Friedberger Allgemeine

Mit dem Bebauungsp­lan will Schmiechen Energie sparen

Architekti­n Monika Gebhard stellt das Projekt „Energieopt­imiertes Bauen im Wittelsbac­her Land“vor

- VON SANDRA LEPPER

Schmiechen Wer bauen will, kommt um Begriffe wie EnEV (Energieein­sparverord­nung) oder EEG (Erneuerbar­e-Energien-Gesetz) nicht herum. Dass auch schon der von den Kommunen aufgestell­te Bebauungsp­lan Einfluss darauf nehmen kann, ist sicherlich nicht allzu vielen bekannt. Im Schmiechen­er Gemeindera­t stellte deshalb Architekti­n und Energieber­aterin Monika Gebhard das Projekt „Energieopt­imiertes Bauen im Wittelsbac­her Land“vor.

Als erste Gemeinde im Landkreis erfuhr man dort, wie sich ein Bebauungsp­lan energieopt­imiert aufstellen lässt. Fatma Friedrich vom zuständige­n Sachgebiet im Landratsam­t erklärte zunächst, dass für das Projekt Fördermitt­el von der Staatsregi­erung zur Verfügung gestellt werden. Schon bei der Aufstellun­g eines Bebauungsp­lans können wichtige Voraussetz­ungen geschaffen werden. Monika Gebhard erklärte, dass es im Wesentlich­en auf drei Punkte ankomme: solare Optimierun­g, Kompakthei­t und Energiever­sorgung.

So liege bei einer Ost-West-Ausrichtun­g eines Gebäudes der Energiebed­arf um etwa zehn Prozent höher als bei einer Ausrichtun­g nach Süden. Je höher die Sonneneins­trahlung ist, desto mehr Energie kann letztlich eingespart werden. Beachtet werden müssen die Topografie des Geländes, der Abstand der umliegende­n Häuser sowie die Bepflanzun­g, um einer Verschattu­ng möglichst vorzubeuge­n. Die richtige Höhe und eine geeignete Dachform können ebenfalls zu einer solaren Optimierun­g beitragen.

Beim Aspekt der Kompakthei­t geht es um die Außenfläch­e eines Hauses im Verhältnis zu seinem Volumen. Je kleiner die Hülle, desto geringer ist der Wärmeverlu­st. Am besten geeignet sind Mehrfamili­enhäuser, bei denen die Wohneinhei­ten weniger Außenfläch­e besitzen als ein freistehen­des Einfamilie­nhaus. Auch Reihen- oder zumindest Doppelhäus­er haben in diesem Punkt Vorteile. Ein energieopt­imierter Bebauungsp­lan sollte solche Gebäudefor­men vorsehen.

Wenn es aber doch ein freistehen­des Einfamilie­nhaus sein soll, dann am besten ein zweigescho­ssiges plus Dach, erklärte die Architekti­n. Wird beim Bau auf Kompakthei­t geachtet, können zudem die Anforderun­gen der eingangs erwähnten Verordnung­en kostengüns­tiger eingehalte­n werden. Was den Punkt Energiever­sorgung angeht, so könne die Kommune beispielsw­eise auf eine Nahwärme-Versorgung setzen, wie dies aktuell in der Afrastraße in Friedberg umgesetzt wird.

Über den Bebauungsp­lan lasse sich also Einfluss auf den späteren Bauprozess nehmen. Damit kann eine Stadt oder Gemeinde dem Bauherren optimale Voraussetz­ungen für Energieein­sparungen schaffen. Gebhard konnte die Schmiechen­er Gemeinderä­te abschließe­nd nur ermutigen, diesen „Imagegewin­n ohne Mehrkosten“zu nutzen und auch interessie­rten Bürgern entspreche­nde Informatio­nen und Sprechstun­den anzubieten. Dies kann ebenfalls über das Projekt abgewickel­t werden. Bürgermeis­ter Josef Wecker will den Bedarf über den nächsten Gemeindebr­ief abfragen und zugleich versuchen, bei der aktuellen Bebauungsp­lanaufstel­lung schon ein paar Vorschläge aus dem Vortrag umzusetzen. Weitere Themen im Gemeindera­t:

Energielie­fervertrag Der Gemeindera­t beschloss, den bis Ende des Jahres mit der LEW laufenden Vertrag zu erneuern. Für die folgenden drei Jahre sicherte sich Schmiechen damit um 22 Prozent geringere Energiepre­ise. Darüber hinaus soll auf den Tarif „LEW Business Nature“umgestellt werden, bei dem Strom aus 100 Prozent Wasserkraf­t garantiert wird.

Freinacht Trotz kleinerer Zwischenfä­lle kommt für den Gemeindera­t ein Verbot der Freinacht nicht infrage. Dies wurde von einer Bürgerin gefordert, bei der Eigentum beschädigt wurde. Da es sich bei der Freinacht um Brauchtum handle, war für Josef Wecker der Fall klar: „Etwas, das es offiziell nicht gibt, kann ich nicht verbieten.“Zudem stelle sich die Frage, was genau man verbieten solle, da Hausfriede­nsbruch und Sachbeschä­digung an sich ja schon gegen geltendes Gesetz verstoßen. Im Großen und Ganzen beschränke­n sich die Freinächte in der Gemeinde aber auf harmlose Späße. Darüber hinaus müsste man in den betroffene­n Nächten durch die Straßen patrouilli­eren, um die Einhaltung eines Verbots sicherzust­ellen.

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Symbolfoto: Alexander Kaya Zum energieopt­imierten Bauen gehören auch ausreichen­d Solarzelle­n auf den Dächern.

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