf fünf Stockwerken 28 Wohnungen errichten und die Etagenzahl sei wohl nicht verhandelbar, so Kandler.
Nach der Versammlung formulierten die Anwohner ihre Position in einem Schreiben an die Ortspolitiker: „Zusammenfassend begrüßen wir eine Wohnbebauung an diesem Standort. Da einige Nachbarn in der Vergangenheit viele Konflikte mit der Nutzung des Grundstücks hatten, sehen wir es als wichtig und zielführend an, dass das Grundstück mit Bebauungsplan vor Bauvoranfrage überplant wird.“
Letzteres ist auch für die Oppositionsfraktionen der entscheidende Punkt. Diese sind außerdem vergrätzt, weil sie weder zur Anwohnerversammlung eingeladen noch sonst über das Projekt informiert wurden. „Wir werden jetzt am Volksfest von den Leuten angesprochen und wissen von nichts!“, klagt CSU-Sprecher Georg Resch. Florian Mayer (CSU) stellte daher den Antrag, dass der Bürgermeister in der Gemeinderatssitzung am 18. Mai über das Thema berichtet. Dass dieser den optionalen Zusatztermin nun aus Mangel an Themen gestrichen hat, trägt nicht gerade zur guten Stimmung bei. Stefan Nerlich, geschäftsleitender Beamter, erläuterte auf Anfrage jedoch, dass diese Entscheidung bereits Dienstagnachmittag gefallen sei, bevor das Schreiben Mayers einging.
Als erstes werden die PolytechVoranfragen also wohl in der Bauausschusssitzung am 22. Mai behandelt. Nach Ansicht der GrünenSprecherin Petra von Thienen müsste die Entscheidung jedoch an den Gemeinderat weitergereicht werden. Das Projekt der Firma Baustolz wäre das erste fünfstöckige Wohnhaus in Mering und könnte als Bezugsfall für weitere Anträge herangezogen werden, vor allem weil es in den umliegenden Wohngebieten fast nirgends einen Bebauungsplan gibt. Sie verweist auf eine entsprechende Richtlinie im Integrierten Städtebaulichen Konzept (ISEK). Dort heißt es, dass Mering seine Weiterentwicklung durch das Aufstellen von Bebauungsplänen lenken soll. Das fordert auch Mayer: „Ferner beantragen wir, dass der Marktgemeinderat grundsätzlich darüber befinden soll, ob auf diesem Gelände im Falle einer Bau(vor)anfrage eines Bauträgers ein Bebauungsplan mit Veränderungssperre aufgestellt werden soll“, heißt es in seinem Schreiben.