Kinder, Kinder
Deutsche bekommen zu wenige Babys. Doch es gibt Hoffnung
Augsburg Es gehört zur deutschen Tugend, sich mit anderen vergleichen zu wollen. Das hat gute Gründe. Schließlich ist es der Deutsche gewohnt, im Wettstreit mit anderen Nationen die Nase vorn zu haben. Die besten Autos, das beste Bier, die besten Fußballer – alles made in Germany. So zumindest die nationale Selbsteinschätzung.
Doch es gibt über den Eurovision Song Contest hinaus tatsächlich Bereiche, in denen die Bundesrepublik den Nachbarländern hinterherhinkt. Beim Thema Fortpflanzung etwa. Geht es ums Kinderkriegen, sind die Deutschen weniger fleißig als an Fließbändern in Ingolstadt oder auf Fußballplätzen in Rio de Janeiro. Im Schnitt 1,5 Kinder bekommt eine deutsche Frau im Laufe ihres Lebens. Das hat das Statistische Bundesamt errechnet. Basis sind Zahlen aus dem Jahr 2015, neuere hat die Behörde noch nicht. Deutschland liegt damit unter dem EU-Durchschnitt von 1,58 Kindern. Und weit hinter dem EU-Spitzenreiter Frankreich. Dort bringen Frauen knapp zwei Emmanuels oder Aurélies zur Welt. Ist es das tägliche Glas Wein, das Männlein und Weiblein im Nachbarland in Fortpflanzungsbereitschaft versetzt? Oder das gute französische Essen, das sie mit noch mehr Menschen am Tisch teilen wollen? Man weiß es nicht.
Die Deutschen können sich zumindest an einem Aspekt der Statistik erfreuen: Der Trend geht nach oben. Der aktuelle Wert ist der beste seit der Wiedervereinigung. Doch es bräuchte im Schnitt 2,1 Kinder, um ohne Zuwanderung die Einwohnerzahl konstant zu halten. Jetzt ist Merlot statt Weißbier gefragt.