Wer wird der Herr im Wittelsbacher Schloss?
Heute geht es im Ausschuss um das Personal- und Betriebskonzept. Der Plan, die Zuständigkeiten in der Stadtverwaltung zu splitten, stößt auf Widerspruch
Friedberg Im nächsten Jahr können die Friedberger voraussichtlich ihr Schloss wieder in Besitz nehmen. Das Ende der Bauarbeiten zeichnet sich mittlerweile ab, und so beschäftigt sich die Politik nun verstärkt mit der künftigen Verwendung des Gebäudes. Wenn heute (17 Uhr, Rathaussaal) der Schlossausschuss des Stadtrats zusammentritt, zeichnet sich Streit ab.
Anlass ist das Nutzungs– und Personalkonzept, das die Verwaltung dabei vorlegt. Es basiert auf dem Modell vom Juli 2015, wonach die Zahl der privaten Vermietungen – etwa für Hochzeiten oder Geburtstage – eingeschränkt werden soll, damit die städtischen und externen Kulturveranstaltungen uneingeschränkt stattfinden können. Hintergrund ist eine Vereinbarung mit den Nachbarn, die pro Jahr maximal 40 Veranstaltungen mit bis zu 500 Personen bis 23 Uhr und an maximal weiteren 125 bis 22 Uhr zulässt.
Vermietet werden Rittersaal, Remise, Saal, Hof und die beiden Stuckräume im Süden und Norden, die zum Teil auch kombinierbar sind. Die Verwaltung schlägt den Grundsatz vor, nur solche Veranstaltungen zuzulassen, die in das Gebäude und dessen Stil passen. Die Zuständigkeiten sollen auf verschiedene Stellen innerhalb der Stadtverwaltung übertragen werden – für den Gebäudebetrieb und die Vermietung an Externe ist die Abteilung Gebäudewirtschaft zuständig, für die städtischen Veranstaltungen, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit hingegen die Kulturabteilung. Will die Kulturabteilung Veranstaltungen im Schloss anbieten, so muss sie die Termine beim Gebäudemanagement buchen. Insgesamt sollen sechs neue Vollzeitstellen geschaffen werden.
Diesem Konzept stellen die Grünen einen eigenen Antrag entgegen. Sie verlangen, die Zuständigkeiten zu bündeln, Marketing und Vergabe in eine Hand zu geben. Dazu soll nach Wunsch der Grünen schnellstmöglich ein Schlossmanager eingesetzt werden, der das Veranstaltungskonzept entwickelt, die Kosten kalkuliert, einen Belegungsplan erarbeitet und die Veranstaltungen organisiert und abwickelt. Er soll eng mit der Kulturabteilung und der Museumsleitung zusammenarbeiten, aber selbstständig sein.
Die Splittung der Aufgaben laufe den Vorstellungen der Grünen zuwider, sagt Fraktionssprecherin Claudia Eser-Schuberth. Sie befürchten, dass so das Konzept Bürgerschloss torpediert werden könndenkmalgeschützte te. „Wir wollen nicht, dass der Bürgermeister entscheidet, wer reinkommt und wer nicht. Das muss nach Konzept entschieden werden. Und wir wollen nicht, dass das ganze Schloss mangels Belegung ein riesiges Museum oder am Ende wegen der hohen Kosten sogar privatisiert wird“, sagt sie.
Die Grünen haben außerdem die Sorge, dass sich Gruppen und Vereine die angestrebten Mieten im Schloss ohnehin nicht leisten können. So kalkuliert die Verwaltung für den Rittersaal bei privaten Veranstaltungen eine Raummiete von 600 Euro inklusive Nebenkosten. Für den Schlosssaal wären über 1000 Euro fällig, für den Hof 1100 und für die Stuckräume 330 bzw. 500 Euro. Für kulturelle Veranstaltungen sind die Tarife niedriger. Für Gruppen wie das Frauenforum sei dies nicht leistbar, geben die Grünen zu bedenken.
Allerdings sieht das Betriebskonzept der von der Stadt beauftragten Firma Actori auch 30 Veranstaltungen zu dem Begriff „Bürgerschloss“vor. Nach Ansicht der Verwaltung muss der Stadtrat noch festlegen, was darunter zu verstehen ist und zu welchen Kosten die Räume zur Verfügung gestellt werden. Denkbar sei sogar, die Räume in diesem Fall kostenlos zu überlassen. »Kommentar