Ein Fürsprecher für alle Radler
Armin Falkenhein ist Landesvorsitzender des ADFC. Mit dem Rad verbindet ihn viel mehr / Serie (7)
Augsburg Mit dem Rad zur Arbeit: Für Armin Falkenhein ist das seit Jahren eine Selbstverständlichkeit, auch wenn die Strecke BobingenAugsburg einfach 13 Kilometer lang ist. Trotz der sportlichen Ertüchtigung am Morgen sieht der Fachbereichsleiter Schulen, Sport, Kultur, Kreisheimatpflege am Landratsamt in seinem Büro perfekt gepflegt aus – mit hellblau gestreiftem Hemd und roter Krawatte. Wie das? „Ich habe einen radlerfreundlichen Arbeitgeber!“
Duschen und Umziehen vor Dienstbeginn – im Landratsamt Augsburg kein Problem. Kommt dazu, dass das Radeln an der Wertach dank E-Bike nicht mehr so schweißtreibend und gleichzeitig Freizeitspaß ist. Entspannung in der Natur! Für Bewegung als Ausgleich zum Büro ist damit gesorgt. Allein 4500 Kilometer kommen bei Armin Falkenhein da jährlich auf dem Weg zur Arbeit zusammen.
Für Falkenhein ist Radeln nicht nur ein privates Vergnügen. Seit über 30 Jahren engagiert er, der Landesvorsitzende des ADFC Bayern (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub), sich für die Förderung des Fahrradverkehrs auf kommunaler, landesweiter und bundesweiter Ebene. Mit sieben Jahren hat der gebürtige Lindauer, damals in München wohnend, selbst das Radeln erlernt, hat für sich selber dann, wieder auf dem Land wohnend, das Rad als „flexibelstes und bequemstes“Verkehrsmittel auf dem Weg zur Schule entdeckt: Kein Warten auf den Schulbus – „und Elterntaxi gab’s bei uns nicht!“Allerdings sei er mit seinem Faible fürs Rad schon ein Exot gewesen. Die Kumpels fuhren Mofa.
Den Führerschein machte der heute 56-Jährige erst mit 22 Jahren, bis dahin fuhr er alles mit Fahrrad oder Bahn – und auf diese Kombination setzt Falkenhein heute noch. Deshalb gehören zu seiner RadAusstattung neben dem E-Bike ein Mountainbike und zwei Falträder, denn die kann man problemlos mit in die Bahn packen. Klar, dass der passionierte Radler und Verbandspolitiker seine Familie – Frau und zwei erwachsene Töchter – mit dem Radlvirus angesteckt hat. Rad-Urlaube, auch exotische wie einer in Kanada, – gehörten zum Ferienalltag der Familie.
„Das Fahrrad ist Bestandteil unseres Verkehrs geworden“, sieht Armin Falkenhein einen Erfolg der jahrzehntelangen Bemühungen um fahrradfreundliche Städteplanung. Doch wie die Integration des Radverkehrs in die Städte wirklich funktionieren könnte, sehe man in Amsterdam oder Kopenhagen.
Als Falkenhein Mitte der 80er Jahre nach Augsburg versetzt wurde, sah er, dass das eine Stadt ist, in der das Radeln gefördert werden müsse. Was das damalige Augsburger Radlerforum forderte, werde heute umgesetzt: Fahrradachsen zu schaffen, Stadtteile und Innenstadt mit Radwegen zu verbinden, Abstellplätze für Räder anzubieten. Ziel: Mehr Lebensqualität für die Städte, das Auto nicht abschaffen, aber zurückdrängen, weil einfach der Platz nicht da ist.
Das Radlerforum wurde später in den ADFC überführt, 1988 gründete Falkenhein den Bezirksverein Bayerisch Schwaben des ADFC, war von 1991 bis 2003 und ab 2011 Landesvorsitzender Bayern. Das Pilotprojekt „Mit dem Rad zur Arbeit“, unterstützt von der AOK, baute er deutschlandweit auf, hielt und hält Vorträge, um die Politik für die Förderung des Radverkehrs zu gewinnen. Die Straße soll wieder Lebensraum werden, so sein Wunsch. Denn, so sei die Erfahrung der Verkehrswissenschaft: „Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten.“
Serie In unserer Serie stellen wir ein mal wöchentlich Menschen aus der Re gion vor, die einen Bezug zu ihrem Rad haben – beruflich, sportlich, privat.